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Kardinal Müller fordert Papst Franziskus auf, in Deutschland zu intervenieren

Kardinal Gerhard Ludwig Müller in Manoppello am 20. Januar 2019

Kardinal Gerhard Müller hat Papst Franziskus am Montag aufgefordert, angesichts der Protestaktionen und Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in deutschen Diözesen einzugreifen. Das berichtet die Catholic News Agency (CNA).

"Um der Wahrheit des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen darf Rom nicht schweigend zusehen und hoffen, dass die Dinge nicht allzu schlimm werden oder dass die Deutschen mit taktischer Finesse und kleinen Zugeständnissen befriedet werden können. Wir brauchen eine klare Grundsatzerklärung mit praktischen Konsequenzen", schrieb Kardinal Müller, emeritierter Präfekt der Glaubenskongregation und ehemaliger Bischof von Regensburg, in einem Aufsatz für die US-amerikanische Zeitschrift "First Things".

"Das ist notwendig, damit der Rest der katholischen Kirche in Deutschland nach fünfhundert Jahren der Spaltung nicht zerfällt, mit verheerenden Folgen für die Weltkirche", so Müller weiter.

Der Kardinal erinnerte daran, dass die Kirche von Rom den Primat habe, nicht so sehr "wegen der Vorrechte des Stuhls Petri", und schon gar nicht in einer Weise, als könne der Amtsinhaber tun, "was er will", sondern in erster Linie "wegen der ernsten, ihm von Christus übertragenen Pflicht des Papstes, die Einheit der Weltkirche im geoffenbarten Glauben zu wahren".

Zu den von Priestern und Bischöfen in Deutschland um den 10. Mai abehaltenen Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Verbindungen sowie dem dahinterstehenden theologischen Impetus sagte er: "Was wir erleben ist die häretische Verleugnung des katholischen Glaubens an das Sakrament der Ehe und die Verleugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Willen Gottes in der Schöpfung ausdrückt."

Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation bezeichnete die "Inszenierung von Pseudosegnungen homosexuell aktiver männlicher oder weiblicher Paare [...] theologisch gesehen als Blasphemie" und zitierte die paulinischen und johanneischen Episteln, das Buch Genesis, den heiligen Thomas von Aquin und Lumen Gentium, die Dogmatische Konstitution des Zweiten Vatikanums über die Kirche.

Der Ehesegen "kann nicht aus seiner spezifischen Verbindung mit dem Sakrament der Ehe herausgelöst und auf unverheiratete Partnerschaften angewandt oder, schlimmer noch, zur Rechtfertigung sündiger Verbindungen missbraucht werden", schrieb Kardinal Müller.

"Die Erklärung der Glaubenskongregation vom 22. Februar bringt schlicht zum Ausdruck, was jeder katholische Christ weiß, der in den Grundlagen unseres Glaubens unterrichtet ist: Die Kirche hat keine Vollmacht, Verbindungen von Menschen gleichen Geschlechts zu segnen", sagte er.

Kardinal Müller argumentierte ferner, eine menschenzentrierte Sicht auf die Kirche und die Sakramente sei zu einer Form von elitärem Gnostizismus geworden: "Diese deutschen Bischöfe und Theologen behandeln das Volk wie Narren; sie behaupten, ein geheimes exegetisches Wissen zu haben, das es ihnen erlaubt, Verse der Heiligen Schrift als irgendwie vereinbar mit der Bejahung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu interpretieren."

Dass Bischöfe und Theologen von der Dringlichkeit der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sprechen, sei "unglaublich", kommentierte Müller, wo doch "die Gläubigen während des Coronavirus viele Monate lang des Trostes und der Gnade der Sakramente beraubt waren".

"Diese Tatsache zeigt, wie tief der dogmatische, moralische und liturgische Grundwasserspiegel gesunken ist."

Der Versuch, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, signalisiere nicht "die Sorge um ihr zeitliches und ewiges Heil", sondern sei vielmehr eine Verweigerung des Ehesakraments, sagte er.

Kardinal Müller deutete an, dass dein Antagonismus der deutschen Kultur gegenüber dem Katholizismus hinter solchen Versuchen stecke: Dass "viele glauben, 'gegen Rom' zu sein", sei "ein Zeichen der Wahrheit".

Er fügte hinzu, dass die Neigung des deutschen Geistes zum Idealismus, durch den er glaube, "geistig und moralisch über den Grenzen des Sakramentalen und Sichtbaren zu stehen", ein Haltung des Stolzes ausdrücke, der "in eine Gefangenschaft des Körpers und seiner unerlösten Instinkte zurückführt".

Ein Rekurs auf "gelebte Erfahrung", im Gegensatz zur Offenbarung, sei in Deutschland nicht neu: "Diese falsche Dichotomie treibt den christlichen Geist zu einer neuen Verhexung, die nur dünn unter einem christlichen liturgischen Gewand getarnt ist."

Er wies darauf hin, dass der Nazi-Theoretiker Alfred Rosenberg in den 1930er Jahren die Schuld der Bekennenden Kirche darin sah, dass sie "Gesetz, Offenbarung, Kirche und Glaubensbekenntnis heute dogmatisch höher hält als die Lebensnotwendigkeiten des um innere und äußere Freiheit ringenden deutschen Volkes".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Versuch, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, stelle sowohl den petrinischen Primat als auch "die Autorität der göttlichen Offenbarung selbst in Frage", sagte Müller.

"Das Neue an dieser Theologie, die zum Heidentum zurückkehrt, ist ihr unverschämtes Beharren darauf, sich katholisch zu nennen, als ob man das Wort Gottes in der Heiligen Schrift und die apostolische Tradition als bloße fromme Meinung und zeitgebundene Äußerungen religiöser Gefühle und Ideale abtun könnte, die sich im Einklang mit neuen Erfahrungen, Bedürfnissen und Mentalitäten entwickeln und entfalten müssen. Heute wird uns gesagt, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen wichtiger ist als die Vermeidung der Todsünden, die uns für immer von Gott trennen."

Kardinal Müller schloss seinen Aufsatz mit einem Zitat von Leo I., einem der Vorgänger von Franziskus als Bischof von Rom.

"Und doch sorgt sich der Herr besonders um Petrus und betet vor allem für seinen Glauben (Lk 22,32), so als ob die anderen fester stünden, wenn der Mut des Anführers unerschrocken bliebe. In der Kraft des Petrus werden alle gestärkt, denn der Beistand der göttlichen Gnade wird so angesehen, dass die dem Petrus gegebene Kraft durch ihn auf die Apostel übergeht", hatte der einstige Papst am Fest der Heiligen Petrus und Paulus im Jahr 443 gepredigt.

Die englischsprachig veröffentlichte Warnung des Kardinals erschien kurz bevor Erzbischof Samuel Aquila von Denver einen offenen Brief an die Bischöfe der Welt über die "unhaltbaren" Ansichten über die katholische Kirche, die von deutschen Bischöfen vorgebracht werden, verfasste. 

Die Äußerungen des deutschen Kardinals folgen der Wortmeldung von Kardinal Vinko Puljić, dem Erzbischof von Sarajevo über die "exotischen Ideen" des deutschen "Synodalen Wegs" sowie derer Kardinal Gualtiero Bassettis und der scharfen Kritik der amerikanischen Erzbischöfe Samuel Aquila von Denver und Salvatore Cordileone von San Francisco. Auch der australische Kardinal George Pell sowie der italienische Kardinal Camillo Ruini, der englische Bischof Philip Egan von Portsmouth und der spanische Bischof José Ignacio Munilla Aguirre von San Sebastián haben sich der wachsenden Zahl von Kirchenvertretern und prominenten Theologen angeschlossen, die sich besorgt über den "Synodalen Weg" und andere Vorgänge in Deutschlands Diözesen zu Wort gemeldet haben.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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