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Evangelische Kirche beschließt Missbrauchsstudie für 3,6 Millionen Euro

Martin Luther

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) möchte die Missbrauchsfälle innerhalb der evangelischen Kirche und der Diakonie aufarbeiten und hat deshalb eine Studie in Auftrag gegeben. Dies teilte der Pressedienst der EKD am Donnerstag mit. Demnach soll ein einstimmiger Beschluss der 20 Landeskirchen in einer digitalen Sitzung der Kirchenkonferenz am Mittwoch zur Beauftragung einer umfassenden Aufarbeitungsstudie geführt haben.

Nach Angaben der EKD soll ein "unabhängiger Forschungsverbund" ab Oktober in mehreren Teilstudien "Ursachen und Spezifika von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche" untersuchen. Die Sprecherin des Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, Kirsten Fehrs, verspricht sich von der Studie eine Aufarbeitung der Vergangenheit sowie Prävention für die Zukunft:

"Wir wollen mit den Studien klären, welche besonderen Risikofaktoren für Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie bestehen, etwa in Bezug auf Kinder- und Jugendarbeit, Jugendfreizeiten und Pfadfinderarbeit."

Die Studie soll 3,6 Millionen Euro kosten und innerhalb von drei Jahren Ergebnisse liefern. Auch die Zusammenarbeit mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) wurde auf der Kirchenkonferenz beschlossen.

Katholische Missbrauchsstudie in der Kritik

Auch die Katholische Kirche in Deutschland hatte eine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben. Im letzten Jahr veröffentlichte die deutsche Bischofskonferenz (DBK) die "MHG-Studie". Darin wurden auch "systemische Ursachen" des sexuellen Missbrauch ausgemacht. Nach Ansicht der Verfasser dieser Studie soll die Sexualmoral der Katholischen Kirche wie auch der Zölibat Missbrauchstendenzen innerhalb der Kirche verstärkt haben.

Auf Grundlage dieser Studie wurde schließlich der sogenannte "Synodale Weg" als "Reformprozess" initiiert. Kritiker - darunter der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer - fürchten jedoch eine Instrumentalisierung der Verbrechen, einen "Missbrauch des Missbrauchs" (CNA Deutsch hat berichtet).

Kritik kommt auch von Missbrauchsopfern selbst. Der Publizist Bernhard Meuser, der einst selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde, bezeichnet den "Synodalen Weg" in einem Gastbeitrag als "taktische Finesse und ein Lehrstück institutioneller Verdrängung":

"Man möchte über etwas Anderes reden, möchte die eigentliche Baustelle vergessen machen. Irgendwas an Reform soll passieren, aber bitte an einer ganz, ganz anderen Ecke, etwas, das Lärm macht, das positive Nachrichten von Kirche erzeugt, etwas, bei dem die Leute sagen: Na, sie tut doch was! Der Witz ist: Sie tut zum eigentlichen Thema gerade nichts, außer vor Betroffenheit zu triefen und sich einer peinlichen Debatte um die Höhe von Abfindungen (sic!) hinzugeben. Sie kehrt weiter unter den Teppich."

Kritik an der MHG-Studie übt auch der bekannte Psychiater und Chefarzt Manfred Lütz. Er spricht in seinem Beitrag von einer "missglückten Studie", die wissenschaftliche Standards vermissen lasse.

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