München - Freitag, 20. November 2020, 14:48 Uhr.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat den öffentlichen kirchlichen Verein Katholische Integrierte Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising aufgelöst. Der 1986 errichtete Verein besaß nach den der Erzdiözese vorliegenden Angaben zuletzt weder Leitungsorgane noch Mitglieder.
Das teilte die Erzdiözese am heutigen Freitag mit.
Die im Februar 2019 vom Erzbischof beauftragten Visitatoren haben unter www.erzbistum-muenchen.de/bericht-kig einen Bericht über ihre Arbeit veröffentlicht. Vor dem Hintergrund dieses Berichts prüfe die Erzdiözese weitere Schritte zur Aufarbeitung der Geschichte und Arbeit der Integrierten Gemeinde.
Kardinal Marx zeigt laut Mitteilung Verständnis für Menschen, die sich von dem Verein enttäuscht fühlen: "Ich bedaure sehr, dass ehemalige Mitglieder in der Auseinandersetzung mit der Katholischen Integrierten Gemeinde Leid erfahren mussten und die Verantwortlichen sich gegenüber den Visitatoren nicht als kooperationsbereit erwiesen haben. Der Bericht der Visitatoren verdeutlicht, dass nicht mangelnder Glaube oder einzelnes persönliches Versagen den Verein problematisch machten, sondern dass hier manche negativen Erfahrungen im Anspruch und in der Struktur der Katholischen Integrierten Gemeinde grundgelegt waren."
Wie CNA Deutsch berichtete, hat sich auch Papst emeritus Benedikt XVI. von der Gemeinde distanziert.
Die 1948 gegründete "Integrierte Gemeinde" sollte nach eigener Darstellung "ein Ort für ein aufgeklärtes und unverkürztes Christentum" sein und galt jahrelang als ein vielversprechender "Aufbruch" in der Kirche. Im Jahr 1978 wurde sie von den damaligen Erzbischöfen in Paderborn und München – Johannes Degenhardt und Joseph Ratzinger – kirchlich anerkannt und 1985 als öffentlicher Verein nach dem katholischen Kirchenrecht errichtet.
Wie CNA Deutsch berichtete, wurden im November 2019 Ergebnisse eines Zwischenberichts des Erzbistums München und Freising veröffentlicht, demzufolge ehemalige Mitglieder über Eingriffe in das Privatleben – bis hin zur Wahl des Wohnorts und der Zahl der Kinder in einer Familie – sowie die Ausübung psychischen Drucks auf Angehörige schilderten.
Ein ehemaliges Mitglied begrüßte im November 2019 gegenüber CNA Deutsch die Untersuchung und bezeichnete sie als "ein Glück und ein Segen für die Kirche und für die letzten Mitglieder der IG selbst, die einem im Grunde nur leid tun können".
Über die möglichen Folgen einer eventuellen Weigerung seitens der Gruppe, zur Aufklärung beizutragen, ließ das Erzbistum damals verlauten, die IG wurde als öffentlicher kirchlicher Verein weiterhin aufgefordert, mit den Visitatoren zu kooperieren. "Sollte sie sich dem auch künftig entziehen, werden wir entsprechende Schritte einleiten, die bis zur Auflösung reichen können."
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Genau zu diesem Schritt ist es nun gekommen.
Auf ihrer – inzwischen offenbar offline gegangenen – Webseite bezeichnete damals die IG wiederum die Vorwürfe des Zwischenberichts als "völlig haltlose Anschuldigungen". Laut der "Herder Korrespondenz" teilte ein Mitglied der Gemeinde auf Anfrage mit, dass die Gruppe beschlossen habe, ihre "Aktivität als kirchliche Vereinigung ganz einzustellen und dies auch inzwischen getan hat." Recherchen der "Herder Korrespondenz" zeigten indes, dass die Gruppe offenbar plant, ihre Arbeit "in einem neuen rechtlichen Gewand" fortzusetzen.
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