Die gute Nachricht geht heute so: Vieles ist einfach nur gemeiner Schwindel, was in diesen Tagen viele in Rom empört und erzürnt. Das gilt nicht zuletzt für den aufgewärmten Kult um den "edlen Wilden", der seit den Tagen Jean Jacques Rousseaus (1712 – 1778) ein beliebter Standard-Mythos europäischer Intellektueller ist. Oder die Anbetung der "Pachamama", der Mutter Erde, deren Zorn nach der "indigenen Weisheit", die jetzt so oft beschworen wird, auch immer wieder einmal mit Kindermord besänftigt werden wollte. Es ist die alte Heidenangst, die in diesem Schwindel zurückkehrt, deren Hohepriester in luxuriösen Erste-Klasse-Flügen den Ozean nach Rom überquert haben. Und die "Erde Amazoniens" mit der man am letzten Samstag vor Papst Franziskus ein Bäumchen für verschiedene Anliegen gepflanzt hat, stammte nicht aus dem bedrohten Regenwald, sondern wurde zuvor aus den Vatikanischen Gärten  gebuddelt. Ähnliches dürfen wir deshalb auch von der amazonischen Erde in jenem Mummenschanz vermuten, der am 8. Oktober in der Traspontina-Kirche Unserer Lieben Frau vom Karmel aufgeführt wurde, mit der Statue einer nackten, schwangeren Frau, mit Vogelbildern, einem Weidenkorb und anderem heidnischen Krimskrams, in einer Zeremonie, in der schließlicheine  junge Frau in einem Kanu durch die Kirche getragen wurde. 

Die alten Römer hingegen, die seit den Tagen ihrer Auguren die Zukunft aus den Eingeweiden geschlachteter Opfertiere zu lesen wussten, wissen heute natürlich auch, dass dieser Mummenschanz bald vorübergehen wird und dass die Pfarrkinder der Traspontina-Kirche am kommenden 16.  Juli wieder Ihr Gnadenbild der Muttergottes vom Karmel in einer feierlichen Prozession aus der Kirche heraus tragen werden, um in dem mittelalterlichen Viertel des Borgo zwischen dem Vatikan und dem Tiber an die  Geschichte zu erinnern, die hier von der Madonna erzählt wird – als eine Geschichte des Meeressterns, der dem Schiff Petri auch in dunkelster Nacht sichere Orientierung bietet.

Diese Geschichte geht in wenigen Worten so: Unter den vielen Höhlen am Fuß des Karmel über der heutigen Stadt Haifa in Israel hatte die Grotte des Propheten Eliah auch christliche Kreuzfahrer angezogen, denen die Erzählung aus dem Buch der Könige noch geläufig war, wie sich der Prophet hier in einer fürchterlichen Dürre in einen Wettstreit mit 450 Baalspriestern einließ, um Regen für das trockene Land zu erflehen. 

Ganz allein wollte Eliah dabei dem ganzen Volk beweisen, dass nur Jahwe die Schreie der Menschen in ihrer Not erhört. "Baal, erhöre uns!" schrieen die Baalspriester und tanzten um den Altar. Doch niemand erhörte sie. Um die Mittagszeit verspottete Eliah sie deshalb und frotzelte: "Ihr müsst lauter rufen! Er ist doch Gott. Er könnte beschäftigt oder verreist sein. Vielleicht macht er ja auch ein Nickerchen und wacht dann auf’." Nichts tat sich.  

Beim Gebet des Elias zum lebendigen "Gott Abrahams, Isaaks und Israels" hingegen kam augenblicklich Feuer vom Himmel und verzehrte seine Speiseopfer vor aller Augen. Auf der Höhe des Karmels kauerte sich der Prophet danach "auf den Boden nieder und legte seinen Kopf zwischen die Knie" und sagte zu seinem Diener: "Geh hinaus und schau auf das Meer hinaus!" Dieser ging hinaus und meldete: "Nichts zu sehen." Eliah befahl: "Geh noch einmal hinauf!" Immer wieder. Beim siebten Mal sah der Diener dann "eine Wolke, klein wie eine Menschenhand" aus dem Meer aufsteigen, die wenig später den Himmel verfinsterte, um sich als Sturzflut über das ausgedörrte Land zu ergießen. Es war das gleiche Wölkchen, glaubten rund zweitausend Jahre später die letzten Kreuzritter, das im Jahr 1251 an der gleichen Stelle auch noch einmal dem Priester Simon Stock erschien – diesmal jedoch nicht mit einer Sturzflut, sondern mit einer Erscheinung Mariens, der sich durch dieses Ereignis die Gründung des einzigen Ordens in der katholischen Kirche verdankt, der im Heiligen Land seinen Ursprung hat.  

Simon Stock wurde der erste Ordensgeneral der Karmeliter, die von hier aus eine unglaubliche Wirkungsgeschichte in der katholischen Kirche entfalten sollten. Die Regel des einzigartigen Ordens ist von bestürzender Kürze und besteht zu zwei Dritteln fast nur aus Texten der Heiligen Schrift. Es ist eine Regel, die Teresa von Avila ebenso geformt hat wie Johannes vom Kreuz oder die kleine Thérèse von Lisieux und Edith Stein als "Tochter Israels und Tochter der Kirche", wie der heilige Johannes Paul sie pries. 

Dass diese Heiligen und die Muttergottes vom Karmel dem Schiff der Kirche auch heute wieder als Meeresstern in diesen Stunden der Krise und Stürme erscheinen und beistehen werden, wenn das Geschrei aller Baalspriester und das Gesumme der Hexenmeister vom Amazonas auf der Via della Conciliazione wieder längst verstummt sein werden, bezweifeln die gelassenen Liebhaber Unserer Lieben Frau vom Karmel in Rom nicht im Ernst. Und ganz hartnäckigen Skeptikern würden sie heute, am Tag des seligen Johannes XXIII, wohl vor allem dessen schönstes Gebet als Medizin empfehlen, der sich gern mit folgenden Worten zur Ruhe legte: "Lieber Heiland und Herr, es ist DEINE Kirche. Und ich geh jetzt ins Bett."

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