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Traditionis Custodes: Gemeinschaften bitten Frankreichs Bischöfe um einen "Vermittler"

Eine Prozession traditioneller Katholiken (Archiv)

"Wir fühlen uns verdächtigt, ausgegrenzt, verbannt": Die Oberen traditioneller katholischer Institute und Gemeinschaften haben diese Woche an die französischen Bischöfe appelliert, einen "Vermittler" zu finden, um die Herausforderungen des Schreibens Traditionis Custodes von Papst Franziskus zu bewältigen.

In einer gemeinsamen Erklärung rufen die Leiter der Institute, die ausschließlich die traditionelle lateinische Messe feiern, zu "einem menschlichen, persönlichen und vertrauensvollen Dialog auf, fernab von Ideologien oder der Kälte von Verwaltungsdekreten".

"Mit Zuversicht wenden wir uns vor allem an die französischen Bischöfe, damit ein echter Dialog eröffnet wird und ein Vermittler bestimmt wird, der für uns das menschliche Gesicht dieses Dialogs ist", so die auf den 31. August datierte Erklärung.

Die traditionelle lateinische Messe (TLM) ist auch als "tridentinische" und "gregorianische" bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als "Messe aller Zeiten" und "Alte Messe" (Vetus Ordo), im Gegensatz zur in den 1970er Jahren eingeführten "Neuen Messe" (Novus Ordo).

Das am 16. Juli veröffentlichte Motu Proprio, das wörtlich "Hüter der Tradition" heißt, schränkt die Feier der traditionellen Messe erheblich ein, die Papst Benedikt XVI. erst vor 14 Jahren noch einmal mit Summorum Pontificum bestätigt und ermöglicht hat. 

In seinem Begleitschreiben stellte Papst Franziskus eine Reihe von Behauptungen auf, darunter den pauschalen Vorwurf, die Feier der TLM sei dazu verwendet worden, "die Abstände zu vergrößern, die Unterschiede zu verhärten, Gegensätze aufzubauen, welche die Kirche verletzen und sie in ihrem Weg hemmen, indem sie sie der Gefahr der Spaltung aussetzen".

Mit der Verwendung des Wortes "Einheit", das in dem Begleitschreiben insgesamt 17 Mal vorkommt, unterstellt der Papst auch, dass der Besuch der TLM der Einheit der Kirche schaden würde. Franziskus geht sogar so weit, eine Vorliebe für solche Messen mit einer Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils in Verbindung zu bringen.

Während mehrere Kardinäle, Bischöfe und Theologen das Papstschreiben für diese und andere Aussagen scharf kritisierten, haben betroffene Familien und Gemeinschaften weiterhin große Mühe, die Wortwahl und Aussagen zu verarbeiten.

Die Leiter der traditionellen Institute, die gemeinsam als "Ecclesia Dei"-Gemeinschaften bekannt sind, beteuern in der Stellungnahme, dass ihre Mitglieder nicht von solchen Haltungen geprägt seien.

"Die unterzeichnenden Institute wollen vor allem ihre Liebe zur Kirche und ihre Treue zum Heiligen Vater bekräftigen", schreiben sie.

"Diese kindliche Liebe ist heute mit großem Leid verbunden. Wir fühlen uns verdächtigt, ausgegrenzt, verbannt. Wir erkennen uns allerdings nicht in der Beschreibung wieder, die das Begleitschreiben zum Motu proprio Traditionis Custodes vom 16. Juli 2021 gibt".

Sie fahren fort: "Wir betrachten uns keineswegs als die 'wahre Kirche'. Im Gegenteil, wir sehen in der katholischen Kirche unsere Mutter, in der wir das Heil und den Glauben finden. Wir unterwerfen uns loyal der Jurisdiktion des Papstes und der der Diözesanbischöfe, wie die guten Beziehungen in den Diözesen gezeigt haben."

Sie stellen fest, dass Papst Johannes Paul II. in seinem Motu proprio Ecclesia Dei von 1988 eine Kommission eingesetzt hatte, die Einzelpersonen und Ordensgemeinschaften, die zuvor mit der abtrünnigen Gesellschaft St. Pius X. verbunden waren, dabei helfen sollte, "mit dem Nachfolger Petri in der katholischen Kirche verbunden zu bleiben und gleichzeitig ihre geistlichen und liturgischen Traditionen zu bewahren".

Die Unterzeichner erinnern an folgende Worte von Papst St. Johannes Paul II. in dem Schreiben: 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"All jenen katholischen Gläubigen, die sich an einige frühere Formen der Liturgie und Disziplin der lateinischen Tradition gebunden fühlen, möchte ich auch meinen Willen kundtun - und wir bitten, daß sich der Wille der Bischöfe und all jener, die in der Kirche das Hirtenamt ausüben, dem meinen anschließen möge -, ihnen die kirchliche Gemeinschaft leicht zu machen, durch Maßnahmen, die notwendig sind, um die Berücksichtigung ihrer Wünsche sicherzustellen".

