Nachdem Giuseppe Kardinal Siri über 40 Jahre als Erzbischof von Genua, der ligurischen Hauptstadt an der Riviera, geleitet hatte, starb er am 2. Mai 1989 kurz vor der Vollendung seines 83. Lebensjahres. Eine letzte Ruhestätte befindet sich in der Kathedrale San Lorenzo zu Genua.

Giuseppe Siri wurde in der Stadt seines Todes am 20. Mai 1906 das Leben geschenkt. Erst nach seiner Schulausbildung verließ er die Heimat um an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Theologie zu studieren. Hier wird ihm am 22. September 1928 das Sakrament der Priesterweihe erteilt wonach er seine Studien bis 1929 fortsetzt.

Siri wird am 14. März 1944 von Papst Pius XII. zum Titularbischof von Livias und zum Weihbischof im Erzbistum Genua ernannt. Zwei Jahre danach, am 14. Mai 1946 ernennt ihn der Papst zum Erzbischof von Genua. Papst Pius XII., der in seiner Amtszeit von 19 Jahren nur zwei Konsistorien abhielt um neue Kardinäle zu ernennen, nahm am 12. Januar 1953 Erzbischof Giuseppe Siri als jüngstes Mitglied in das Kardinalskollegium auf. 

Bereits damals waren die Medien schnell dabei, Bischöfe und Kardinäle entweder als „progressiv“ oder „konservativ“ abzustempeln. Siri war für sie ein Konservativer, was sich zu jener Zeit vor allem auf seine politischen Ansichten Bezug. Er war ein erbitterter Gegner des Kommunismus und aller mit der Linken in Verbindung stehenden Gruppen und Personen. Doch er setzte sich für die Arbeiter und kleinen Leute ein. 

Giuseppe Kardinal Siri ist vor allem deswegen weit über die Grenzen seine Heimat hinaus bekannt geworden, da er im ersten und im zweiten Konklave des Jahres 1978 als konservativer Favorit für die Wahl zum Papst galt. Gewählt wurden jeweils die Kardinäle Albino Luciani und einen Monat später Karol Wojtyła. 

Doch bereits nach dem Tod von Papst Pius XII. galt Siri als möglicher Papstkandidat. Das Konklave von 1958 brachte jedoch mit dem Patriarchen von Venedig – Angelo Giuseppe Kardinal Roncalli – einen überraschenden Wahlausgang. Zur Geschichtsschreibung dieser Papstwahl gehören auch jene Gerüchte, die behaupten, Kardinal Siri sei in Wahrheit der gewählte Papst des Jahres 1958. Worauf stützen sich solche Behauptungen?

Zweifellos galt Kardinal Siri an allen vier Konklaven, an denen er teilnahm  – 1958, 1963 und 1978 – als Papabile. Da er als junger Kardinal Pius XII. nahe stand und als ein enger Berater von ihm galt, kam er auch als dessen Nachfolger in Frage. 

Am 26. Oktober 1958 begann die Wahl. Gegen Mittag stieg „dichter und ganz weißer Rauch auf, der sich vom blauen Himmel abhob“, besagt ein zeitgenössischer Zeitungbericht. Als zahlreiche Menschen bereits auf dem Weg zum Petersplatz waren in der Überzeugung, ein neuer Papst sei gewählt, stieg eindeutig schwarzer Rauch auf. Beim abendlichen Wahlgang war es ähnlich. Nach dem Aufsteigen des vermeintlich weißen Rauches wurde der Schweizer Garde der Befehl erteilt, sich vorzubereiten, um den neuen Papst auf dem Petersplatz zu begrüßen.

Auch die Medien meldeten schon, ein neuer Papst würde sich in Kürze auf der Loggia dem Volk zeigen. So strömten sie zum Petersdom. Doch nichts passierte. Selbst der Marschall des Konklaves, Fürst Sigismondo Chigi, der in seiner Laufbahn drei Konklave erlebt hatte, war ratlos. Am 28. Oktober wurde die Wahl von Patriarch Roncalli als Johannes XXIII. bekanntgegeben. 

Ob Kardinal Siri als Papst Gregor XVII. gewählt wurde und seine Wahl noch im Konsistorium unter den Kardinälen zu heftigen Kontroversen führte, die damit endeten, dass man den gewählten Kandidaten zwang, seine Wahl nicht anzunehmen, bleibt mancherorts Thema. Gerüchte um die angebliche Wahl Siris hielten sich lange hartnäckig; - aufrechterhalten ließen sich solche Behauptung mangels konkreter Beweise aber nicht. Sicherlich ist das Schweigen Siris ein starkes Argument gegen die Gerüchte. Jedenfalls zeigt sich darin Siri als treuer und gehorsamer Diener der Kirche. Bis zu seinem Tod lieferte er für derartige Verschwörungstheorien keine Hinweise. Auch seine Biographen gehen auf seine angebliche Wahl zum Papst nicht ein.

Giuseppe Kardinal Siri kennzeichnete eine bedingungslos Treue zur Kirche und zum jeweils regierenden Papst. Mit dieser Einstellung konnte ihm niemand eine bestimmte kirchenpolitische Richtung unterstellen; er war kein Parteigänger. Dennoch zeichneten seine Intelligenz, sein theologisches Wissen und seine Frömmigkeit eine große Persönlichkeit aus, die auf andere einen starken Einfluss ausüben konnte.

Schon während des Zweiten Vatikanischen Konzils, bei dem Siri dem konservativen Flügel nahe stand, zeigte sich seine Loyalität. Später wird er sich sogar selbst als Verteidiger des Konzils bezeichnen, allerdings unter der Voraussetzung, dass dessen Dokumente „auf den Knien zu lesen sind“. Öffentlich wurde er also kein Gegenspieler der weitreichenden Reformen des Konzils.

Kardinal Siri sollte jedoch Zeit seines Lebens – im Rahmen des Möglichen – die katholische Orthodoxie bewahren. Insbesondere sehen wir dies im Zusammenhang mit der Liturgie und in der Priesterausbildung. So förderte er Kandidaten, Priester und Priestervereinigungen, die sich um die Bewahrung der Rechtgläubigkeit bemühten. Seine Priester hatten den Talar zu tragen und der Gregorianische Choral sowie die traditionellen liturgischen Gewänder wurden weiterhin gepflegt und benutzt. 

Die Liturgiereform betrachtete er im Blick auf die seit Jahrhunderten gültigen Formen. Dies machte er in seinem Verantwortungsbereich an den Stellen deutlich, wo ihm die päpstlichen Vorgaben Spielräume ließen. Er gestattete in seinem Erzbistum keine Aufstellung von Volksaltären. Auf dem Altar mussten immer Kerzenleuchter und das Kreuz stehen. Auch der Tabernakel, der vielerorts vom Hauptaltar entfernt wurde, hatte an seiner gewohnten Stelle zu bleiben. Die kniende Mundkommunion behielt ihre Gültigkeit und die Kommunionspendung durch Laien wurde während seiner Amtszeit nicht erlaubt. 

Giuseppe Kardinal Siri war ein echter Bischof – ein wahrer Hirte für seine Herde. Er scherte sich nicht um die Meinung von Mehrheiten sondern folgte treu der Lehre und der Tradition der heiligen Mutter Kirche. 

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