Protest gegen Bundesverdienstkreuz für Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx am 24. Februar 2019 in Rom
Daniel Ibanez / CNA Deutsch

Betroffene sexuellen Missbrauchs haben mit Protest und Unverständnis auf die Ankündigung reagiert, dass Kardinal Reinhard Marx mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden soll. 

Das berichten mehrere Medien. 

In einem Offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fordert der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln, die geplante Auszeichnung des Kardinals zurückzunehmen.

Die Ehrung des Münchner Erzbischofs stelle "alles in Frage, wofür wir kämpfen und arbeiten", heißt es in dem Schreiben, das Peter Bringmann-Henselder für den Betroffenenbeirat unterzeichnet hat und das nach seinen Angaben von den übrigen Mitgliedern abgezeichnet wurde. 

"Andernfalls sollten alle, die für ihre Verdienste um die Opfer sexualisierter Gewalt bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen haben, dieses zurückgeben, da es seinen eigentlichen Wert, die Ehrung einer verdienstvollen Tätigkeit, mit der Verleihung an Kardinal Marx verlieren wird".

Bringmann-Henselder ist selber Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er werde diesen Orden zurückgeben, sollte es zur Verleihung an Marx kommen.

"Es ist uns nicht verständlich, wie Sie Herrn Kardinal Marx das Bundesverdienstkreuz verleihen  können, einem Mann, der nach wie vor in der Kritik steht, Fällen sexualisierter Gewalt in seinem früheren Bistum Trier nicht konsequent nachgegangen zu sein und dem man in diesem Zusammenhang Vertuschung vorwirft", heißt es in dem Brief. Ebenso habe der Kardinal ein Gutachten "hinsichtlich der Fälle sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freising-München, welches im Jahr 2010 veröffentlicht werden sollte, nach dem  Vorzeigen sang- und klanglos im Tresor verschwinden lassen".

Der Inhalt dieses Gutachtens sei "bis heute der Öffentlichkeit nicht zugänglich, ganz im Gegensatz zu dem Gutachten des Erzbistums Köln", so der Brief weiter.

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Marx habe sich bislang nicht zu dem Protest gegen die Auszeichnung geäußert, die für kommenden Freitag geplant war, meldete das "Neue Ruhrwort". Der tatsächlich bis heute nicht veröffentlichte Untersuchungsbericht sei unter Verschluss, berichtete das "Domradio" heute. Für diesen Sommer plane das Erzbistum München-Freising eine neue Studie zu veröffentlichen, die die Fälle sexualisierter Gewalt zwischen 1945 und 2019 dokumentieren soll.

In dem Offenen Brief an den Bundespräsidenten erklärt der Beirat: "Wir setzen uns für die Betroffenen sexualisierter Gewalt durch Mitglieder der katholischen Kirche ein, für die Aufklärung der Vertuschung durch hohe geistliche Würdenträger und für die Anerkennung des Leids, was den Betroffenen widerfahren ist".

In diesem Zusammenhang werde die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Pater Klaus Mertes und Matthias Katsch, die erst vor kurzem erfolgte, ad absurdum geführt. "Diesen beiden wurde zu Recht die Ehrung zuteil, weil sie sich seit Jahren für die Betroffenen sexualisierter Gewalt einsetzen", heißt es in dem Brief.

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