Brüssel, 17 Juni, 2022 / 9:03 AM
Papst Franziskus hat die Bitte eines belgischen Bischofs akzeptiert, bei einem Konsistorium im August nicht zum Kardinal ernannt zu werden.
Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
Lucas Van Looy, der 80-jährige emeritierte Bischof von Gent, sollte zusammen mit 20 anderen Kirchenmännern am 27. August in Rom den roten Hut erhalten.
In einer Erklärung der belgischen Bischofskonferenz vom 16. Juni heißt es: "Die Ankündigung der Ernennung des emeritierten Bischofs Lucas Van Looy zum Kardinal hat viele positive Reaktionen hervorgerufen, aber auch Kritik: Er soll als Bischof von Gent (2004-2020) nicht immer energisch genug gegen Missbräuche in der pastoralen Beziehung vorgegangen sein."
"Um zu verhindern, dass die Opfer solcher Missbräuche erneut geschädigt werden, bat Bischof Van Looy den Papst, auf seine Annahme der Ernennung zu verzichten. Papst Franziskus hat seiner Bitte zugestimmt", so die Erklärung weiter.
Laut der Mitteilung begrüßen die Bischöfe Belgiens ausdrücklich Van Looys Entscheidung – eine klare Botschaft für die Gläubigen, aber auch den Papst.
"Sie bekräftigen ihre Entschlossenheit, ihren Kampf gegen alle Formen von Missbrauch in der katholischen Kirche fortzusetzen, wobei die Interessen der Opfer und ihrer Familien immer im Vordergrund stehen."
Lucas Van Looy wurde am 28. September 1941 in Tielen, Belgien, geboren. Er trat 1961 den Salesianern Don Boscos bei. Am 12. September 1970 wurde er zum Priester geweiht.
In den 1970er Jahren war er als Missionar in Südkorea tätig. In den 1980er und 90er Jahren bekleidete er Führungspositionen bei den Salesianern.
Im Jahr 2003, im Alter von 62 Jahren, wurde er zum Bischof von Gent im Nordwesten Belgiens ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 1. Februar 2004.
Van Looy sprach 2010 vor einer belgischen Parlamentskommission zum Thema sexueller Missbrauch. Einem Bericht zufolge entschuldigte er sich bei Betroffenen sexueller Gewalt und Missbrauchs durch Priester.
"Als Mensch, als Gläubiger, als Priester und als Bischof schäme ich mich zutiefst", sagte er.
In einem anderen Bericht heißt es, dass die Kommissionsmitglieder überrascht waren, als er ihnen mitteilte, dass er sechs Briefe im Zusammenhang mit Missbrauch in seiner Diözese nicht an die Behörden weitergeleitet habe. Berichten zufolge erklärte er, die Situation sei "weniger dringlich", weil die betroffenen Priester in den Ruhestand gegangen seien.
Papst Franziskus ernannte Van Looy persönlich zum Delegierten für von Tumulten erschütterte Familiensynode 2015 – ebenso wie einen weiteren, schwer belasteten Belgier, den mittlerweile verstorbenen, nicht nur für seine "Mafia"-Aussagen umstrittenen Kardinal Godfried Danneels.
Zudem nahm der Papst seinen Rücktritt als Bischof von Gent erst am 27. November 2019 an, als Van Looy 78 Jahre alt war und damit drei Jahre über das normale Rentenalter für Diözesanbischöfe hinaus.
Papst Franziskus hatte am 29. Mai angekündigt, dass er Van Looy in den Rang eines Kardinals erheben wolle. Daraus wird nun nichts mehr werden.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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