Rom - Montag, 1. August 2022, 11:29 Uhr.
Kardinal Gerhard Müller hat den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, gegen Anfeindungen und Rücktrittsforderungen verteidigt. Er sehe "nicht den geringsten Grund, warum Kardinal Woelki zurücktreten müsste", so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation und Bischof von Regensburg am Sonntag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Woelki sei ein Opfer von Diffamierungskampagnen.
Woelki hatte auf Anregung von Papst Franziskus Anfang März offiziell seinen Rücktritt angeboten. Bis heute wurde dieses Angebot weder angenommen noch abgelehnt. Stattdessen sagte der Papst auf seiner Reise nach Kanada im dpa-Gespräch: "Schauen wir mal. So eine Entscheidung trifft man nicht unter Druck."
Bereits im Mai hatte der Pontifex in einem Interview mit Jesuitenzeitschriften erklärt: "Ich habe ihn an seinem Platz gelassen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe sein Rücktrittsschreiben in der Hand."
Franziskus bemängelte in dem Interview, das erst Mitte Juni veröffentlicht wurde, "dass es eine Menge Druckgruppen gibt, und unter Druck ist es nicht möglich, zu unterscheiden". Es könne "unterschiedliche Standpunkte" geben, aber es sei ein Problem, "wenn es Druck gibt. Das ist nicht hilfreich."
Müller beklagte den Schwebezustand, der dadurch entstanden sei, dass der Papst den Rücktritt von Woelki auch nach inzwischen fünf Monaten weder angenommen noch abgelehnt habe.
Damit entstehe der Anschein, "dass die Bischöfe nur Schachfiguren sind, die der Papst nach Belieben versetzen kann", sagte Müller. "Dabei sind die Bischöfe eigentlich von Christus eingesetzt, dem Papst im Bischofsamt gleichrangig. Der Papst ist nicht der Chef, der Arbeitgeber der Bischöfe. Er kann nur im äußersten Fall einen Bischof entlassen, wenn dieser sich etwa schwere Amtspflichtverletzungen zuschulden kommen lässt."
Kardinal Woelki steht in manchen Kreisen wegen seiner Rolle in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kritik, obwohl ihm kein Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Auch der Umgang des Erzbischofs mit bestimmten Geldern sorgt immer wieder für Diskussionen.
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