Redaktion - Montag, 22. Januar 2024, 16:00 Uhr.
In einer Videoreihe des YouTube-Kanals „Certamen“ hat der emeritierte Bischof Vitus Huonder von Chur erklärt, dass ihm Papst Franziskus mitgeteilt habe, die Piusbruderschaft sei nicht schismatisch.
„Der Glaube ist der Weg zum Heil. Er darf daher nicht verfälscht werden. Von diesem Grundsatz aus müssen die Bruderschaft (SSPX) und ihr Gründer beurteilt werden", so der emeritierte Bischof in dem Video.
Huonder wörtlich: „In diesem Sinn hat sich Papst Franziskus gegenüber mir geäußert und gesagt: Sie sind keine Schismatiker.“
Der YouTube-Kanal „Certamen“ beschreibt sich selbst als eine „internationale Gruppe von Katholiken“, deren Mission es sei, „alle religiösen und moralischen Wahrheiten in einer Art und Weise zu vermitteln, die der traditionellen und beständigen Lehre der Kirche treu ist.“
Ihre Videoreihe „Die große Wunde“ — welche mehrere zehntausend Klicks auf YouTube bekommen hat — soll die Sichtweise des emeritierten Bischofs von Chur auf die „Kirchenkrise“ darstellen.
Bischof Huonder erhielt offenbar 2015 von dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, den Auftrag, Gespräche mit Vertretern der Priesterbruderschaft St. Pius dem X. zu führen. Dabei sollte eine „freundschaftlich-zwischenmenschliche Beziehung zur Gemeinschaft“ hergestellt werden.
Gleichzeitig sollten einige Fragen im Zusammenhang mit den Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzils geklärt werden. Laut Huonder standen hierbei vor allem die Fragen der Liturgie, das Selbstverständnis der Kirche, die Ökumene, die Religionsfreiheit und das Verhältnis Kirche-Staat im Vordergrund.
„Die Gespräche sollten insbesondere den Weg zur kanonischen Anerkennung der Priesterbruderschaft ebnen“, erklärte er.
Als der ehemalige Bischof von Chur 2019 aus Altersgründen von seinem Amt zurücktrat, verlegte er seinen Wohnsitz in das Institut Sancta Maria in Wangs. Dieses Institut gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X (SSPX).
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Sein Umzug wurde laut Huonder von der vatikanischen Einrichtung Ecclesia Dei „positiv bewertet“. Ecclesia Dei war eine päpstliche Kommission, die sich um die traditionell katholischen Gemeinschaften kümmern sollte. Weiter führt er aus: „Sie hat mich dazu auch ausdrücklich ermutigt.“
Huonder habe durch seinen Umzug die Möglichkeit bekommen, „das Innenleben der Gemeinschaft und ihre Arbeit besser kennenzulernen.“ Weiter erklärte er: „Auf diese Weise konnte ich als erfahrener Bischof eines Bistums die Lage des Glaubens in der Bruderschaft mit jener in einer normalen Pfarrei vergleichen.“
Dadurch habe Huonder einen „neuen Blick auf die vergangenen 70 Jahre des kirchlichen Lebens“ erhalten. Man könne auch von einer „retractatio“, einer „neuen Beurteilung der Lage des Glaubens zur Zeit des Konzils und danach sprechen.“
Es sei ihm klar geworden, warum „die Kirche dort angelangt ist, wo sie zur Zeit steht.“ Die Kirche befände sich in einer „der größten Krisen ihrer Geschichte“, so Huonder wörtlich.
Die Amtszeit von Papst Franziskus bezeichnete er als „Pontifikat des Bruchs“. Huonder nannte als Gründe für diese Aussage beispielsweise „Kulthandlungen“ des Papstes in Kanada und das Dokument „Traditiones Custodes“.
Hintergrund: SSPX
Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Priestergemeinschaft St. Pius X — Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X, kurz: SSPX — hat nach eigenen Angaben über 700 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Gemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.
Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier unerlaubt geweihten Bischöfen aus dem Jahr 1988 auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen waren. Papst Franziskus verfügte im Zuge des Jahres der Barmherzigkeit 2015, dass die Beichte bei Priestern der Bruderschaft erlaubt gehört werden kann. Seit März 2017 können Priester nach Angaben der SSPX auch — eine weitere Erlaubnis von Franziskus — die Ehe zwischen Gläubigen schließen, die von ihnen pastoral betreut werden.