 

Die vom Heiligen Stuhl angebotene kanonische Anerkennung habe man "in voller Verbundenheit mit den traditionellen Pädagogiken des Glaubens, insbesondere im liturgischen Bereich, dankbar angenommen", beteuert die Erklärung.

"Diese feierliche Verpflichtung wurde im Motu proprio Ecclesia Dei vom 2. Juli 1988 und dann auf verschiedene Weise für jedes Institut in ihren Errichtungsdekreten und in ihren endgültig approbierten Konstitutionen zum Ausdruck gebracht."

Sie betonen, dass ihre Mitglieder "Gelübde abgelegt haben oder Verpflichtungen gemäß dieser Vorgabe eingegangen sind".

"Auf diese Weise haben sie im Vertrauen auf das Wort des Papstes ihr Leben Christus übergeben, um der Kirche zu dienen", schreiben sie.

"Diese Priester und Ordensleute haben der Kirche mit Hingabe und Entsagung gedient. Können wir ihnen heute das vorenthalten, wozu sie sich verpflichtet haben? Können wir ihnen das vorenthalten, was die Kirche ihnen durch den Mund der Päpste versprochen hat?"

Die Oberen der Gemeinschaften weisen auch auf die Gerüchte hin, dass der Papst beabsichtige, apostolische Visitationen in ihren Gemeinschaften durchführen zu lassen. Diese könnten eine Reihe von Konsequenzen für die Gemeinschaften haben.

"Wir bitten um brüderliche Begegnungen, bei denen wir erklären können, wer wir sind und aus welchen Gründen wir an bestimmten liturgischen Formen festhalten. Vor allem wünschen wir uns einen wahrhaft menschlichen und barmherzigen Dialog", schreiben sie.

Der Brief wurde nach einem Treffen in Courtalain (im Loire-Tal im Herzen Frankreichs) von Pater Andrzej Komorowski, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Petrus, Msgr. Gilles Wach, Generalprior des Instituts Christus König und Hohepriester, Pater Luis Gabriel Barrero Zabaleta, Generaloberer des Instituts vom Guten Hirten, Pater Louis-Marie de Blignières, Generaloberer der Bruderschaft St. Vinzenz Ferrer, Pater Gerald Goesche, Probst des Instituts St. Philipp Neri in Berlin, Pater Antonius Maria Mamsery, Generaloberer der Missionare vom Heiligen Kreuz; Dom Louis-Marie de Geyer d'Orth, Abt der Abtei Le Barroux; Pater Emmanuel-Marie Le Fébure du Bus, Abt der Abtei Lagrasse; Dom Marc Guillot, Abt des Klosters Sainte Marie de Lagarde; Mutter Placide Devillers, Äbtissin der Abtei Unserer Lieben Frau von der Verkündigung in Le Barroux; und Mutter Madeleine-Marie, Oberin der Anbetungsschwestern des Königlichen Herzens Jesu.

Das Schreiben wurde am 1. September an Vertreter der französischen Bischöfe übergeben, berichtet das katholische Wochenmagazin Famille Chrétienne.

Ähnlich wie in Deutschland haben Frankreichs Bischöfe unterschiedlich auf das Dekret des Papstes reagiert; mehrere bekräftigten jedoch ihre Wertschätzung der betroffenen Gläubigen, deren Zahl seit Jahren wächst. 

Laut einer Untersuchung, die kürzlich von der katholischen Zeitschrift La Nef veröffentlicht wurde, wächst der traditionelle Katholizismus in Frankreich beständig, obwohl er immer noch eine Minderheit darstellt (4 Prozent aller praktizierenden Katholiken, 7 Prozent, wenn man die Piusbruderschaft SSPX mitzählt).

Die Studie schätzt, dass es etwa 60.000 traditionalistische Katholiken in Frankreich gibt. Die Zahlen bestätigen auch, dass die traditionellen Gemeinschaften langsam aber stetig jedes Jahr wachsen, mit einem sehr jungen Durchschnittsalter.

Papst Franziskus sprach über sein Motu Proprio in einem Interview mit einem spanischen Radiosender diese Woche als "pastorale" Maßnahme. Er habe Summorum Pontificum nur "unterstützen und konsolidieren" wollen, so der Pontifex.

Im Interview sagte der Papst wörtlich: "Ich habe mehr oder weniger den Entwurf gemacht, ich habe ihn studieren lassen und ich habe gearbeitet, und ich habe viel gearbeitet, mit traditionalistischen Leuten guter Absicht. Und das Ergebnis war diese Seelsorge, die gemacht werden muss, mit einigen guten Grenzen."

"Wenn Sie den Brief gut lesen und das Dekret gut lesen, werden Sie sehen, dass es sich einfach um eine konstruktive Neuordnung handelt, mit pastoraler Fürsorge und der Vermeidung eines Exzesses derer, die es nicht sind" – so Franziskus wörtlich.

In der Erklärung vom 31. August schreiben die Unterzeichner abschließend mit einem Zitat aus Amoris Laetitia ("die Freude der Liebe"): Es seien "Urteile zu vermeiden, welche die Komplexität der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen. (...) Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer 'unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien' Barmherzigkeit empfindet" (AL 296-297).

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