Kardinal Woelki über Kritik am „Synodalen Weg“: „Brief sollte nicht an die Öffentlichkeit“

Kardinal Rainer Maria Woelki im Interview mit EWTN News am 23. Mai 2025
Kardinal Rainer Maria Woelki im Interview mit EWTN News am 23. Mai 2025
EWTN News / CNA Deutsch
Kardinal Rainer Maria Woelki (links) sprach am 23. Mai 2025 in Rom über die Zukunft der Kirche. An der Konferenz nahmen auch Professor Ralph Weimann, Kardinal Kurt Koch und Pfarrer Guido Rodheudt teil (v.l.n.r.).
Kardinal Rainer Maria Woelki (links) sprach am 23. Mai 2025 in Rom über die Zukunft der Kirche. An der Konferenz nahmen auch Professor Ralph Weimann, Kardinal Kurt Koch und Pfarrer Guido Rodheudt teil (v.l.n.r.).
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch
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Kardinal Rainer Maria Woelki hat seine Ablehnung des sogenannten Synodalen Ausschusses bekräftigt. In einem exklusiven Interview mit EWTN News (hier das vollständige Interview im Video) distanzierte sich der Kölner Erzbischof von den Plänen, die 23 der 27 deutschen Bischöfe gemeinsam mit dem Zentralkommittee der deutschen Katholiken (ZdK) vorantreiben wollen und die in der Schaffung eines eigenen Gremiums münden sollen. „Ich glaube mich hier vor meinem Gewissen so entscheiden zu müssen“, so Kardinal Woelki wörtlich.

Wie CNA Deutsch berichtete, haben insgesamt vier deutsche Bischöfe ihre Ablehnung dieses Gremiums in einem Schreiben an Bischof Georg Bätzing und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp zum Ausdruck gebracht. In ihrem Schreiben, das CNA Deutsch vorliegt, verwiesen die Bischöfe auf „Stoppschilder“ aus Rom, weshalb sie „die Arbeiten des ‚synodalen Ausschusses‘ an der Vorbereitung eines nationalen synodalen Gremiums als nicht zielführend“ einschätzten.

„Dieser Brief ist ein persönlicher Brief gewesen, der gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen ist“, erklärte Woelki am vergangenen Freitag im Gespräch mit EWTN-Romkorrespondent Rudolf Gehrig. „Wir haben ihn an das Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz geschickt mit der Bitte, ihn dann weiterzugeben an den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz und an die Präsidentin des ZdK. Wie der Brief jetzt an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist zunächst einmal für mich ein Geheimnis.“

Gleichzeitig räumte Woelki ein, man habe mit diesem Schreiben „sehr klar zum Ausdruck gebracht: Synodalität ist für uns nicht Parlamentarismus, ist für uns nicht möglich im Sinne von Mehrheitsbeschaffungen im demokratischen Sinne.“

„Was ist das eigentlich, Evangelisierung?“

Kardinal Woelki war am vergangenen Freitag in Rom, um als Referent am Symposium „Zukunft der Kirche – Verändern oder verwandeln?“ teilzunehmen. In seinem Beitrag hatte der Kölner Erzbischof auch über das Bischofsamt gesprochen und betont, Jesus habe die Bischöfe „zu Menschenfischern berufen, nicht zu Managern einer NGO“. Woelki sprach zudem ausführlich über die geplanten Strukturreformen im Erzbistum Köln.

Im EWTN-Interview ging Woelki weiter auf diese Pläne ein und unterstrich erneut, dass bei jeder Reform „Evangelisierung natürlich das entscheidende Kriterium“ sei. Strukturen, so der Kardinal, müssten dementsprechend angepasst werden, „dass sie diesem Ziel dienen“. Die Kirche in Deutschland habe, obwohl sie traditionell sehr finanzstark ist, in der Vergangenheit weder ihre „finanziellen noch strukturellen Möglichkeiten“ ausreichend genutzt, kritisierte Woelki. Allein schon mit dem Wort „Evangelisierung“ habe man sich in Deutschland „über viele Jahre oder Jahrzehnte schwergetan“.

„Ich habe den Eindruck gehabt, dass wir eigentlich auch bis in den Kreis der Bischöfe hinein uns oft gefragt haben: Was ist das eigentlich, Evangelisierung?“, so der Kölner Erzbischof wörtlich.

