Kardinal Ruini: "Ich bete, dass es in Deutschland kein Schisma gibt"

Kardinal Camillo Ruini im Jahr 2011
Grzegorz Artur Górski / Wikimedia CC BY-SA 3.0

Der italienische Kardinal Camillo Ruini hat gesagt, dass er dafür betet, dass es in Deutschland kein Schisma gibt, angesichts der Tatsache, dass mehrere deutsche Priester und Bischöfe öffentlich ihre Ablehnung der Bestätigung des Vatikans bekundet haben, dass gleichgeschlechtliche Verbindungen in der Katholischen Kirche nicht gesegnet werden können. 

In einem Interview mit der Zeitung Il Foglio vom 4. Mai sagte Ruini: "Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es kein Schisma geben wird, und ich bete dafür."

Der 90-jährige Kardinal bezog sich auf den Brandbrief von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019. Darin forderte der Pontifex die deutschen Katholiken auf, mit der Weltkirche die Einheit zu wahren. Und: Papst Franziskus warnt in seinem Brief - hier der volle Wortlaut - dass Teilkirchen, "falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben". Die damaligen Verantwortlichen des "Synodalen Wegs", Kardinal Reinhard Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg, hatten das Warnschreiben damals als "Ermutigung" bezeichnet. 

Kardinal Ruini sagte in dem heute veröffentlichten Interview: "Diese Worte des Papstes bieten einen Maßstab und eine wertvolle Richtung".

"Ich leugne daher nicht, dass es eine Gefahr des Schismas gibt, aber ich vertraue darauf, dass sie mit Gottes Hilfe überwunden werden kann."

Die Äußerungen Ruinis sind eine Reaktion darauf, dass sich eine Reihe von Priestern und Bischöfen im deutschsprachigen Raum für die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ausgesprochen haben - der Beziehung, nicht der Personen - obwohl die vatikanische Glaubenskongregation (CDF) offiziell bekräftigt hat, dass die Kirche solche Verbindungen nicht segnen kann.

In Deutschland haben mehrere katholische Seelsorger für den 10. Mai eine bundesweite Veranstaltung geplant, um offiziell der Entscheidung des Vatikans zu trotzen. Kirchliche Medien haben diesen Event wiederholt in der Öffentlichkeit 

Die Organisatoren hoffen, dass gleichgeschlechtliche Paare in ganz Deutschland an der Initiative teilnehmen, um ihre Verbindung kirchlich in "Segnungsgottesdiensten" von Seelsorgern, darunter Priestern, segnen zu lassen.

Mehr in Europa

Vorsichtige Kritik an der Aktion kam auch vom Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing von Limburg. Dieser hat sich zwar selbst für die Segnung homosexueller Verbindungen ausgesprochen, eine Abkehr von der Sexualmoral der Kirche und entsprechende Änderungen des Katechismus zum Thema Homosexualität gefordert. Gleichzeitig bezeichnete Bätzing am 28. April den Aktionstag mit  "Segnungsgottesdiensten für Liebende" als "nicht hilfreich", wie CNA Deutsch berichtete.

In Deutschland und in anderen Teilen der Weltkirche gebe es - so Bätzing - "seit längerem Diskussionen, in welcher Weise die kirchliche Sexualmoral, auch hinsichtlich der Homosexualität, mit tragfähigen Argumenten weiterentwickelt werden kann – auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, der fortschreitenden theologischen Reflexion und ebenso in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen".

Dazu gehöre auch eine "angemessene Erörterung" der Frage nach Segnungsgottesdiensten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte, der "Synodale Weg" sei "in der gegenwärtigen Situation ein zentraler Ort, das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren".

Der "Synodale Weg"

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des römischen Schreibens zur Frage nach Segnungsfeiern homosexueller Verbindungen hatten über 200 Theologen protesiert und unter anderem mit dem Verweis auf "humanwissenschaftliche Erkenntnisse" eine Änderung der Kirchenlehre in diesem Punkt gefordert.

An verschiedenen Orten im deutschsprachigen Raum wurden Regenbogen-Farben als Symbol der LGBT-Bewegung gehisst. Bischof Helmut Dieser (Bistum Aachen) erklärte, das Schreiben habe seines Erachtens für "Verärgerung und Irritation" gesorgt. Bischof Dieser hat zudem gemeinsam mit der Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und ZdK-Funktionärin Birgit Mock den Vorsitz des Synodalforums "Leben in gelingenden Beziehungen" inne.

Beide hatten Ende März eine Sammlung von über 2.600 Unterschriften "von Seelsorgerinnen und Seelsorgern" entgegengenommen, die ebenfalls für eine Segnung homosexueller Partnerschaften seien (CNA Deutsch hat berichtet).

Neben Bischof Dieser haben sich auch Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode, Franz-Josef Overbeck, Georg Bätzing, Peter Kohlgraf und Heinrich Timmerevers für einen Segen für homosexuelle Partnerschaften ausgesprochen. 

Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyer von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau, und Rudolf Voderholzer von Regensburg.

Der australische Kardinal George Pell sagte in einem Interview mit Colm Flynn, das am 27. April auf EWTN ausgestrahlt wurde, dass "es einen Prozentsatz der deutschen Kirche gibt, der entschlossen in die falsche Richtung zu gehen scheint". Pell wörtlich:

"Die Pflicht der deutschen Bischöfe ist es, die Lehren der Heiligen Schrift zu vertreten, die Lehren der Kirche zu vertreten. Wir sind diesen Lehren verpflichtet. Sie haben keine Macht, diese zu ändern - keiner von uns hat diese Macht."

 

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