Berlin - Mittwoch, 14. Oktober 2020, 10:19 Uhr.
Ist die Darstellung eines schwarzen Sterndeuters rassistisch oder erinnert nur daran, dass der christliche Glaube keinen Rassismus kennt? Die US-amerikanische Rassismus-Problematik, längst nach Europa importiert, prallte diese Woche auf Jahrhunderte alte katholische Bräuche hierzulande. Die Heiligen Drei Könige, die wahlweise auch als "Magier" oder "Weise" bezeichnet werden, werden weltweit verehrt als jene Personen, die nach den Hirten als erstes das neugeborene Jesuskind huldigten.
In der europäischen Tradition werden sie als Caspar, Melchior und Balthasar verehrt, und dazu gehört oft auch ein dunkelhäutiger Melchior.
Die Kirche feiert das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar unter dem Namen "Epiphanie", was so viel bedeutet wie "das Aufscheinen Gottes vor allen Völkern". Die Gebeine der Heiligen wurden zunächst in Mailand verehrt, bevor sie im Jahr 1164 nach Köln überführt wurden. Seitdem werden die Reliquien dort im Kölner Dom im goldenen Dreikönigsschrein aufbewahrt und verehrt.
Die Verehrung der Drei Könige fand auch Eingang in die Krippendarstellungen. Mit dabei: Melchior mit schwarzer Hautfarbe. Was manche daran erinnert, dass die christliche Religion, die einen jüdischen Messias verehrt und auch in Afrika blüht, mit dem Rassismus jeder Art nichts zu tun haben kann und will. Was andere jedoch so stört, dass sie dagegen vorgehen wollen.
Am vergangenen Montag veröffentlichte auch die deutsche Bischofskonferenz ein Statement zur aufgeflammten Debatte um angeblichen "Rassismus" in der Weihnachtskrippe. "Krippendarstellungen mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe spiegeln die Vielfalt der Kirche wieder", erklären die Bischöfe in der auf Facebook publizierten Stellungnahme.
"Eine Krippe ohne Melchior würde suggerieren, dass Christus nur für weiße Menschen zur Welt gekommen ist. Das wäre grundlegend falsch und würde zu Recht als rassistisch bezeichnet."
Sternsinger-Aktion: Brauch hat nichts mit "Blackfacing" zu tun
Vermeintlich aufklärerische Aktivisten kritisieren regelmäßig die "Sternsinger"-Aktion, bei der sich jedes Jahr im Januar Kinder als Heilige Drei Könige verkleiden und in der eigenen Pfarrei von Tür zu Tür gehen, um Spenden für das Kindermissionswerk zu sammeln. Dabei schminken sich häufig Kinder, die Melchior darstellen, auch mit dunkler Hautfarbe – passend zur frommen Verkleidung.
Nicht verstehen will das nun eine Funktionärin in Bamberg vom "Bund der deutschen katholischen Jugend" (BDKJ): "Das könnte als rassistisch empfunden werden", behauptete die BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Russwurm gegenüber der "KNA". Die Funktionärin wörtlich weiter: "Es gibt gerade in den USA eine lange und unrühmliche Tradition des Blackfacing. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich."
Als "Blackfacing" wird das Schwarzschminken aus rassistischem Motiv in den USA bezeichnet. Im 19. Jahrhundert hatten vereinzelt weiße US-Ameriakaner dabei auf abwertende Weise Schwarze imitiert, meist auf Jahrmärkten oder im Volkstheater.
Mit den katholischen Sternsingern und uralten christlichen Bräuchen hat es also nichts zu tun. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" selbst weist den Rassismus-Vorwurf entschieden zurück. Dieser Brauch hat nun mal "nichts mit dem rassistischen 'Blackfacing' zu tun", erklärt das Hilfswerk auf seiner Internetseite. Caspar, Melchior und Balthasar repräsentieren in alter Tradition die drei damals bekannten Erdteile Asien, Afrika und Europa – der schwarze König stehe für Afrika. "Dem lag der positive Gedanke zugrunde, dass Gott für alle Menschen Mensch geworden ist", so das Hilfswerk.
Auf der Internetseite heißt es weiter trotzdem, dass man den Brauch nicht mehr unterstützen will: "Gleichwohl geht die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft heute nicht mehr auf. Wir glauben, dass der ursprüngliche Sinn der Tradition besser deutlich wird, wenn Kinder als Sternsinger so gehen, wie sie eben sind: vielfältig in ihrem Aussehen."
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