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Auch wenn Woelki unterstrich, dass Strukturen nicht zum „Selbstzweck“ verkommen dürften, wehrte er sich dagegen, Strukturen und Evangelisierung gegeneinander auszuspielen. „Wir brauchen Strukturen, wir brauchen eine Organisation, wir brauchen auch institutionelle Sicherheiten und Transparenz, damit wir die Botschaften verkünden können“, sagte er. Strukturen müssten aber „Dienstcharakter“ haben: „Sie dienen nur dem einen, nämlich Christus gegenwärtig zu machen. Passiert anderes, dann degenerieren wir zu einer NGO.“

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„Ich bin mit der Universalkirche unterwegs“

Im Gespräch mit Romkorrespondent Rudolf Gehrig wiederholte Woelki dann seine Kritik am Vorgehen der 23 deutschen Bischöfe, die – anders als Woelki und die Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke OSB (Eichstätt) und Stefan Oster SDB (Passau) – die Pläne hin zu einem sogenannten „Synodalen Rat“ mittragen. Man habe die Kritik an diesem Vorhaben „schon wiederholt [sowohl] schriftlich als auch mündlich in unseren Konferenzen und bei verschiedenen anderen Gelegenheiten“ deutlich gemacht und mit dem jüngsten Schreiben erneut zum Ausdruck bringen wollen, „dass die Bischofskonferenz diesen Prozess nur in Teilen trägt“.

„Die Hierarchie der Kirche ist damit nicht aufgehoben und abgeschafft“, sagte Kardinal Woelki im EWTN-Interview. Er sehe nun Papst Leo XIV. vor der großen Aufgabe stehen, „theologisch vertieft zu erklären, was Synodalität ist, wie Synodalität in einer hierarchisch strukturierten Kirche möglich ist und wie auch da das Magisterium mit seiner Verantwortung eingebunden ist.“

Auf die Nachfrage von EWTN News, ob die Ablehnung des Synodalen Wegs innerhalb der deutschen Bischofskonferenz zu einer Vertiefung der Gräben beitrage, rechtfertigte der Kölner Erzbischof seinen Entschluss als eine Gewissensentscheidung: „Ich kann jetzt einfach nur sagen, dass ich mich als jemand weiß, der mit der Universalkirche unterwegs ist. Das möchte ich niemandem absprechen. Aber ich glaube mich hier vor meinem Gewissen so entscheiden zu müssen und mich auch hier durch das, was Papst Franziskus, beziehungsweise auch Kardinal Parolin, Kardinal Prevost und Kardinal Ouellet und verschiedene andere in ihren Schreiben immer wieder zum Ausdruck gebracht haben, dass ich mich hier mit der Universalkirche in Einheit weiß.“

Setzt Papst Leo XIV. die kritische Haltung von Papst Franziskus fort?

Vor etwa einem Jahr hatte Papst Franziskus dem geplanten „Synodalen Rat“ endgültig eine Absage erteilt (hier die Analyse von CNA Deutsch zum Nachlesen). Daraufhin begannen die Initiatoren des Synodalen Wegs in Deutschland mit der Schaffung eines sogenannten Synodalen Ausschusses. Von 27 deutschen Diözesanbischöfen hatten lediglich Woelki, Hanke, Oster und Voderholzer eine Teilnahme am Synodalen Ausschuss von Anfang an abgelehnt. Der Ausschuss soll einen Synodalen Rat vorbereiten, um den Synodalen Weg in Deutschland zu verstetigen. Das Ziel ist das gemeinsame Beraten und Entscheiden von Laien und Diözesanbischöfen.

Vor seiner Wahl zum Papst war Leo XIV. als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe an den römischen Verhandlungen zum deutschen Synodalen Weg beteiligt. So hatten im Februar 2024 Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Kardinäle Víctor Manuel Fernández (Glaubensdikasterium) und Robert Francis Prevost OSA (Bischofsdikasterium) – der spätere Papst Leo – noch ganz grundsätzlich betont, ein Synodaler Ausschuss sei nicht rechtmäßig. Die Kardinäle warnten die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz vor dem Beschluss, dieses Gremium einzurichten: „Ein solches Organ ist vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen.“

Das ganze Interview mit Kardinal Rainer Maria Woelki: