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Tagebuch zum "Synodalen Weg": Wo sind Respekt und Freundlichkeit?

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Wie ermüdend! Eine in der synodalen Versammlung präsente Mehrheit, die redet, zerredet – und Widerrede nur schnaubend duldet. Und dann das stundenlange Sitzen am PC. Da würde ich manche Stunde viel lieber durch eine Online-Anbetung eintauschen. Aber das dürfte bei einem Wunsch bleiben auf dem Synodalen Weg. Natürlich ist es besser, sich als Synodalversammlung digital zu sehen und auszutauschen als gar nicht. Wir haben auch das Beste aus dem Online-Format herausgeholt. Formell und organisatorisch war alles okay. Und mit dem "Einhalt" wollten die Organisatoren etwas Geistliches mit reinbringen. Eine Verschnaufpause. Immerhin.

Ansonsten ist Tempo angesagt. Die Synodalen haben es eilig, zu langsam geht es voran, immer noch liegen teilweise keine fertigen Vorlagentexte auf dem Tisch, Beschlüsse stehen aus. Die Veränderungen können vielen nicht schnell genug kommen. Dass da kritische Stimmen nicht gern gehört werden, ist klar. Immer noch habe ich den Eindruck, dass die "Macher" des Synodalen Weges die gesetzten Ziele ohne Wenn und Aber verfolgen als sei es automatisch klar, dass dies der Wille Gottes ist. Ohne echte geistliche Tiefe und eine ringende Suche nach Gottes Willen, sondern ein Kreisen um das, was das eigene Ich bzw. was im Mainstream floatet (die Kirche müsse mit den Entwicklungen der "Welt" unter Aufgabe zentraler Glaubensinhalte anpassen, so der Tenor), bewegt sich der Synodale Weg aber allenfalls im Vorgarten des Glaubens.

Ich muss immer an Mutter Theresa denken, die, wenn viel und Wichtiges zu tun war, die Anbetung verlängert hat. Jedenfalls ging nichts auf Kosten einer echten Begegnung mit dem Herrn. Davon würde ich mir auf dem Synodalen Weg mehr wünschen wie auch, dass wir mehr Maria, die Mutter Gottes und Königin der Kirche, mit einbeziehen, sie als katholische Kirche um Hilfe und Fürsprache bitten, damit wir hören lernen, Gottes Flüstern besser verstehen und richtig einordnen. Und am besten auch einander besser zuhören lernen, denn die Positionen derjenigen Teilnehmer, denen die Lehre der Kirche am Herzen liegt, wird nach wie vor nur wenig gewürdigt – als vermeintlich zu rückständig, zu sehr am Lehramt orientiert angesehen, das ebenfalls in Frage gestellt und ganz grundlegend neu in die Struktur einer "demokratisierten" Kirche eingeordnet werden soll.

Schon zu Beginn der Sitzung hat ZdK-Präsident Sternberg den Pfeil in diese Richtung abgeschossen als er durchblicken ließ, man wolle schon die Einheit wahren und zugleich Tempo machen, aber manche würden "Entscheidungen nach vorn schieben", indem sie von einer "Protestantisierung" (was das überhaupt sein solle – fragte er) u.ä. und davon sprechen würden, dass der Synodale Weg zu überdenken sei. 

Ich dachte, Dialog und Reibungen seien erwünscht wie es die Organisatoren immer wieder bemüht betonten. Aber Theorie und Praxis liegen bekanntlich weit auseinander. Und so zeigte sich auch im Workshop "Geschlecht und Heil. Geschlechtergerechte Christusrepräsentanz" die Ablehnung der eher lehramtstreuen Ansicht: Einige Teilnehmer haben die fundierten Aussagen von Prof. Jan-Heiner Tück, dessen Artikel "Den Bräutigam darstellen" Grundlage des Gesprächs war, einfach vom Tisch gewischt. Ich war dankbar zu lesen, dass ein Diözesan-Vertreter, auch Teilnehmer des Workshops, dies in einer Email an das Synodal-Büro kritisiert hat.

