Papst Franziskus: "Gott bewahre uns vor heuchlerischem und anmaßenden Pietismus!"

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. Mai 2022.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. Mai 2022.
Daniel Ibañez / CNA Deutsch

CNA Deutsch / Daniel Ibañez

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Papst Franziskus fährt mit dem Papamobil vor der Generalaudienz auf dem Petersplatz vorbei an der jubelnden Menge.
Papst Franziskus fährt mit dem Papamobil vor der Generalaudienz auf dem Petersplatz vorbei an der jubelnden Menge.
CNA Deutsch / Daniel Ibañez

Bei der heutigen Generalaudienz hat Papst Franziskus seine Katechese über das Alter fortgesetzt. Dabei sprach der Heilige Vater vor allem über das Vorbild des Hiob aus dem Alten Testament, der trotz schwerer Verluste sein Gottvertrauen nie verloren habe.

Papst Franziskus: Gott überrascht mit Zärtlichkeit

Papst Franziskus sagte, Hiob sei ein "Zeuge des Glaubens, der sich nicht mit einer 'Karikatur' Gottes abfindet, sondern angesichts des Bösen seinen Protest herausschreit, bis Gott antwortet und sein Gesicht offenbart". Gott antworte "wie immer auf überraschende Weise" und mit "souveräner Zärtlichkeit". Der Heilige Vater weiter: "Wir müssen die Seiten dieses Buches gut lesen, ohne Vorurteile und Klischees, um die Kraft von Hiobs Schrei zu erfassen. Es wird uns gut tun, uns in seine Schule zu begeben, um der Versuchung des Moralismus angesichts der Verzweiflung und des Schmerzes, alles verloren zu haben, zu widerstehen."

Während Gott Hiob wieder aufrichtet, tadelt er die Freunde Hiobs, die sich anmaßten, alles zu wissen, erklärte Franziskus und weiter: "Gott bewahre uns vor diesem heuchlerischen und anmaßenden Pietismus!"

Hiob habe gut gesprochen, so der Pontifex, "weil er sich weigerte zu akzeptieren, dass Gott ein Verfolger ist". Das Buch Hiob sei ein Beispiel für das alltägliche Leben, in dem Personen, Familien oder Völker mit schweren Prüfungen konfrontiert werden. Papst Franziskus wörtlich:

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"Wir alle haben solche Menschen gekannt. Wir waren beeindruckt von ihrem Geschrei, aber wir haben auch oft die Standhaftigkeit ihres Glaubens und ihrer Liebe bewundert. Ich denke dabei an die Eltern von Kindern mit schweren Behinderungen, an diejenigen, die mit einer dauerhaften Behinderung leben, oder an das Familienmitglied von nebenan. Situationen, die durch die Knappheit wirtschaftlicher Ressourcen oft noch verschärft werden. Zu bestimmten Zeitpunkten in der Geschichte scheinen diese Lasten zu häufen. So war es in den letzten Jahren mit der Covid-19-Pandemie und so ist es jetzt mit dem Krieg in der Ukraine. Können wir diese 'Exzesse' als eine überlegene Rationalität der Natur und der Geschichte rechtfertigen? Können wir sie religiös segnen als gerechtfertigte Antwort auf die Schuld der Opfer, die sie verdient haben? Das können wir nicht."

"Die Alten sind unersetzlich"

Es gebe eine Art "Recht des Opfers, angesichts des Geheimnisses des Bösen zu protestieren", so der Papst weiter. Gott gewähre einem jeden dieses Recht, weil Gott selbst zu diesem "Protest" inspiriere. Diese Art des "Protestes" sei gar eine Form von Gebet, unterstrich Franziskus. Dieses Zeugnis sei besonders glaubwürdig, wenn ältere Menschen mit "fortschreitender Gebrechlichkeit" mit Verlusten umgehen müssen. Franziskus sagte:

"Die Alten haben viel gesehen! Und sie haben auch gesehen, wie widersprüchlich die Versprechen der Menschen sind. Männer des Rechts, Männer der Wissenschaft, sogar Männer der Religion, die den Verfolger mit dem Opfer verwechseln und letzterem die volle Verantwortung für ihr Leid zuschreiben."

Alte Menschen, die auf diese Art Zeugnis abgeben, seien "eine unersetzliche Garnison für die Gemeinschaft angesichts des Übermaßes des Bösen", so der Heilige Vater.

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