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Was steckt hinter den Berichten über ein Anstoß erregendes Buch von Kardinal Fernandez?

Kardinal Victor „Tucho“ Fernandez und sein Werk über die Mystische Passion

Ein Buch über Spiritualität und Sinnlichkeit des heutigen Kardinals Victor Manuel Fernández, das sich ausführlich dem „mystischen Orgasmus“ und anderen sexuellen Themen widmet, sorgt für Aufsehen, nachdem mehrere Medien darüber am heutigen Montag berichtet haben.

Das rund 100 Seiten lange Werk in spanischer Sprache erschien bereits im Jahr 1998 in Mexiko unter dem Titel: „Die Mystische Passion. Spiritualität und Sinnlichkeit“, wie ein argentinisches Blog am 8. Januar 2024 meldete, das den Text als „unkluge“ Einladung zur Sündhaftigkeit kritisierte.

Für fromme Leser ist das Werk durchaus eine Provokation, wie ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis zeigt: Die neun Kapitel heißen „Das Feuer der göttlichen Liebe“, „Ein Brunnen der erhabenen Leidenschaft“, „Eine verrückte Liebesgeschichte“, „Mystische Leidenschaft“, „Bis zum Ende“, „Meine Schöne, komm“, „Männlicher und weiblicher Orgasmus“, „Der Weg zum Orgasmus“ und „Gott im Orgasmus des Paares“.

Das Werk schildert im Kapitel „Meine Schöne, komm“ sehr ausführlich eine erotische Begegnung mit Jesus Christus am Strand von Galiläa, die Fernández zufolge auf einer spirituellen Erfahrung beruht, die ihm ein 16-jähriges Mädchen offenbart haben soll.

Auf der offiziellen Publikationsliste des Vatikans, mit der Victor „Tucho“ Fernández als neuer Präfekt des Dikasteriums für den Glauben vorgestellt wurde, fehlte das Werk — wie auch sein Werk „Heile mich mit Deinem Mund. Die Kunst des Küssens“, berichtete David Ramos für ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch. 

Fernández gilt auch als Ghostwriter von Amoris Laetitia, dem Schreiben von Papst Franziskus über „die Freude der Liebe“.

Mehr als theologische Liebeserfahrung

Ein Großteil der „Mystischen Passion“ konzentriert sich auf die kirchliche Tradition der göttlichen Liebe, mit besonderem Augenmerk darauf, wie göttliche Ekstase nicht nur geistig, sondern auch körperlich erfahren werden kann. Fernández zitiert ausführlich Heilige und Mystiker wie Augustinus, Johannes vom Kreuz, Teresa von Ávila und die selige Angela von Foligno.

Das berichtet Jonathan Liedl für CNA, die englische Partner-Agentur von CNA Deutsch.

„Die Zeugnisse der Mystiker zeigen uns, dass die Beziehung zu Gott auch die erotische Ebene des Menschen, bis hin zu seiner Sexualität, wohltuend beeinflussen kann“, schreibt Fernández.

Das Verhältnis zwischen den sexuellen Beziehungen des Menschen und der Intimität mit Gott wird in der katholischen Kirche seit langem erforscht, unter anderem in Werken wie der Katechese von Johannes Paul II. über die Theologie des Leibes, so Liedl weiter.

Das Buch von Fernández geht jedoch mit großer Deutlichkeit weit über diese Aspekte hinaus und konzentriert sich stark auf sexuelle Lust und den Geschlechtsverkehr. 

Dabei erwähnt Fernández jedoch nicht die Offenheit für das Leben, also Fortpflanzung und Kinder. Außerdem schreibt der heutige Kardinal zwar von „Paaren“, aber selten ausdrücklich über Eheleute.

Die Ehe ist für Katholiken — als Sakrament — der exklusive Ort für gelebte sexuelle Beziehungen.  

In einer besonders anschaulichen Passage beruft sich Fernández auf den muslimischen Theologen Al Sounouti aus dem 15. Jahrhundert, der Gott dafür lobt, dass er die Fortpflanzungsorgane der Männer „so hart und gerade wie Speere“ gemacht hat, damit sie „Krieg“ gegen die entsprechenden Körperteile der Frauen führen können.

Die theologischen Ansichten und Äußerungen von Kardinal Fernández sorgen seit der Veröffentlichung der Erklärung Fiducia Supplicans über die Segnung homosexueller und „irregulärer“ Paare weltweit für scharfe Kritik und deutlichen, kategorischen Widerspruch.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Eine Reihe von Interviews und eine lange Pressemitteilung zur „Klärung“ der Erklärung haben die Kontroverse weiter befeuert.

Kardinalshut für den Papst-Vertrauten

Papst Franziskus hatte Fernández am 30. September 2023 zum Kardinal gemacht, kurz nachdem er ihn zum Kopf der obersten Glaubensbehörde der Kirche ernannte.

In einem Brief zur Ernennung — hier der volle Wortlaut — schrieb Papst Franziskus, dass das Dikasterium manchmal die Verfolgung von „Irrtümern“ über die „Förderung des theologischen Wissens“ gestellt habe.

„Was ich von Ihnen erwarte, ist sicherlich etwas ganz anderes“, so Franziskus damals an seinen langjährigen Vertrauten. „Als Präfekt bitte ich Sie, Ihren persönlichen Einsatz direkter dem Hauptziel des Dikasteriums zu widmen, nämlich der 'Bewahrung des Glaubens'“. 

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