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Papst Franziskus betet für verfolgte Christen: „Es wird immer Märtyrer unter uns geben"

Marienstatue, die bei Kämpfen in einem christlichen Viertel zerstört wurde
Innenraum der Kathedrale in Ouagadougou, Burkina Faso
Mutter mit ihren Kindern in einem Flüchtlingscamp in Burkina Faso
Laurent Birfuoré Dabiré, Bischof von Dori in Burkina Faso

Während Papst Franziskus weiterhin gesundheitliche Probleme zu schaffen machen, ruft er in einem neuen Video dazu auf, für die verfolgten Christen zu beten. Besonders in Haiti und Burkina Faso spitzt sich die Lage für die Kirche dramatisch zu. Rom-Korrespondent Rudolf Gehrig berichtet.

Schon seit mehreren Wochen wird Papst Franziskus von einer hartnäckigen Atemwegserkrankung geplagt. Am vergangenen Samstag musste er die geplanten Termine absagen. Am Sonntag konnte er zum traditionellen Angelusgebet zwar wieder am Fenster des Apostolischen Palastes stehen, doch mit Rücksicht auf die Gesundheit ließ es der Heilige Vater zu Beginn dieser Woche erst einmal ruhig angehen. Auch am Montag wurden die Termine und Audienzen abgesagt, laut Presseamt litt Franziskus unter „grippeähnlichen Symptomen ohne Fieber“.

Mittlerweile hat der Papst das Tagesgeschäft wieder aufgenommen. Nach der Mittwochsaudienz musste Franziskus in die Gemelli-Klinik auf die Tiberinsel zu einer Untersuchung, konnte jedoch danach wieder in den Vatikan zurückkehren, wie das Presseamt des Heiligen Stuhls mitteilte. Abzuwarten bleibt noch, welchen liturgischen Feiern der Papst in der bald anstehenden und sehr intensiven Karwoche selbst vorstehen wird.

Eine Übersicht über die „Krankenakte“ des Heiligen Vaters finden Sie hier.

Attacken in Burkina Faso: Kein „Religionskrieg“?

Ebenfalls am Mittwoch wurde das neue „Video vom Papst“ veröffentlicht. Jeden Monat erscheint ein neues Video der Vatikan-Initiative, die die Gebetsanliegen von Papst Franziskus weltweit verbreiten will. Das Anliegen des Papstes für den Monat März lautet: „Lasst uns beten, dass diejenigen, die in verschiedenen Teilen der Welt ihr Leben für das Evangelium riskieren, die Kirche mit ihrem Mut und ihrer missionarischen Tatkraft erfüllen. Und dass sie offen sind für die Gnade des Martyriums.“

In der Tat ist die Christenverfolgung weiterhin eine traurige Realität. Erst am vergangenen Sonntag, dem 25. Februar, wurden in Burkina Faso bei einem Angriff in der Stadt Essakane, in der Diözese Dori, fünfzehn Christen getötet und zwei weitere verletzt. Der Anschlag ereignete sich während des Sonntagsgebets. Nach Angaben des Generalvikars der Diözese wurden 12 Gläubige noch am Ort des Anschlags getötet, drei weitere Opfer erlagen später ihren Verletzungen.

In einem Telegramm drückte Papst Franziskus sein Mitgefühl aus und sagte, dass „Hass nicht die Lösung für Konflikte“ sei. „Seine Heiligkeit drückt auch der muslimischen Gemeinschaft seine Trauer über den Angriff auf eine Moschee in Natiaboani aus“, heißt es in dem Schreiben weiter. Wie bekannt wurde, ist an jenem Wochenende auch eine Moschee Ziel eines Angriffs geworden.

Der Bischof von Dori, Laurent Birfuoré Dabiré, sagte am Donnerstag in einem Telefoninterview mit Radio Vatikan, dass der Angriff auf die Moschee ein Beleg dafür sei, dass die Angriffe nicht gegen Christen an sich gerichtet seien. „Sie haben uns nicht angegriffen, weil wir Christen sind. Am selben Tag wurde auch eine Moschee angegriffen und ungefähr die gleiche Zahl Menschen getötet. Ich denke, es handelt sich hier um den Versuch, die Leute glauben zu lassen, es gebe interreligiöse Probleme, einen Krieg der Religionen. So ist es aber nicht. Die Terroristen wollen die Religion missbrauchen und Verwirrung schaffen und die Gemeinden, die friedlich zusammen leben, gegeneinander aufstacheln.“ Er sei sich sicher, dass es in seinem Land keine Christenverfolgung gebe, wird der Bischof von Vatican News zitiert

Islamistischer Terror in Burkina Faso

Dennoch wird deutlich, dass sich die Sicherheitslage in Burkina Faso in den letzten Jahren drastisch verschlechtert hat. Die Konfliktbeobachtungsstelle ACLED registrierte im Jahr 2023 für Burkina Faso rund 1.700 bewaffnete Angriffe und 8.000 Tote. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ teilte außerdem mit, dass vor allem Christen ins Visier islamistischer Terrorgruppen geraten. Die Gewalt in diesem Land müsse man zudem als Teil eines umfassenderen Konflikts sehen, der mehrere Länder in der Sahelzone, darunter Mali, Tschad, Niger und Nigeria, beträfe.

„Kirche in Not“ hatte nach den jüngsten Attacken am vergangenem Mittwoch eine Pressekonferenz mit Bischof Justin Kientega organisiert, der das Bistum Ouahigouya im Norden von Burkina Faso leitet. Anders als sein Amtsbruder Laurent Birfuoré Dabiré sprach Kientega durchaus von „Christenverfolgungen“ in seinem Land.

