Essen, 13 November, 2020 / 6:43 AM
Das Bistum Essen hat das vergangene Jahr mit einem Defizit von 17,8 Millionen Euro abgeschlossen. Dies teilte die Pressestelle am Donnerstag mit. Gleichwohl versucht die Bistumsleitung um Generalvikar Klaus Pfeffer die Zahlen zu relativieren. Der Finanzbericht habe "Einmal-Effekte bei großen Ausgabenposten und Kirchensteuereinnahmen", zudem zeige er, so Pfeffer in seinem Vorwort, "dass wir durch sparsames Wirtschaften trotz der schon 2019 schwierigen Rahmenbedingungen insgesamt eine stabile und sichere wirtschaftliche Situation aufweisen können".
Vergangenes Jahr wies die Jahresbilanz des Bistums Essen noch ein Plus von 0,5 Millionen auf. Der Finanzbericht 2019 macht außerdem deutlich, dass das Kirchensteueraufkommen "als wichtigste Einnahmequelle mit netto 216 Millionen Euro deutlich höher als in den vergangenen Jahren (2018: 175 Mio. Euro)" gelegen habe, so die Diözese in einer Pressemitteilung. Die diese höheren Einnahmen seien jedoch durch einen "einmaligen Sondereffekt in der Kirchensteuer-Verrechnung mit anderen Bistümern" zustandegekommen. Dennoch hätten diese Mehrerträge "einen zweiten Sondereffekt auf der Aufwandsseite nicht ausgleichen" können. Das Bistum dazu wörtlich:
"Aus buchhalterischen Gründen musste das Bistum feste Finanzzusagen für die kommenden Jahre in Höhe von insgesamt rund 100 Millionen Euro an die Caritas und den Kita-Zweckverband bereits komplett in der laufenden Bilanz verbuchen. Diese vorgezogene Belastung wurde durch Rücklagen ausgeglichen."
"Das Bistum Essen ist nach wie vor handlungsfähig", betont Generalvikar Pfeffer in seinem Vorwort zum Finanzbericht. Auch den finanziellen Belastungen, die das Bistum durch die von der Coronavirus-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise im laufenden Jahr erwarte, könne man dank des "sparsamen Wirtschaftens" in der Vergangenheit angemessen begegnen, auch wenn sich das genaue Ausmaß noch nicht abschätzen lasse.
Insgesamt hatte das Bistum Aufwendungen von insgesamt 324 Millionen Euro. Davon sind laut Bericht etwa die Hälfte (152,9 Millionen Euro) in die sogenannte "pfarrliche Ebene" geflossen. Mit diesem Geld wurde die Seelsorge in den Gemeinden, der katholischen Kindertagesstätten sowie der Aus- und Fortbildung des pastoralen Personals finanziert. Hinzu kamen 46 Millionen Euro zur Finanzierung der sieben Bistumsschulen und zwei weiterer Ordensschulen. Die Diözese betont jedoch auch:
"Zwar erhielt das Bistum 40 Millionen Euro Kostenerstattungen - vor allem vom Land Nordrhein-Westfalen - zurück. Die verbleibenden sechs Millionen Euro entsprachen jedoch nicht dem vom Gesetzgeber geforderten sechsprozentigen Eigenanteil an der Schulfinanzierung, sondern rund 13 Prozent. Mit im langjährigen Mittel sogar rund 15 Prozent der Schulkosten investiert das Bistum also deutlich mehr in seine Schulen als der Gesetzgeber verlangt."
Die Katholische Kirche in Deutschland wird haupsächlich durch die Kirchensteuer finanziert. Im Bistum Essen lag der Anteil zuletzt bei 76,9% der Erträge im Haushaltsjahr 2018. Zusätzlich werden Einnahmen durch Spenden, Kollekten und Staatsleistungen generiert. Auch Vermögenserträge aus Immobilienbesitz spielen bei der Finanzierung eine wichtige eine wichtige Rolle.
Finanzexperten rechnen damit, dass die Bistümer in Deutschland künftig weitere finanzielle Einbußen haben werden. Wie CNA Deutsch berichtete, habe einerseits die Coronavirus-Pandemie den Rückgang an Kirchensteuer-Einnahmen beschleunigt. Der Hauptgrund für das drohende Finanz-Debakel sei jedoch der Anstieg an Kirchenaustritten. Laut einer Prognose von Wissenschaftlern der Universität Freiburg wird sich bis zum Jahr 2060 die Zahl der Kirchensteuer zahlenden Christen in Deutschland gar halbiert haben.
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