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Bistum Osnabrück: Anzahl der Kirchenaustritte erneut deutlich gestiegen

Leere Kirche in Deutschland

Im Bistum Osnabrück ist die Anzahl der Kirchenaustritte im letzten Jahr massiv angestiegen. In einigen Gebieten hätten sich die Zahlen sogar verdoppelt.

Das berichtet die Bistumszeitung "Kirchenbote".

Das diözesane Medium hatte Standesämter befragt und kam bei der Ursachenforschung zu dem Schluss, dass am häufigsten zwei Gründe für einen Kirchenaustritt angegeben werden: Die Missbrauchs- und Vertuschungskrise und die Kirchensteuer

Vor allem ältere Menschen geben die Missbrauchsvorfälle innerhalb der Katholischen Kirche als Grund dafür an, der Kirche den Rücken zu kehren. Bei Jüngeren sei vor allem die Kirchensteuer der letztliche Anstoss. Besonders im Umland der Stadt Osnabrück und im Emsland seien im vergangenen Jahr am meisten Menschen ausgetreten, heißt es im Bericht.

Gemeinden, in denen Missbrauchsvorfälle bekannt geworden sind, hat es besonders hart getroffen:

"Dabei fällt auf, dass die Zahlen nicht nur insgesamt massiv angestiegen sind, sondern in überwiegend katholisch geprägten Gebieten offenbar noch mal höher liegen."

Ein Kirchenaustritt kann ab dem 14. Lebensjahr ohne Angabe von Gründen erklärt werden, Mitarbeiter des Standesamtes dürfen auch nicht nachfragen. Die Ergebnisse der Recherche des "Kirchenboten" beruhen deshalb auf freiwilligen Angaben.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat selber "Versäumnisse" im Umgang mit Missbrauch und Vertuschung eingeräumt, ebenso wie andere deutsche Hirten. Zurückgetreten ist in Deutschland bislang kein einziger Bischof.

Nach einem Dekret der deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist festgelegt, dass ein Kirchenaustritt automatisch die Tatstrafe der Exkommunikation nach sich zieht, selbst dann, wenn der Ausgetretene die Kirche nicht aus Glaubens-, sondern aus Gewissengründen verlassen hat, um keine Kirchensteuer zu zahlen. Diese Regelung ist bei Kirchenrechtlern umstritten.

Als Schritt hin zu einer Lösung der Krise beschreibt der Osnabrücker Bischof Bode den sogenannten "Synodalen Weg", der als binnendeutscher Prozess über Fragen von Macht, Ämtern und Sexualität debattieren und abstimmen will. 

Bode, der dabei das Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" leitet, sieht offenbar in den dort verhandelten Fragen auch Themen für die Weltkirche. Er sagte im Rückblick auf die Amazonas-Synode in einem Interview:

"[Die] Kirche wird nicht mehr überzeugen können, wenn nicht Frauen mehr und stärker in Diensten und Ämtern die Kirche entscheidend mitgestalten. Insofern sind die Themen Evangelisierung, Verständnis und Lebbarkeit des priesterlichen Dienstes und auch die Frage nach dem Diakonat der Frau von hoher Bedeutung."

Die Evangelisierung ist dennoch weiterhin kein eigenes Forum des "Synodalen Prozesses".

Bode indessen sagte auch, dass das gesamte Christentum aus seiner Sicht "in absehbarer Zeit in eine Minderheitenposition" gelange, auf die es sich "langfristig, schöpferisch und nicht resignativ" einstellen müsse.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Evangelische Lösungen?

Auch wenn der deutsche Anspruch ist, Lösungen für die Weltkirche zu haben: Viele der Forderungen selbst-ernannter deutscher "Reformer" orientieren sich an der Realität der evangelischen Kirchengemeinden der Bundesrepublik, wo es etwa weibliche Pastoren (wenn auch keine Weihen) gibt, vielerorts Segnungen homosexueller Paare und auch grundsätzlich keinen vergleichbaren Zölibat. 

Tatsächlich steckt die evangelische Kirche in Deutschland jedoch in einer mindestens ebenso großen – nach Gottesdienstbesucherzahlen sogar größeren – Krise als die katholische. Ob damit die Katholische Kirche die Zahl der Austritte reduzieren oder gar verhindern kann, bezweifeln daher Beobachter, darunter Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln.

Zudem würde eine Annäherung an einige protestantische Realitäten – etwa im Umgang mit Sakramenten – die Ökumene mit den orthodoxen Kirchen und anderen belasten, die das Sakramentenverständnis der Katholischen Kirche teilen. 

Auf dieses Sakramentverständnis hatte auch Bischof Bode hingewiesen, als der evangelisch-lutherische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, Ende Januar  die Idee von "ökumenischen Gemeinden" ins Spiel brachte. Gleichzeitig sagte er, dies sei "noch" der Fall: 

"Noch haben wir unsere Differenzen, zum Beispiel mit dem Abendmahl. Wir brauchen Initiativen, die uns in beiden Kirchen herausfordern", so Bode.

Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte  in der gestrigen Abschlusspressekonferenz der Frühjahrsvollversammlung der DBK den Vorschlag in den Raum gestellt, die Möglichkeit der Interkommunion künftig der Gewissensentscheidung des Einzelnen zu überlassen (CNA Deutsch hat berichtet).

Die offiziellen Zahlen für die Anzahl der Kirchenaustritte im Jahr 2019 werden wieder im Juli erwartet. Seit Jahrzehnten, und besonders in den vergangenen Jahren reichen immer mehr Menschen ihren Austritt ein; 2018 verließen deutschlandweit 216.000 Menschen die Kirche, im Jahr 2017 waren es 178.000.

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