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Wie viele Millionen Euro? Rätselraten um Kosten des deutschen "Synodalen Wegs"

Dritte Synodalversammlung des "Synodalen Weges" im Congress Center Frankfurt am 3. Februar 2022: Am Podium sitzen Bischof Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp, Claudia Nothelle und Weihbischof Wilfried Theising (v.l.).
Die Flaggen des umstrittenen "Synodalen Weges" vor dem Congress Centrum Frankfurt
Gründer und der Präsident des "Synodalen Wegs" am 5. Februar in Frankfurt: Kardinal Reinhard Marx (li.) im Gespräch mit Bischof Georg Bätzing vor Beginn der Beratungen
Euphorie in Frankfurt: ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp feiert die Verabschiedung des Textes über eine "Bischofswahl"

Der deutsche "Synodale Weg" hat weltweit Kontroversen ausgelöst. Doch wie viel er die katholische Kirche kostet: Das ist nach wie vor ein Rätsel.

Ein Sprecher der deutschen Bischofskonferenz lehnte es am 8. Mai gegenüber der Catholic News Agency (CNA) ab, eine Aufschlüsselung der Kosten für das mehrjährige Projekt zu geben, von dem Beobachter sagen, dass er zu einer neuen Kirchenspaltung aus Deutschland beiträgt.

CNA, die englischsprachige Partner-Agentur von CNA Deutsch, wandte sich an den Sprecher, nachdem die in den USA ansässige Agentur Dokumente gesehen hatte, aus denen hervorgeht, dass die Bischöfe mehrere Millionen für den umstrittenen "Synodalen Weg" ausgegeben haben.

Der mehrjährige Prozess ist keine Synode. Es handelt sich um eine Debattenveranstaltung, die Funktionäre, Bischöfe und andere Teilnehmer zusammenbringt, um über eine Abkehr von der Lehre der Kirche zu debattieren und abzustimmen.

Dabei wurden bereits mehrere Beschlüsse gegen die Lehre der Kirche gefasst.

Aus den CNA vorliegenden Dokumenten geht hervor, dass das Projekt bisher mehr als 5,7 Millionen Euro gekostet hat.

Diese Zahl basiert, so CNA, auf Daten, die vom "Verband der Diözesen Deutschlands", einer juristischen Person der deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn, zusammengestellt wurden.

Aus den nicht öffentlich zugänglichen Unterlagen geht weiter  hervor, dass die Kirche im Jahr 2019 703.195 Euro, im Jahr 2020 878.035 Euro, im Jahr 2021 2.231.400 Euro und im Jahr 2022 1.900.245 Euro als Kosten veranschlagt, insgesamt also 5.712.875 Euro.

In den von CNA eingesehenen Unterlagen wurden die Ausgaben als "Konsequenzen aus der MHG-Studie" aufgeführt, wobei festgestellt wurde, dass "diese Kostenstelle alle Kosten umfasst, die im Zusammenhang mit dem 'Synodalen Weg' der deutschen Bischofskonferenz entstehen."

Aber Matthias Kopp, ein Sprecher der deutschen Bischofskonferenz, sagte CNA am 16. März, dass sich die Zahlen nicht nur auf den "Synodalen Weg" beziehen würden, sondern auf alle Ausgaben im Zuge einer 2018 durchgeführten Analyse des klerikalen Missbrauchs in der Kirche in Deutschland, bekannt als "MHG-Studie".

Die Studie war einer der Faktoren, die die deutschen Bischöfe anführten, um den "Synodalen Weg" im Jahr 2019 auszurufen.

Kopp sagte: "Wir haben in unserer Haushaltsplanung unter der Kostenstelle 'Folgekosten der Aufarbeitung der MHG-Studie' (das heißt: alle Kosten für die Arbeit nach MHG, also die Geschäftsstelle der Arbeit gegen sexuellen Missbrauch, laufende Kosten der unabhängigen Kommissionen zum sexuellen Missbrauch, Synodaler Weg in Deutschland) ein jährliches Budget von 2,5 Millionen Euro eingestellt."

Er fügte hinzu, dass die Zahlen zeigten, dass die Kosten jedes Jahr "unter den Schätzwert" fielen, betonte aber, dass die Zahl für das Jahr 2021 falsch sei.

"Ich wiederhole: Die 'Kostenstelle' trägt die Kosten für die gesamte (!) Arbeit, die sich mit den Folgen der MHG-Studie befasst, nicht nur für den Synodalen Weg", so Kopp gegenüber CNA.

Auf die spätere Frage, ob er die Kosten für den "Synodalen Weg" selbst im Einzelnen aufschlüsseln könne, gab Kopp zu verstehen, dass er dazu keine weiteren Angaben machen werde.

Wie wird der "Synodale Weg" finanziert?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die Kosten für den "Synodalen Weg" sind nicht zuletzt umstritten, weil die katholische Kirche in Deutschland durch die sogenannte "Kirchensteuer" finanziert wird.

Wenn eine Person in Deutschland als Katholik gemeldet ist, gehen 8-9% ihrer Einkommenssteuer automatisch an die Kirche.

