Vatikanstadt - Donnerstag, 21. Februar 2019, 14:28 Uhr.
Zum Auftakt des dreitägigen Krisengipfels im Vatikan hat Papst Franziskus Konkretheit gefordert.
Der Pontifex eröffnete das Treffen, zu dem bis Sonntag die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und weitere wichtige Vertreter der weltweiten katholischen Kirche nach Rom einbestellt sind.
Auslöser des Krisengipfels waren die zahlreichen Skandale um sexuelles Fehlverhalten und Missbrauch durch katholische Geistliche, sowie dessen Vertuschung durch Bischöfe und Kardinäle in zahlreichen Ländern - darunter in Deutschland, in Chile oder Honduras, Irland oder Australien.
Papst Franziskus räumte ein, dass die Erwartungen an den Krisengipfel sehr hoch sind, trotz wiederholte Bemühungen des Vatikans, diese zu dämpfen.
"Das heilige Volk Gottes schaut auf uns und erwartet von uns nicht einfache selbstverständliche Verurteilungen, sondern konkrete und wirksame Maßnahmen, die zu erstellen sind. Es braucht Konkretheit."
Das Treffen vom 21. bis 24. Februar umfasst neun Vorträge von Sprechern, Videozeugnisse von Opfern von sexuellem Missbrauch, Arbeitsgruppendiskussionen, eine Bußliturgie und eine Abschlussmesse mit Abschlussbemerkungen von Papst Franziskus.
Zum heutigen Auftakt sagte der Pontifex:
"Auf dem Treffen lastet das Gewicht der pastoralen und kirchlichen Verantwortung, die uns verpflichtet, gemeinsam auf synodale, aufrichtige und gründliche Weise darüber zu diskutieren, wie wir diesem Übel entgegentreten können, das die Kirche und die Menschheit heimsucht."
Das Treffen umfasst 190 katholische Führungskräfte, die sich größtenteils aus Vorsitzenden von Bischofskonferenzen auf der ganzen Welt zusammensetzen, aber auch 14 Patriarchen oder Erzbischöfe von orientalischen Kirchen, 22 Vorgesetzte von Ordensgemeinschaften, 10 Leiter von Dikasterien und 15 weitere Bischöfe, die keiner Bischofskonferenz angehören.
Ziel des Treffens ist es, dass die Bischöfe die Verfahren zum Missbrauch von Minderjährigen auf verschiedenen Ebenen verstehen und sich der Tragödie des Leidens der Opfer bewusst werden - so Jesuitenpater Federico Lombardi, der Moderator des Gipfels ist.
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Jedem der drei Diskussionstage wurde ein Thema zugeordnet: Verantwortung, Verantwortlichkeit, Transparenz.
CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut der Rede, wie sie der Heilige Stuhl zur Verfügung gestellt hat.
"Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!
Angesichts des Übels des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Männer der Kirche war es mein Wunsch, euch Patriarchen, Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Ordensobere und Verantwortungsträger hinzuzuziehen, auf dass wir alle gemeinsam auf den Heiligen Geist hören und uns folgsam von ihm leiten lassen, um dem Schrei der Kleinen Gehör zu schenken, die Gerechtigkeit verlangen. Auf unserem Treffen lastet das Gewicht der pastoralen und kirchlichen Verantwortung, die uns verpflichtet, gemeinsam auf synodale, aufrichtige und gründliche Weise darüber zu diskutieren, wie wir diesem Übel entgegentreten können, das die Kirche und die Menschheit heimsucht. Das heilige Volk Gottes schaut auf uns und erwartet von uns nicht einfache selbstverständliche Verurteilungen, sondern konkrete und wirksame Maßnahmen, die zu erstellen sind. Es braucht Konkretheit.
Beginnen wir also unser Programm, ausgerüstet mit dem Glauben und dem Geist größten Freimuts („parrhesia“), der Furchtlosigkeit und Konkretheit.
Als Hilfsmittel erlaube ich mir, euch einige wichtige Kriterien mitzugeben, die von den verschiedenen Kommissionen und Bischofskonferenzen erarbeitet wurden – sie stammen von euch, ich habe sie ein wenig zusammengestellt. Es sind Leitlinien, die unsere Überlegungen unterstützen sollen. Sie werden euch jetzt ausgeteilt. Sie sind einfach ein Ausgangspunkt. Sie kommen von euch und kehren zu euch zurück. Sie nehmen nichts weg von der Kreativität, die bei diesem Treffen herrschen soll.
Auch in eurem Namen möchte ich der Päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger, der Glaubenskongregation und den Mitgliedern des Organisationskomitees für die ausgezeichnete Arbeit danken, die sie mit großem Einsatz in der Vorbereitung dieses Treffens geleistet haben. Vielen Dank!
Schließlich bitte ich den Heiligen Geist, uns in diesen Tagen zu unterstützen und uns zu helfen, dieses Übel zu einer Chance des Bewusstwerdens und der Reinigung werden zu lassen. Die selige Jungfrau Maria schenke uns Licht, um die schweren Wunden heilen zu können, die der Pädophilieskandal bei den Kleinen wie auch unter den Gläubigen hervorgerufen hat. Danke."
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) February 13, 2019