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Kardinal Müller: Nach Weltsynode weiß „niemand mehr, was Synodalität ist“

Kardinal Gerhard Müller

Rückblickend auf die Ende Oktober zu Ende gegangene Weltsynode zur Synodalität hat Kardinal Gerhard Müller erklärt, „nach so vielen Diskussionen“ wisse „niemand mehr, was Synodalität ist“. Müller war Dogmatik-Professor, dann Bischof von Regensburg und später unter Papst Benedikt XVI. und zu Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus Präfekt der Glaubenskongregation.

„Wir haben über viele Dinge gesprochen, an den Tischen saßen die ‚Moderatoren‘, die Tag für Tag die Themen vorgaben, indem sie Fragen stellten, aber die Debatte war auch sehr verdichtet, die Zeit für Wortmeldungen war begrenzt (drei Minuten) und alles wurde aufgezeichnet“, so der Kardinal über die Beratungen im Gespräch mit La Nuova Bussola Quotidiana am Mittwoch. „Jeder der Teilnehmer hatte einen Monitor vor sich, und jeder Beitrag wurde aufgezeichnet, sogar auf Video. Dann dieses ständige ‚wir müssen einander zuhören‘, niemand wollte die Rolle des ‚Unruhestifters‘ spielen, kurz gesagt, es gab eine Zähmung. Und auch im Plenum waren viele Bischöfe enttäuscht, sie beklagten sich über das niedrige Niveau der Wortmeldungen; und dann kann man theologische Fragen nicht mit Emotionen behandeln.“

Es sei „viel“ über das Thema LGBT sowie über weibliche Diakone gesprochen worden, aber „sehr wenig über die wesentlichen Themen des Glaubens, d. h. die Menschwerdung, das Heil, die Erlösung, die Rechtfertigung, die Sünde, die Gnade, die menschliche Natur, das letzte Ziel des Menschen, die trinitarische und eucharistische Dimension der Kirche, die Berufungen, die Bildung. Das sind die wirklichen Herausforderungen, ebenso wie die Ausbreitung von großer Gewalt, von denen, die sie im Namen Gottes rechtfertigen, wie die muslimischen Fundamentalisten. Davon nichts, stattdessen so viele Reden über Homosexualität, und alle einseitig.“

„Warum wurden nicht Menschen eingeladen, die praktizierende Homosexuelle waren und dann ihre Heterosexualität wiederentdeckten und die Bücher über ihre Erfahrungen geschrieben haben, wie z. B. Daniel Mattson?“, fragte Müller. „Es gab Pater James Martin, der nur dazu da war, Propaganda zu machen. Er sprach nie von Gnade und Erlösung für diese Menschen, sondern nur davon, dass ‚die Kirche akzeptieren muss, die Kirche muss, muss, muss‘. Aber wie kann die Braut Christi das Objekt unserer Beschimpfungen sein? Es ist nicht die Kirche, die sich ändern muss, sondern wir sind es, die sich bekehren müssen.“

Bereits während der Synode hatte Müller die Kleiderordnung kritisiert, die nur für den ersten und den letzten Tag das Tragen der Soutane für Kleriker vorsah. „Die Frage der Kleidung mag wie ein unbedeutendes Detail erscheinen, aber sie verweist auf den Standpunkt, den ich bereits erwähnt habe“, sagte Müller nun: „Bequemlichkeit ist kein Kriterium: Wenn ich zu einer Hochzeit gehe, gehe ich nicht so gekleidet wie am Strand, das wäre zwar bequemer, aber den Umständen nicht angemessen.“

„Eine Synode ist, wie ein Konzil, eine Liturgie, eine Anbetung Gottes, nicht irgendeine Versammlung“, betonte der Kardinal. „Schon die Kleidung sagt aus, was aus der Synode geworden ist: eine Flut von Geschwätz.“

Überhaupt habe Papst Franziskus, als er Laien das Stimmrecht verlieh, „das Wesen der Synode“ verändert, „die stattdessen als Ausdruck der Kollegialität aller Bischöfe mit dem Papst entstanden ist. Es ist nicht nur der Papst, der die Kirche regiert, wie es einige Anhänger von Papst Franziskus heute gerne hätten, sondern auch die Ortsbischöfe tragen Verantwortung für die ganze Kirche. Aus diesem Grund hat Paul VI. in Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Synode eingesetzt.“

Bei der Weltsynode sei letztlich „das Weihesakrament verleugnet“ worden, „das nicht nur eine Funktion des Dienstes ist, sondern eine direkte, besondere Einrichtung von Jesus Christus. Er hat die Kirche mit ihrer Hierarchie gegründet. Sich in diesem Fall auf das allgemeine Priestertum aller Gläubigen zu berufen, ist eine Art, diese von Christus gewollte Struktur zu leugnen. Alle Gläubigen haben den Heiligen Geist empfangen, aber die Bischöfe haben die Weihe zur Leitung und Heiligung der Kirche erhalten.“

„Wenn man mit den Laien sprechen will, gut, dann gibt es andere Instrumente, zum Beispiel die Internationale Theologische Kommission“, betonte er. „Man kann auch andere Ad-hoc-Institutionen schaffen, kein Problem, aber die Synode hat einen anderen Charakter und der Papst kann die sakramentale Struktur der Kirche nicht ändern. Man kann jemandem, der kein Bischof ist, keine bischöfliche Vollmacht geben.“

Über das Thema sexuellen Missbrauchs sei nicht differenziert gesprochen worden, sagte Müller außerdem: „Niemand hatte den Mut, dieses Thema wirklich anzusprechen, es wurde nur als Vorwand benutzt, um den Klerus anzugreifen. Alles ist die Schuld des Klerikalismus, aber letztlich ist es die Schuld von Jesus Christus, der das Apostolat eingesetzt hat.“

Nicht die Existenz des Klerus sei „die Ursache für den Missbrauch, sondern die Tatsache, dass einzelne Personen das sechste Gebot nicht respektieren“, erklärte Müller demgegenüber. „Aber das wird nicht gesagt, die Sünde gegen das sechste Gebot wird nie erwähnt, es werden andere Ausreden gefunden. Wie bei der Segnung homosexueller Paare: Es wird gesagt, dass eine Verwechslung mit dem Sakrament der Ehe vermieden werden muss. Aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist, dass homosexuelle und außereheliche Handlungen eine Todsünde sind und daher nicht gesegnet werden können. Das hat nichts mit Verwirrung zu tun, sie versuchen immer, vom eigentlichen Thema abzulenken.“

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