Washington, D.C., 17 Februar, 2020 / 7:10 AM
In einem exklusiven Interview mit der Catholic News Agency (CNA) hat Kardinal Joseph Zen, Bischof emeritus von Hong Kong, über das Abkommen des Vatikans mit dem Regime in China, seine Beziehung zu Papst Franziskus und dessen Verhältnis zum Kommunismus gesprochen. Weitere Themen: Die Rolle von Kardinal Pietro Parolin sowie die Lage der katholischen Christen in der Volksrepublik.
Zen war in Washington, um sich mit Vertretern des US-Kongress zur Situation auszutauschen. Anschließend sprach er mit Matt Hadro von CNA in Washington.
Keine neuen Priester
"Die Kirche wird immer schlimmer verfolgt", so Zen. Sowohl die Untergrundkirche als auch die offiziell anerkannte – der kommunistischen Partei unterstellte – "Patriotische Katholische Kirche". Tatsächlich sei die Untergrundkirche dazu verdammt, zu verschwinden.
"Warum? Weil der Heilige Stuhl nicht hilft. Die alten Bischöfe sterben, es gibt keine 30 Bischöfe mehr in der Untergrundkirche, und es werden keine neuen geweiht".
"Wir hoffen aber, dass der Glaube in den Familien überleben wird. Deshalb müssen wir sagen: "Zurück in die Katakomben!"
Die Kommunistische Partei zwinge die "Patriotische Kirche" dazu, in ihren Kirchen das Konterfei von Präsident auf Lebenszeit Xi Jinping aufzuhängen. "Das Feiern von Weinachten ist verboten" – in ganz China, betont Zen. Jugendlichen unter 18 Jahren werde vielerorts der Zutritt zur Kirche verboten.
"Habe nichts zu gewinnen oder verlieren"
Er selber könne mittlerweile nicht mehr direkt Gläubige in der Volksrepublik kontaktieren – "das ist zu gefährlich für die".
"Aber manchmal schaffen es Leute nach Hong Kong, um mich zu treffen, und sie weinen: 'Was können wir tun?' Ich sage: 'Was kann ich für Euch tun? Ich kann nichts tun. Meine Stimme wird im Vatikan nicht gehört."
Zen hat wiederholt das sogenannte "vorläufige Abkommen" des Vatikans mit China scharf kritisiert. Der im September 2018 vereinbarte Deal regelt die Ernennung von Bischöfen. Wie, ist jedoch unklar: Der Inhalt des Abkommens wurde nicht veröffentlicht. "Ich bin ein chinesischer Kardinal, und selbst ich weiß nicht, was drin steht", bemerkte Zen am vergangenen Wochenende in Washington.
Nicht Kommunisten wie in Südamerika
Er habe nichts gegen Papst Franziskus, betont Hong Kongs Bischof emeritus gegenüber CNA – und dieser sei auch ihm gegenüber immer besonders liebevoll aufgetreten. "Wenn man ihn nach Kardinal Zen fragt, antwortet der Papst 'Er ist ein guter Mann.' Er sagt: 'vielleicht ist er ein wenig ängstlich, in seinem Alter...' In meinem Alter? Ich bin alt, ich bin 88 Jahre alt, aber das Alter hilft mir, furchtlos zu sein. Denn ich habe nichts zu gewinnen, und nichts zu verlieren."
Der Papst weiß nicht viel über China. Und er mag einige Sympathie für die Kommunisten haben, denn in Südamerika sind die Kommunisten die Guten, sie ringen um soziale Gerechtigkeit. Aber nicht die chinesischen Kommunisten. Sie sind Verfolger."
Daher sei die Situation aus menschlicher Sicht für die Kirche hoffnungslos, fährt der Kardinal fort.
"Denn wir können immer damit rechnen, dass die Kommunisten die Kirche verfolgen, aber nun bekommen [Katholiken] keine Hilfe aus dem Vatikan. Der Vatikan hilft der Regierung, ergiebt sich, liefert sich völlig aus".
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Der Papst sei in Ordnung, "ganz ehrlich", so der chinesische Kardinal. "Aber ich kämpfe mit [Kardinal Pietro] Parolin, denn von dem kommen schlechte Sachen. Von ihm. Er ist immer noch so, so, so optimistisch über die sogenannte 'Ostpolitik', den Kompromiss. Aber es kann keinen Kompromiss geben: Sie wollen die totale Kapitulation – das ist Kommunismus."
Der Vatikan habe also "alles verloren und nichts bekommen. Ich kann nicht verstehen, warum sie so etwas tun würden", so Zen weiter. "Ich bin sicher, dass der Papst die gute Absicht hat, etwas Raum zu gewinnen, eine Atempause, und vielleicht können Sie eines Tages etwas Besseres bekommen. Okay. Aber Parolin, der Staatssekretär, er weiß sehr gut, wer die Kommunisten sind: Mit den Kommunisten kann man nicht verhandeln, man bekommt nichts".
"Ich sage immer: Kannst du dir vorstellen, dass der heilige Josef mit Herodes verhandeln würde, um das Jesuskind zu retten? Auf keinen Fall, auf keinen Fall. Der will es nur umbringen."
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