Papst Franziskus über Piusbrüder, Familiensynode, Migration und Islam

Papst Franziskus begrüßt Pilger auf dem Petersplatz am 16. Mai 2016.
CNA/Alexey Gotovskiy

Papst Franziskus hat die Piusbruderschaft (Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X, SSPX) als Katholiken bezeichnet, die auf dem Weg zur vollen Kommunion sind. In einem weitreichenden Interview mit der in Frankreich verlegten katholischen Zeitung La Croix sagte der Heilige Vater: "Sie lieben die Kirche", und bestätigte mit Blick auf die Versöhnung, dass diese auf einem "guten Wege" sei. Außerdem sprach der Papst über Amoris Laetitia, "echte Synodalität", die Migrationskrise in Europa und den Umgang mit dem Islam.

Über sein Treffen mit dem Generaloberen der SSPX, Bischof Bernard Fellay Anfang April sagte Franziskus, dieser sei "ein Mann, mit dem man einen Dialog führen kann". Er sei kein Radikaler, wie etwa der – aus der Piusbruderschaft ausgeschlossene – Bischof Richard Williamson.

Franziskus bestätigte weiter, er sei möglicherweise bereit, der Piusbruderschaft eine Personalprälatur anzubieten; doch bis dahin müsse es erst zu einer grundsätzlichen Einigung kommen. "Das Zweite Vatikanische Konzil hat seinen Wert. Wir werden langsam und geduldig fortschreiten", so Franziskus.

Familiensynoden, Amoris Laetitia und "echte Synodalität"

In weiteren Punkten sprach der Papst mit Guillaume Goubert und Sébastien Maillard über den Ausgang der Familiensynoden, deren Prozesse inhaltlich umstritten und Abläufe von Vorwürfen der Manipulation bisweilen überschattet wurden: "Ich denke, dass wir alle aus den verschiedenen Prozessen als andere Menschen herauskamen, als die wir hineingegangen sind. Auch ich."

Das Ergebnis des mehrjährigen Aufwands, das nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia, bezeichnete der Papst gegenüber La Croix als "friedliche Reflektion über die Schönheit der Liebe, darüber, wie man Kinder erzieht, sich auf die Ehe vorbereitet".

Darüber hinaus müsse die Kirche über "echte Synodalität nachdenken, oder zumindest die Bedeutung katholischer Synodalität. Die Bischöfe sind cum Petro, sub Petro (mit Petrus und unter Petrus, Anm.d.R)."

Das Zweite Vatikanische Konzil habe das Ideal einer synodalen und bischöflichen Kommunion beschrieben. Dieses müsse entwickelt werden, so Franziskus.

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Migration und Europa

Mit Verweis auf die Aktion des Papstes, 12 muslimische Flüchtlinge von seinem Kurztrip nach Lesbos im eigenen Flugzeug nach Rom mitzunehmen, fragte La Croix, ob Europa überhaupt die Kapazitäten habe, so viele Migranten aufzunehmen. "Das ist eine faire und verantwortliche Frage", antwortete Franziskus, "denn man kann nicht die Türen unvernünftig weit öffnen."

Gleichzeitig sei für ihn die tiefere Frage, warum es so viele Migranten gebe. Schuld daran seien vor allem die Kriege im Nahen Osten und Afrika. Und Schuld an diesen seien Waffenhersteller und "vor allem Waffenhändler". Außerdem brauche Afrika mehr Investment, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Migranten müssten in Europa integriert werden, statt in Ghettos zu leben, so der Papst.

Islam und Islamischer Staat

In Antwort auf die Frage, welche Rolle der Islam in diesem Zusammenhang spiele, sagte der Papst:

"Ich denke, heute ist es nicht so sehr eine Angst vor dem Islam, als vor dem Islamischen Staat und seinem Eroberungskrieg, der sich teilweise aus dem Islam nährt. Es ist wahr, dass der Gedanke der Eroberung zur Seele des Islam gehört. Aber so ist es auch möglich, das Ziel im Matthäus-Evangelium zu interpretieren, wo Jesus seine Jünger zu allen Völkern sendet, im Sinne der gleichen Idee der Eroberung (gemeint ist Mt 28,19-20, Anm.d.R.)."

Eine friedliche Koexistenz zwischen Christen und Muslimen sei "immer noch möglich", so Franziskus.

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