Vatikanstadt, 13 April, 2022 / 10:00 AM
Bei der Generalaudienz am heutigen Mittwoch hat Papst Franziskus über die Bedeutung von Ostern und den Frieden Christi gesprochen.
Die "bewaffneten Aggressionen dieser Tage" bezeichnete der Pontifex in diesem Zusammenhang als einen "gotteslästerlichen Verrat am Herrn von Ostern".
In dieser Karwoche wird Franziskus erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wieder öffentlich die Liturgie feiern. Der katholische Fernsehsender EWTN.TV wird das österliche Triduum mit deutschem Kommentar live übertragen.
Jesus hatte "anderes Ostern" im Sinn
Der Papst blickte in seiner Katechese auf den vergangenen Palmsonntag zurück. Diesselben Menschen, die dort noch Christus freudig begrüßt hatten, als er auf dem Fohlen in die Stadt einritt, hatten wenige Tage später "Kreuzige ihn" geschrien, erinnerte Franziskus. Die Menschen hatten von Christus erwartet, dass dieser einen "glorreichen Frieden" bringe, der das Volk von der römischen Besatzung befreie. "Andere träumten wahrscheinlich von der Wiederherstellung des sozialen Friedens und sahen in Jesus den idealen König, der die Massen mit Broten speisen würde, wie er es bereits getan hatte, und der große Wunder vollbringen und so mehr Gerechtigkeit in die Welt bringen würde", fuhr der Pontifex fort.
Jesus jedoch habe "ein anderes Ostern" im Sinn gehabt. Der Papst sagte wörtlich:
"Der Friede, den Jesus uns an Ostern schenkt, ist nicht der Friede, der den Strategien der Welt folgt, die glaubt, ihn durch Gewalt, Eroberung und verschiedene Formen des Zwangs erreichen zu können. Dieser Frieden ist in Wirklichkeit nur eine Pause zwischen den Kriegen. Der Friede des Herrn folgt dem Weg der Sanftmut und des Kreuzes. Es bedeutet, die Verantwortung für andere zu übernehmen. Denn Christus hat unser Übel, unsere Sünde und unseren Tod auf sich genommen."
Christi Friede sei "nicht die Frucht irgendeines Kompromisses, sondern wird geboren aus von der Hingabe seiner Selbst". Dieser "sanfte und mutige Frieden" sei für Menschen oft "schwer zu akzeptieren".
Papst zitiert Dostojewski
Der Papst zitierte anschließend aus dem Buch "Der Großinquisitor" von Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Darin wird erzählt, wie Jesus nach mehreren Jahrhunderten auf die Erde zurückkehrt und dort vom Inquisitor verhaftet wird. Der Inquisitor wirft Christus vor, dass er sich zum "größten König dieser Welt" hätte aufschwingen können, aber stattdessen die Menschen lieber in Freiheit gelassen hatte. "Er hätte den Frieden in der Welt herstellen können, indem er das freie, aber unsichere Herz des Menschen durch die Kraft einer höheren Macht beugt, aber er wollte es nicht", so Franziskus.
Am Ende möchte der Inquisitor, dass Jesus "etwas zu ihm sagt, vielleicht sogar etwas Bitteres, Schreckliches". Doch Christus reagiert mit einer ruhigen und konkreten Geste: "Er nähert sich ihm schweigend und küsst ihn sanft auf seine alten und verdorrten Lippen".
Krieg ist "gotteslästerlicher Verrat am Herrn von Ostern"
Papst Franziskus ergänzte:
"Der Friede von Jesus überwältigt nicht andere, ist es nie ein bewaffneter Frieden. Die Waffen des Evangeliums sind Gebet, Zärtlichkeit, Vergebung und die unentgeltliche Liebe zum Nächsten, zu jedem Nächsten. Auf diese Weise wird der Friede Gottes in die Welt gebracht. Deshalb ist die bewaffnete Aggression dieser Tage, wie jeder Krieg, ein Frevel an Gott, ein gotteslästerlicher Verrat am Herrn von Ostern, der sein sanftmütiges Gesicht dem des falschen Gottes dieser Welt vorzieht."
Das Osterfest sei deshalb eine "gesegnete Gelegenheit, vom weltlichen Gott zum christlichen Gott überzugehen, von der Gier, die wir in uns tragen, zur Nächstenliebe, die uns frei macht", appellierte der Papst.
Den polnischsprachigen Pilgern dankte der Pontifex im Anschluss erneut für die bereitwillige Aufnahme der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. "Indem Sie Ihre Häuser für die Flüchtlinge gelöffnet haben, sind sie zu Ihren Familienmitliedern geworden", so Franziskus. Obwohl die meisten der ukrainischen Christen das Osterfest nach östlicher Tradition erst eine Woche später feiern, "betrachten Sie schon jetzt gemeinsam das Kreuz und freuen sich auf die Auferstehung Christi und den Frieden in der Ukraine", rief der Pontifex den Polen zu.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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