Analyse: Kamala Harris und der Katholik Joe Biden

Wollen Präsident und Vizepräsidentin der USA werden: Joe Biden im Jahr 2016 (links) und Kamala Harris bei einem Auftritt im Jahr 2019.
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Joe Biden (77), der als Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei der USA antreten will, hat die 22 Jahre jüngere Senatorin Kamala Harris zu seiner Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin gewählt.

"Ich habe die große Ehre, bekannt zu geben, dass ich Kamala Harris - eine furchtlose Kämpferin für den kleinen Mann und eine der besten Beamtinnen des Landes - als meine Vizekandidatin gewählt habe", twitterte Biden am gestrigen Dienstag.

Die 55 Jahre alte Harris, deren Eltern aus Jamaika und Indien stammen, wird in der amerikanischen Öffentlichkeit als "erste schwarze Frau und Person indischer Abstammung" bezeichnet, die als Kandidatin einer der großen Parteien für das Amt antrete. In Zeiten des "Black Lives Matter"-Phänomens und der weiteren Rassismus-Kämpfe im Westen spielt diese Herkunft auch symbolisch eine wichtige Rolle.

Wem die politischen Ziele und eigentliche Arbeit der Senatorin wichtig sind, dem ist Kamala Harris vor allem dafür ein Begriff, vehement für ein uneingeschränktes "Recht auf Abtreibung" einzutreten. Mit dieser Forderung hat sie bereits auf Joe Biden Druck ausgeübt, wie die "Catholic News Agency" berichtet, und wurde von "Planned Parenthood" aktiv unterstützt. Dass dies zu Spannungen zwischen Biden und Harris führen wird mit Blick auf einen gemeinsamen Wahlkampf ist aber unwahrscheinlich: Dem Katholiken Joe Biden ist wegen seiner Unterstützung von Abtreibung bereits in der Vergangenheit die heilige Kommunion verweigert worden.

Gleichzeitig hat Biden während des laufenden Wahlkampfes wiederholt über seinen katholischen Glauben gesprochen und etwa am 6. August betont, dass dieser das Fundament seines Lebens ist. Ob und inwiefern Kamala Harris religiöse Überzeugungen hat, ist dagegen eher unklar. Sie hat nach eigenen Angaben als Kind geschiedener Eltern wechselweise einen Hindu Tempel und eine Baptistengemeinde besucht, und beschreibt sich als "Black Baptist" - also Christin einer vorwiegend afro-amerikanischen protestanischen Kirchengemeinde. 

So wenig Glaubensleben und religiöse Überzeugungen potentielles Konfliktpotential darstellen für dieses Kandidatengespann: Potentiellen Sprengstoff zwischen den beiden, der auch und gerade im Wahlkampf riskant werden könnten, gibt es genug.

Was etwa Joe Bidens Umgang mit Frauen betrifft, hat Kamala Harris scharfe Kritik geübt. Im April 2019 teilte sie öffentlich mit, sie glaube den Frauen, die Biden während seiner Zeit im US-Senat und als Vizepräsident sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt hatten. Mehrere Frauen, darunter ehemalige Mitarbeiterinnen, haben Biden beschuldigt, sich ihnen gegenüber inakzeptabel verhalten zu haben – die Vorwürfe reichen von sexueller Belästigung bis hin zur Vergewaltigung: Eine ehemalige Assistentin etwa beschuldigt Biden, sie im Jahr 1993 auf dem Flur eines Kongressgebäudes körperlich bedrängt und dann gegen ihren Willen mit seinen Fingern penetriert zu haben. Kamala Harris sagte vergangenes Jahr, sie glaube diesen Frauen und lobte deren Mut, damit endlich an die Öffentlichkeit zu gehen.

Biden selbst hat stets bestritten, sich jemals "unangemessen" verhalten zu haben.

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Inwiefern Harris – vor allem in ihrer Karriere als Staatsanwältin – eine eigene politische Position vertritt jenseits politischer Ambitionen ist zudem seit Jahren Gegenstand heftiger Debatten in der eigenen Partei und "liberaler" Medien.

So präsentierte sich die Staatsanwältin Harris als Gegnerin der Todesstrafe - setzte sich aber für deren Erhalt in Kalifornien ein. Selbst "progressive" Medien wie der TV-Sender "CNN" berichteten zudem, dass die Staatsanwältin offenbar nicht davor zurückschreckte, Opfer von Gewaltverbrechen für ihre politischen Ziele zu instrumentalisieren.

Aufsehen erregte Harris auch im Jahr 2018, als sie sich für die Legalisierung von Marihuana einsetzte - nachdem sie sich jahrelang als Staatsanwältin für Gefängnisstrafen für Marihuana-Vergehen eingesetzt hatte. Parteikollegin Tulsi Gabbard etwa warf Harris vor, als Generalstaatsanwältin "über 1.500 Menschen wegen Marihuana-Vergehen ins Gefängnis gebracht" zu haben – in einem Interview jedoch lachend eingeräumt zu haben, selbst die Droge konsumiert zu haben.

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Selbst Magazine wie "Rolling Stone" – die aktiv für die Legalisierung von Cannabis eintreten – bewerten den Umgang von Kamala Harris mit dem Thema als "problematisch". 

Joe Biden dagegen ist bekannt dafür, einer der Architekten des "War on Drugs" in den USA zu sein – dem Gegenteil einer Politik der "Legalisierung". Recherchen der Seite "The Intercept" zufolge hat Biden sogar den konservativen US-Präsidenten Ronald Reagan gedrängt, mehr Menschen wegen Drogenvergehen zu inhaftieren.

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