England: Abtreibungsurteil gegen Willen der Mutter offenbar abgewehrt

Gesundheitsminister Matthew Hancock
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Eine umstrittene britische Gerichtsentscheidung, eine behinderte Frau gegen ihren Willen zur Abtreibung ihres Kindes zu zwingen, ist Berichten zufolge im Berufungsverfahren aufgehoben worden.

Die offenbar am 24. Juni getroffene Entscheidung des britischen Berufungsgerichts unter dem Vorsitz von drei Richtern bezieht sich nach einem Bericht der Agentur „AP" auf die „einzigartigen" Umstände des Falls.

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte eine Richterin des UK Court of Protection entschieden, dass Ärzte das Kind einer Frau mit einer Lernbehinderung und Affektivstörung abtreiben sollten – gegen den Willen der Mutter sowie deren Mutter, die sich um das Kind kümmern will.

Die Entscheidung hatte weltweit Empörung ausgelöst.

Ein Sprecher der britischen Lebensschutzorganisation Right To Life UK lobte zwar die Aufhebung des Urteils. Gleichzeitig betonte Clare McCarthy, dass dieses gar nicht erst hätte gefällt werden dürfen.

"Dies ist eine sehr begrüßenswerte Entscheidung, die das Leben des ungeborenen Kindes und der Mutter vor einer erzwungenen, späten Abtreibung bewahrt und ihr viel schreckliches Leid ersparen wird. Aber das schreckliche ursprüngliche Urteil hätte nie gefällt werden dürfen."

McCarthy betonte weiter: "Leider befürchten wir, dass dies kein Einzelfall ist".

"Wir fordern das Gesundheitsministerium auf, dringend zu untersuchen, wie viele Frauen in den letzten 10 Jahren zu einer Abtreibung im Vereinigten Königreich gezwungen wurden".

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Die Regierung müsse zudem erklären, wie so etwas in Zukunft in Großbritannien  verhindert wird.

In ihrem ursprünglichen Urteil, mit dem Richterin Nathalie Lieven die Abtreibung gegen den Willen der Schwangeren erzwingen wollte, bezeichnete die Richterin ihre Entscheidung als „im besten Interesse der Mutter".

Die Schwangere, die aus juristischen Gründen nicht öffentlich identifiziert werden darf, befindet sich "in ihren Zwanzigern" und steht unter der Obhut einer Stiftung des britischen National Health Service (NHS).

Die Ärzte der Stiftung wollen das Kind der Frau abtreiben und argumentieren, dass die Abtreibung für die Frau aufgrund ihrer verminderten geistigen Leistungsfähigkeit weniger traumatisch wäre als die Geburt, vor allem wenn das Baby dann in Pflegefamilien untergebracht würde.

Die Mutter der Frau machte den Ärzten und dem Gericht klar, dass sie selbst die Betreuung ihres Enkelkindes übernehmen würde.

Es wird angenommen, dass die schwangere Frau die geistige Leistungsfähigkeit eines Kindes im Grundschulalter hat. Sie ist Angaben zufolge katholischen Glaubens, und ihre Mutter ist Nigerianerin.

Frau Nathalie Lieven verhängte die ursprüngliche Entscheidung am 21. Juni vor dem englischen Court of Protection

Die Schwangere, die nicht namentlich identifiziert wurde, soll Mitte 20 sein und nigerianischer Abstammung. Sowohl sie als auch ihre Mutter sind katholischen Glaubens.

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Tausende Menschen hatten nach dem umstrittenen ersten Urteil eine Petition unterzeichnet, mit der der britische Gesundheitsminister Matthew Hancock aufgefordert wurde, in den Fall einzugreifen.

Auch zwei katholische Bischöfe in Großbritannien hatten sich gegen die Entscheidung ausgesprochen.

Die Online-Petition, die von Right to Life UK am 22. Juni gestartet wurde, hat seit ihrer Veröffentlichung über 75.000 Unterschriften erhalten.

Der katholische Politiker Jacob Rees-Mogg, Abgeordneter für Nordost-Somerset, sagte gegenüber der CNA: "Das ist äußerst beunruhigend, aber es gibt keinen parlamentarischen Weg, diese Entscheidung anzufechten."

Auch zwei katholische Bischöfe aus dem Vereinigten Königreich sprachen sich gegen die Entscheidung aus.

"Eine Frau zu einer Abtreibung gegen ihren Willen und den ihrer nahen Familie zu zwingen, verletzt ihre Menschenrechte, ganz zu schweigen von dem Recht ihres ungeborenen Kindes auf ein Leben in einer Familie, die sich für die Betreuung des Kindes eingesetzt hat", sagte Bischof John Sherrington, ein Weihbischof der Erzdiözese Westminster.

Sherrington fungiert als designierter Sprecher der Katholischen Bischofskonferenz von England und Wales in Lebensfragen.

Diese Geschichte entwickelt sich zur Stunde und wird laufend aktualisiert.