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Papst Franziskus: EU-Leitlinie gegen Wort "Weihnachten" war ein "Anachronismus"

Papst Franziskus spricht zu Journalisten im Flieger von Athen nach Rom am 6. Dezember 2021

Papst Franziskus hat den Versuch der EU-Kommission, Worte wie "Weihnachten" und Namen wie "Maria und Josef" zu vermeiden, als ideologisch motivierten "Anachronismus" bezeichnet.  Gleichzeitig erklärte er, dass er mit seiner Warnung vor einem Rückzug der Demokratie in Europa auch weltliche Ideologien und die Europäische Union im Blick hatte. 

Bei der "fliegenden Pressekonferenz" am 6. Januar auf dem Rückweg nach Rom antwortete Papst Franziskus auf Fragen von Journalisten, darunter zum 32-seitigen Schreiben mit dem Titel #UnionOfEquality. 

Franziskus wies darauf hin, dass eine Reihe von Ideologien versucht haben, die christlichen Wurzeln Europas zu beseitigen, von Napoleon bis zu den totalitären Systemen der Nazis und Kommunisten. 

"Sie verweisen auf das Dokument der Europäischen Union über Weihnachten... das ist ein Anachronismus", sagte er.

"In der Geschichte haben viele, viele Diktaturen versucht, dies zu tun. Denken Sie an Napoleon: von dort... Denken Sie an die Nazidiktatur, die kommunistische Diktatur... es ist eine Art verwässerter Säkularismus, destilliertes Wasser... Aber das ist etwas, das durchweg nicht funktioniert hat."

Mit der am 26. Oktober vorgestellten offiziellen "Leitlinie der Europäischen Kommission für inklusive Kommunikation" wollte die maltesische "Gleichstellungs-Kommissarin", Helena Dalli, erreichen, dass auf religiöse Begriffe wie "Weihnachten" verzichtet wird. Nach zahlreichen Protesten wurde das Dokument vier Tage später als "Entwurf" bezeichnet und zurückgezogen. Helena Dalli ist weiter im Amt.

Die Europäische Kommission dient als Exekutive und übt damit die Rolle einer Regierung in der Europäischen Union (EU) aus. Sie wird generell als "EU-Kommission" bezeichnet. Derzeitige Präsidentin ist die deutsche CDU-Politikerin Ursula von der Leyen.

In seinem Gespräch mit Journalisten am Montag betonte der Papst, dass die EU die Ideale ihrer Gründerväter hochhalten sollte, zu denen engagierte Katholiken wie Robert Schuman, Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi gehörten, die der Papst während einer großen Rede über Demokratie in Athen am 4. Dezember zitierte.

"Die Europäische Union muss sich die Ideale der Gründerväter zu eigen machen, die Ideale der Einheit und der Größe, und sich davor hüten, den Weg der ideologischen Kolonisierung einzuschlagen", sagte der Papst am Ende seines fünftägigen Besuchs in Zypern und Griechenland vor Reportern.

"Dies könnte zu einer Spaltung der Länder führen und die Europäische Union zum Scheitern bringen. Die Europäische Union muss jedes Land so respektieren, wie es strukturiert ist, die Vielfalt der Länder, und darf sie nicht vereinheitlichen wollen."

"Ich glaube nicht, dass sie das tun wird, das war nicht ihre Absicht, aber man muss vorsichtig sein, denn manchmal kommen sie und werfen Projekte wie dieses auf den Tisch und wissen nicht, was sie tun sollen, ich weiß nicht, was ihnen einfällt..."

"Nein, jedes Land hat seine eigene Besonderheit, aber jedes Land ist offen für die anderen. Die Europäische Union: ihre Souveränität, die Souveränität der Brüder in einer Einheit, die die Individualität eines jeden Landes respektiert. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht Träger einer ideologischen Kolonisierung werden. Deshalb ist [das Thema] Weihnachten ein Anachronismus.

Während der Pressekonferenz, die später auf dem YouTube-Kanal des Vatikans veröffentlicht wurde, wurde der Papst auch gefragt, ob er sich auf bestimmte Länder bezog, als er am Samstag in einer Rede im Präsidentenpalast in Athen von einem "Rückzug aus der Demokratie" sprach.

Papst Franziskus antwortete, dass es seiner Meinung nach zwei Hauptbedrohungen für die Demokratie gebe: "Populismus" und ein Abdriften in "eine Art supranationale Regierung".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Franziskus fuhr fort: "Ich denke an einen großen Populismus des letzten Jahrhunderts, den Nationalsozialismus, der ein Populismus war, der, wie er sagte, die nationalen Werte verteidigte und schließlich das demokratische Leben, ja das Leben selbst mit dem Tod des Volkes auslöschte, indem er zu einer blutigen Diktatur wurde."

"Heute möchte ich sagen, weil Sie nach rechten Regierungen gefragt haben, dass wir aufpassen sollten, dass die Regierungen - ich sage nicht rechts oder links, ich sage etwas anderes - auf diesen Weg des Populismus, des so genannten politischen 'Populismus' nicht abrutschen, der nichts mit dem eigentlichen Populismus zu tun hat, der der freie Ausdruck der Völker ist, die sich mit ihrer Identität, ihrer Folklore, ihren Werten, ihrer Kunst ausdrücken..."

Der Papst fuhr fort: "Auf der anderen Seite wird die Demokratie geschwächt, [sie] begibt sich auf einen Weg, auf dem sie langsam [schwächer wird], wenn nationale Werte geopfert werden, verwässert werden in Richtung, sagen wir - ein hässliches Wort, aber ich kann kein anderes finden - in Richtung eines 'Imperiums', einer Art supranationaler Regierung, und das ist etwas, das uns zu denken geben sollte."

Der Papst zitierte den 1907 erschienenen Roman "Der Herr der Welt" des englischen Priesters Robert Hugh Benson und scherzte, dass er für seinen "altmodischen" Literaturgeschmack kritisiert werden würde.

Die deutsche Fassung des Buches "Der Herr der Welt" von Robert Hugh Benson erschien bereits 1911 bei Pustet. (Foto: Phantast987/Wikimedia (CC BY-SA 4.0))

Der Papst erinnerte die Journalisten daran, dass der Roman "eine Zukunft vorstellt, in der eine internationale Regierung durch wirtschaftliche und politische Maßnahmen alle anderen Länder regiert".

"Und wenn man eine solche Regierung hat, so erklärt er, verliert man die Freiheit und versucht, Gleichheit unter allen zu erreichen; das passiert, wenn es eine Supermacht gibt, die den anderen Ländern wirtschaftliches, kulturelles und soziales Verhalten diktiert", sagte der Papst.

"Die Schwächung der Demokratie wird durch die Gefahr des [politischen] Populismus verursacht, der kein [echter] Populismus ist, und durch die Gefahr dieser Verweise auf internationale wirtschaftliche und kulturelle Mächte. Das ist es, was mir in den Sinn kommt, aber ich bin kein Politikwissenschaftler, ich sage nur, was ich denke", so Papst Franziskus am 6. Dezember 2021.

Andrea Gagliarducci (der den Papst begleitete), Hannah Brockhaus (Rom) und Luke Coppen (London) trugen zur Berichterstattung bei.

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