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Kardinal Schönborn beklagt Kirchenaustritte

Kardinal Christoph Schönborn OP

Der frühere Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz (ÖBK), Kardinal Christoph Schönborn, hat in einem Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen die gestiegenen Kirchenaustrittszahlen beklagt.

"Es gibt ein Phänomen, das die Kirche weltweit und besonders bei uns betrifft: Das sind die, die der Kirche stillschweigend den Rücken kehren", so der Erzbischof von Wien.

Tatsächlich hat sich die Kirchenkrise in Europa - besonders im deutschsprachigen Raum - verstärkt. Erst kürzlich hatte eine Umfrage ergeben, dass 30 Prozent der Katholiken in Deutschland mit dem Kirchenaustritt liebäugeln. Weltweit dagegen steigt die Zahl der Katholiken, vor allem in Asien und Afrika.

In Österreich ist die Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 14,9 Prozent angestiegen. Insgesamt 67.583 Personen traten im Jahr 2019 aus der Katholischen Kirche aus, 2018 waren es noch 58.807. Insgesamt leben in Österreich etwa 4,98 Millionen Katholiken.

Schönborn bedauert die hohen Zahlen, sagte jedoch auch:

"Aber das ist ein Teil der Religionsfreiheit. Wir sind keine Zwangsgemeinschaft. Das ist die Freiheit, die Gott uns gegeben hat."

Dass es Konfklikte innerhalb der Kirche gebe, hält der Wiener Erzbischof für "normal, weil Menschen verschiedene Lebensakzente haben, verschiedene kulturelle und religiöse Grundmuster". Damit müsse man leben.

Eine weitere mögliche Kirchenspaltung hält er für unwahrscheinlich. Er habe "in den vergangenen 50 Jahren" immer wieder gehört, dass die Kirche "Rand einer Kirchenspaltung" stehe, doch "sie ist nicht gekommen, weil die Einheitskräfte stärker sind".

Seit dem 30. Juni 1998 hatte Kardinal Schönborn 22 Jahre lang den Vorsitz der ÖBK inne. Zuletzt war Schönborn im November 2016 für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt worden.

Anfang März hatte Kardinal Schönborn schriftlich seinen Rücktritt erklärt. Somit hätte die Wahl seines Nachfolgers ursprünglich bereits Mitte März stattfinden sollen. Die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden, Schönborn übte das Amt des Vorsitzenden deshalb vorerst weiterhin aus.

Im Juni wurde schließlich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zum neuen Vorsitzenden der ÖBK gewählt (CNA Deutsch hat berichtet).

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