So hätten mehr als eine Million Menschen bereits ihre angestammte Heimat verlassen müssen, weil dschihadistische Gruppen Druck auf sie ausgeübt hätten. „Die Freiheit unserer Religionsausübung ist eingeschränkt“, sagte der Bischof in der Pressekonferenz. „In einem Dorf heißt es, es sei okay auch öffentlich zu beten, aber wir dürfen keine Katechesen halten. In einem anderen Dorf heißt es dann, nein, ihr dürft nicht einmal in die Kirche gehen.“

„Wir hatten eigentlich nie Probleme mit den Muslimen. Die radikalen Muslime sind jedoch ein Problem, die den anderen Muslimen einreden, dass es nicht gut sei, freundlich zu den Christen zu sein“, so Kientega weiter. Bildungsangebote würden häufig abgelehnt mit dem Hinweis, dass man die „westliche Bildung“ verabscheue.

Er berichtete, dass erst kürzlich eine Marienprozession gestoppt wurde. Die Angreifer zerstörten die Statue und richteten dann unter den Gläubigen ein Blutbad an. Immer wieder würden Katecheten verschleppt werden, ein Priester sei sogar während der eucharistischen Anbetung regelrecht hingerichtet worden. Ein weiterer Priester seiner Diözese sei vor vielen Jahren gekidnappt worden. Bis heute wisse er nicht, ob der Mann noch lebe und wo er sich befindet.

„Die Angreifer bestehen darauf, dass nur der Islam praktiziert wird“, sagte Kientega. Besonders junge Muslime würden instrumentalisiert und teilweise sogar unter Drogen gesetzt werden, bevor sie auf Motorrädern in die Dörfer fahren und Terroranschläge verüben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Hinzu kommen ethnische Konflikte. Der Staat tue sein Bestes, unterstrich der Bischof, bringe Essen und Hilfsmittel in die Dörfer. Doch er selbst habe als Kirchenvertreter kaum Einfluss auf die politische Situation. „Sie wissen vermutlich mehr darüber als ich“, sagte Justin Kientega gegenüber Journalisten.

„Der Papst ist uns sehr nahe“

Unterdessen bewiesen viele Christen in Burkina Faso einen erstaunlichen Mut und eine unglaubliche Opferbereitschaft, wie der Bischof von Ouahigouya weiter ausführte. Weil viele ausländischen Hilfsorganisationen durch die Terrorgefahr abgeschreckt werden, im Land tätig zu werden, sei man für die Unterstützung durch „Kirche in Not“ und den Vatikan umso dankbarer, sagte Bischof Justin Kientega.

Auch die Christen vor Ort seien sehr hilfsbereit und unterstützten die Binnenvertriebenen nach besten Kräften, die aus anderen Teilen des Landes vor der Gewalt fliehen.

„Bei den Angriffen werden Christen oftmals vor die Wahl gestellt, zum Islam zu konvertieren. In dieser Situation haben viele Christen akzeptiert zu sterben und sich geweigert, die Kreuze abzuhängen oder andere Wege gefunden, zu beten und ihren Glauben zu praktizieren“, berichtete Kientega.

Allein gelassen vom Rest der Weltkirche fühlten sich die Menschen jedoch nicht. Der Papst lasse sich über den Nuntius regelmäßig über die neuesten Entwicklungen benachrichtigen. Auch, dass er die Katholiken weltweit immer wieder dazu aufrufe, für die verfolgten Christen zu beten, gebe den Menschen Kraft. „Er weiß genau, was bei uns los ist, es ist ihm nicht gleichgültig“, so Kientega wörtlich. „Jedes Mal, wenn einer von uns in Rom ist, versichert er uns, dass er für uns betet.“

Zudem unterstütze der Vatikan die Menschen in Burkina Faso auch ganz konkret über die Nuntiatur. Der Bischof sagt: „Der Papst ist gar nicht so weit weg. Wir fühlen, dass er uns sehr nahe ist.“

Eine düstere Prophezeiung

Allerdings verschlimmert sich auch an anderen Orten die Situation für Christen. Zwei Tage vor dem jüngsten Terroranschlag in Burkina Faso wurden in Haiti sechs Ordensleute und ein Priester entführt. Die Verbrechen ereigneten sich in Port-au-Prince, der Hauptstadt des Landes. Sechs Mitglieder der Kongregation der Herz-Jesu-Brüder wurden entführt, als sie auf dem Weg zur Schule waren, die von dem Orden geleitet wird. Ein Lehrer, der sie begleitete, wurde ebenfalls entführt.

Am selben Tag wurde in Port-au-Prince außerdem ein Priester verschleppt, kurz nachdem er die Morgenmesse gehalten hatte. Auch einige Gläubige wurden entführt, aber noch am selben Tag wieder freigelassen.

Das Gebetsanliegen von Papst Franziskus für diesen Monat bleibt also hochaktuell. Es klingt fast schon wie eine düstere Prophezeiung, wenn der Heilige Vater in seinem jüngsten Video sagt:

„Brüder und Schwestern, es wird immer Märtyrer unter uns geben. Sie sind das Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Jemand, der sich auskennt, hat mir gesagt, dass es heute mehr Märtyrer gibt als zu Beginn des Christentums. Der Mut der Märtyrer, das Zeugnis der Märtyrer, ist ein Segen für alle.“

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