Erfurt - Montag, 3. Juni 2024, 14:30 Uhr.
Die Lebensrechtlerin und erste Vorsitzende der AlfA, Cornelia Kaminski, hat eine Podiumsdiskussion auf dem 103. Katholikentag in Erfurt zum Thema Abtreibung kritisiert, wie der katholische Fernsehsender KTV berichtet.
Auf dem Podium saßen unter anderem der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz, ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, die flächendecke Abtreibung ermöglicht sehen will, und Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die die Abschaffung des Strafrechtsparagrafen 218 und eine generelle Straffreiheit für Abtreibungen forderte.
Die Besetzung zum Thema „Lebenskrisen: Die Auseinandersetzung um Abtreibung und §218 StGB“ sei „einseitig“ gewesen, so der Sender. Es seien keine Protagonisten der Lebensrechtsbewegung eingeladen worden.
Die Moderation des Podiums übernahm Christiane Florin, Journalistin beim „Deutschlandfunk“. Sie ist laut KTV aus der katholischen Kirche ausgetreten und schreibt beispielsweise in der Zeitschrift „Emma“: „Keiner kämpft in Rom dafür, dass sexuelle Selbstbestimmung ins Kirchenrecht aufgenommen wird. Dennoch: Genießen können die Hochwürdigsten Herren ihre Macht nicht mehr ungestört“.
Kaminski kommentierte die Veranstaltung wie folgt: „Ich habe gleich eine Stimmung eingefangen, da hieß es: Das war langweilig. Und das kann ich nur bestätigen.“ Die Besetzung des Podiums habe sie allerdings nicht überrascht, denn „es war von vornherein so besetzt, dass klar war: Wir sind uns alle einig“.
Während der Diskussion habe es auch Unmut aus dem Publikum im Saal gegeben. Kaminski sieht dies so: „Das war eigentlich zu erwarten, denn es waren viele Theologen da und dann hatte Frau Paus behauptet: Die ganze Kommission ist mit Wissenschaftlern besetzt worden. Aber die Wissenschaftler, die in den Bereichen Moral, Ethik und Menschenwürde wirklich etwas zu sagen haben, waren eben nicht in der Kommission vertreten“.
Was Kaminski aber „sehr, sehr gut“ fand, waren die Fragen, die im Anschluss an die Veranstaltung gestellt wurden. Dort seien sich alle Fragesteller in zwei Punkten einig gewesen: „Warum diskutieren Sie überhaupt darüber, wann ein Mensch anfängt, ein Mensch zu sein? [...] Und die zweite große Frage an Frau Paus: Wie wollen Sie überhaupt sicherstellen, dass die Beratung der Schwangeren überhaupt noch stattfindet, wenn Sie sagen, wir streichen den Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch?“
Angesprochen auf einseitige Besetzungen, auch beim Thema Abtreibung, sagte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr gegenüber dem Domradio: „Es war nicht immer einfach, unterschiedliche Positionen auf die Podien zu bekommen und Gäste dafür zu gewinnen, weil es auch viele Absagen gab. Das habe ich schon bedauert, dass auf manchen Podien nicht wirklich kontroverse Meinungen vertreten waren“.