Die einzige Möglichkeit, diese Steuer nicht mehr zu zahlen, besteht darin, eine offizielle Erklärung über den Verzicht auf die Mitgliedschaft abzugeben. Diese Katholiken dürfen dann nicht mehr die Sakramente empfangen oder ein katholisches Begräbnis erhalten – so zumindest die offizielle Regelung, selbst wenn diese getauften Katholiken weiter gläubig sind.

Etwa 27 % der 83 Millionen Einwohner Deutschlands werden aktuell noch unter dieser Maßgabe als "Katholisch" bezeichnet. Aber nur 5,9 % der Katholiken nahmen im Jahr 2020 an der heiligen Messe teil. Und mehr als 220.000 Menschen traten in diesem Jahr offiziell aus der katholischen Kirche aus.

Gleichzeitig bleibt – dank der kontroversen Steuer und staatlichen Zahlungen – die katholische Kirche in Deutschland eine der reichsten der Welt. Die deutschen Bistümer haben 2019 so viel Kirchensteuer eingenommen wie nie zuvor, aufgrund des Wirtschaftswachstums, obwohl sie gleichzeitig eine Rekordzahl an Mitgliedern verloren hat.

Mit der Kirchensteuer werden Gruppen wie das umstrittene "Zentralkomitee der deutschen Katholiken" (ZdK) finanziert, das sich seit vielen Jahren für radikale Änderungen der kirchlichen Lehre und Disziplin einsetzt.

Das ZdK betreibt auch mit der deutschen Bischofskonferenz den "Synodalen Weg".

Die deutsche Bischofskonferenz ist wegen der umstrittenen Veranstaltung auch wiederholt mit dem Vatikan aneinandergeraten. Rom hat unter anderem klargestellt, dass der "Synodale Weg" keineswegs verbindlich ist, auch wenn Kardinal Reinhard Marx dies wiederholt öffentlich behauptet hatte.

Die Teilnehmer des "Synodalen Weges" stimmten im Februar für Textentwürfe, die die Abschaffung des priesterlichen Zölibats, die Weihe von Frauen zu Priestern, die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen und Änderungen der katholischen Lehre zur Homosexualität fordern.

Kritiker des "Synodalen Weges" melden sich zu Wort

Die Veranstaltung von Bischofskonferenz und ZdK ist nicht nur unter deutschen Katholiken und Theologen umstritten, sondern hat weltweit unter Kardinälen, Bischöfen, Theologen Besorgnis ausgelöst.

Im April veröffentlichten mehr als 70 Bischöfe aus aller Welt einen "brüderlichen offenen Brief" an die deutschen Bischöfe, in dem sie davor warnten, dass die Initiative zu einer Spaltung führen könnte.

Mittlerweile haben über 100 Kardinäle und Bischöfe diesen Brandbrief unterschrieben.

Im März veröffentlichten die nordischen Bischöfe einen offenen Brief, in dem sie starke Vorbehalte gegen die Ausrichtung des Projekts äußern. 

Ihre Intervention folgte auf die Veröffentlichung eines Schreibens des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz im Februar, in dem dieser seine "brüderliche Sorge" über die Initiative zum Ausdruck brachte.

Schwere Bedenken und massive Kritik hat der umstrittene Prozess auch in Deutschland ausgelöst.

Mitglieder der Initiative "Neuer Anfang" kritisierten mehrfach, der Prozess betreibe eine Vertiefung der Spaltung unter Katholiken: "Das nächste Schisma in der Christenheit steht vor der Tür. Und es wird wieder aus Deutschland kommen", warnen sie.

Ist das Schisma bereits eingetreten?

Prominente Unterstützer deutscher "Reform"-Prozesse haben bereits ein neues deutsches Schisma festgestellt, darunter der Theologe Magnus Striet in einer "Analyse" für das von der Bischofskonferenz als offizielles Portal der Kirche betriebene "katholisch.de". 

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat bestritten, dass ein neues deutsches Schisma vom "Synodalen Weg" ausgehe. Theologen wie Helmut Hoping bewerten Bätzings Aussagen jedoch als "Rhetorik der Beschwichtigung". 

Die Betreiber des "Synodalen Wegs" berufen sich auf Ergebnisse der "MHG"-Studie. Diese Studie ist jedoch von Experten als  "unwissenschaftlich" und "missglückt" bezeichnet worden. Der Report wurde zudem von Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg, einem dezidiert kritischen Teilnehmer  des "Synodalen Weges", immer wieder in Frage gestellt.

Betreiber des "Synodalen Wegs" wird daher von Kritikern vorgeworfen, den sexuellen Missbrauch zu instrumentalisieren, um radikale kirchenpolitische Forderungen in Anschlag zu bringen.

Die nächste Synodalversammlung, das oberste Entscheidungsgremium der Veranstaltung, wird vom 8. bis 10. September in Frankfurt stattfinden.

Der "Synodale Weg" wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 enden, noch vor der Synode zur Synodalität in Rom im Oktober nächsten Jahres. Wie die Beschlüsse der deutschen Veranstaltung, die keine Synode ist, darin einfliessen können, ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen.

Die Betreiber indessen planen bereits, eine Art "Dauereinrichtung" zu erfinden, die den "Synodalen Weg" von einem Prozess in ein Gremium der Kirche in Deutschland überführen würde.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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