Vatikanstadt, 27 Juni, 2019 / 12:15 AM
Kardinal Walter Brandmüller hat das vor zehn Tagen veröffentlichte Arbeitsdokument der Amazonas-Synode scharf kritisiert und vor der Gefahr eines Abfalls vom Glauben gewarnt. Unterdessen laufen - zum Teil hinter verschlossenen Türen - die Vorbereitungen für das Bischofstreffen im Oktober auf Hochtouren. Eine Schlüsselrolle spielen dabei offenbar deutsche Prälaten und Theologen.
Das Arbeitspapier der Amazonas-Synode, so das vernichtende Fazit von Kardinal Brandmüller in seiner heute von mehreren Webseiten veröffentlichten Kritik, mute in seiner jetzigen Fassung "der Bischofssynode und schließlich dem Papst einen schwerwiegenden Bruch" mit dem Depositum Fidei - dem Glaubensgut der Kirche - zu.
Mehr noch, so der ehemalige Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft mit warnenden Worten:
Ein solcher Bruch bedeute "in der Konsequenz Selbstzerstörung der Kirche bzw. deren Verwandlung vom Corpus Christi mysticum in eine säkulare NGO mit öko-sozio-psychologischem Auftrag".
In der im Synoden-Papier postulierten Dogmenentwicklung sieht der deutsche Kurienkardinal in seiner Kritik eine Abkehr von der katholischen Lehre, wie sie unter anderem in Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils bekräftigt werde.
"Es ist mit Nachdruck festzuhalten, dass das 'Instrumentum laboris' in entscheidenden Punkten der verbindlichen Lehre der Kirche widerspricht, und darum als häretisch zu qualifizieren ist. Sofern sogar die Tatsache der Göttlichen Offenbarung in Frage gestellt bzw. missverstanden wird, ist darüber hinaus von Apostasie zu sprechen."
In der am heutigen 27. Juni veröffentlichten Kritik Kardinal Brandmüllers werden vier Kernpunkte des Instrumentum Laboris kritisiert. Ein Abschnitt befasst sich mit der Frage einer Abschaffung des Zölibats und der Einführung eines Frauenpriestertums; ein weiterer thematisiert die Frage, ob der "sakramental-hierarchische Charakter der Kirche" geleugnet werde. Auch der Umgang mit Naturreligionen wird von dem 90-jährigen Kurienkardinal scharf kritisiert.
Den vollen Wortlaut des fünfseitigen Schreibens lesen Sie hier.
Schlüsseltreffen
Der offizielle Titel der "Panamazonas-Synode" ist "Neue Wege für die Kirche und die integrale Ökologie". Drei Wochen lang wird, vom 6. bis 27. Oktober, dabei offiziell über die Lage im Amazonas gesprochen werden, anhand des Instrumentum Laboris.
Der Generalsekretär des Treffens der Bischöfe wird – wie bei den bisherigen Synoden unter Papst Franziskus – Kardinal Lorenzo Baldisseri sein. Der italienische Kurienkardinal sagte am 17. Juni vor Journalisten, dass neben mehreren Behördenleitern des Vatikans alle Bischöfe der neun kirchlichen Amazonasregionen teilnehmen werden. Dies sind die Nationen Bolivien, Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela, Französisch-Guayana, Guayana und Suriname.
Darüber hinaus sollen als Auditoren auch Vertreter anderer Religionen, indigener Stämme sowie mehrere Experten am Treffen beteiligt werden.
Weniger Vertreter der betroffenen Regionen als eine Zahl prominenter Prälaten und Theologen aus Deutschland war bei einem hochkarätigen Beratungsgespräch in Rom am 25. Juni anwesend. Das berichtete der Vatikanist Edward Pentin im "National Catholic Register" mit Verweis auf Angaben von Papstsprecher Alessandro Gisotti. Dieser teilte mit, es habe sich um ein "Studientreffen" von REPAM gehandelt, dem Pan-Amazonischen Kirchlichen Netzwerk. Pentin veröffentlichte eine Liste aller Teilnehmer des Treffens.
Neben Kardinal Walter Kasper, der "wegen seiner theologischen Kompetenz" dabei gewesen sei, wie es das Portal der deutschen Bischofskonferenz formulierte, nahmen an dem Treffen unter anderem der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck teil, der auch Vorsitzender des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat ist, der emeritierte Amazonas Bischof Erwin Kräutler sowie eine Reihe deutscher Theologen.
Außerdem anwesend: Der Synoden-Sekretär Lorenzo Baldisseri sowie der brasilianische Kardinal Claudio Hummes. Letzterer wird die Rolle des Generalrelators der Synode ausüben. Ihn unterstützen der spanische Dominikanerpater David Martínez de Aguirre Guinea, der als Apostolischer Vikar von Puerto Maldonado in Peru fungiert, sowie der tschechische Jesuitenpater Michael Czerny, der Untersekretär der Migranten-Sektion des "Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen" im Vatikan ist.
Ein Beobachter kommentierte angesichts der Stellungnahmen aus dem Vatikan und der Berichterstattung gegenüber CNA Deutsch, nach den zum Teil tumultartigen Familiensynoden, die eine bis heute ungelöste Kontroverse um Amoris Laetitia ausgelöst haben, stehe der Kirche offenbar ein "heisser Herbst" ins Haus.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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