Es drängt sich der Eindruck auf, man wolle uns, die wir anders denken, mundtot machen; wenn auch nicht mehr so plump, dass uns einfach das Wort abgeschnitten wird, sondern viel subtiler: Wie differenziert und auf Einheit und Kompromiss hin angelegt theologische Argumente derjenigen, die den Glaubensschatz der Kirche wahren wollen, formuliert werden, um soviel wie möglich oder zumindest einen Anschein von Einheit zu wahren. So wird auch der Anschein zu wecken versucht, als wäre alles, was die Mehrheit bei der Veranstaltung des Synodalen Weges fordert, nicht nur theologisch stichfest abgesichert, sondern würde auch dem Stifterwillen Christi entsprechen! Ganz ehrlich? Das ist nicht ehrlich. Mit dem öffentlich bekundeten Appell an die Synodalen, auf andere Argumente zu hören, ist es jedenfalls nicht weit her. Manche Themen und gewichtige Argumente werden allzu gern beiseitegeschoben und unter den synodalen Tisch gekehrt. 

Dabei hat sich der Synodale Weg doch die Synodalität auf die Fahnen geschrieben! Das Aufeinanderhören und Einander-verstehen-wollen, freundliches Nachfragen, wenn man nicht sicher ist, etwas richtig begriffen zu haben oder wenn auf Unstimmigkeiten in bestimmten Begründungen hingewiesen wird – dies alles vermisse ich. Argumentation, die nicht in den Regieplan passen, da wird draufgehauen. Wo ist auch der Geist von Respekt und Freundlichkeit auf dem Synodalen Weg? Der Geist der Unterscheidung generell? Andersmeinende unfreundlich maßregeln ist nicht das, was uns zu Christen macht und von der Welt unterscheidet. Wie wollen wir als gesamte Kirche glaubwürdig auftreten, wenn wir nicht selbst üben, die Liebe zu leben – mit Fallen, Aufstehen und Vergeben? Da wird auch die Missbrauchsaufarbeitung nicht viel helfen, wenn wir so miteinander umgehen.

Es lässt sich nicht mehr leugnen, dass auf dem Synodalen Weg zwei Weltbilder und Glaubensauffassungen aufeinanderprallen: Gender versus Schöpfungsgedanke, der Mann Jesus versus den Menschen Jesus, Gleichmacherei versus die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, wie sie in der Schöpfungsgeschichte beschrieben steht und wie Gott sie gewollt hat – wie dies im Übrigen auch logisch ist, denn ein Leib, der keine Glieder hat, weil alle nur Auge oder nur Arm sein wollen, ist verstümmelt.

Wie dankbar war ich, dass einer der Beobachter, der Bischof von Kopenhagen, unter anderem von der Sorge der skandinavischen Länder in Bezug auf den Synodalen Weg sprach und ein anderer darauf hinwies, dass wir Deutschen doch eigentlich die Weltkirche mehr miteinbeziehen sollten, schließlich habe sie bei gewichtigen Entscheidungen, die die Glaubenssubstanz berühren, mitzureden. Richtig, den Stifterwillen und das Vermächtnis Jesu dürfen wir nicht verflachen oder verfälschen. Aber es werden alle erdenklichen Wegen gesucht, um es eben doch möglich zu machen. 

Da bin ich doch sehr dankbar und froh, dass jeder Kampf, der immer auch ein geistlicher ist, letztlich Gottes Sache ist. Und kann nur beten: Herr ich danke Dir, dass Du uns kennst und liebst und nie im Stich lässt. Du siehst auch die vielen Synodalen, die sicher das Gute wollen für Deine Kirche. Schenk‘ uns allen Deinen Blick auf Deine Kirche, Deine Liebe zu ihr und ein treues Herz in Bezug auf Dein Vermächtnis. Ich glaube ganz fest daran, dass Deine Kirche irgendwann durch den Heiligen Geist aus dem Schlaf gerissen wird. 

Sämtliche Tagebucheinträge von Dorothea Schmidt zum "Synodalen Weg" finden Sie hier in der Übersicht.

Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.  

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