Rom - Dienstag, 16. März 2021, 15:04 Uhr.
Ein französischer Professor hat vorgeschlagen, dass das Päpstliche Theologische Institut für Ehe- und Familienwissenschaften Johannes Paul II. in Rom unter seinem neuen Leiter in "Amoris-Laetitia-Institut" umbenannt werden sollte.
In einem Artikel, den der bekannte Vatikanist Sandro Magister am 16. März auf seinem Blog "Settimo Cielo" veröffentlichte, kritisiert Thibaud Collin, Professor für Philosophie am Collège Stanislas de Paris, die Ernennung von Msgr. Philippe Bordeyne zum neuen Präsidenten des Instituts.
"Kurz gesagt, die Ernennung einer Figur wie Philippe Bordeyne zum Leiter bestätigt, dass das Institut Johannes Paul II., das gerade dabei ist, seine Studenten zu verlieren, um der intellektuellen Redlichkeit willen seinen Namen ändern sollte. Es könnte z.B. 'Amoris Laetitia'-Institut heißen", schreibt der Professor.
Bordeyne, seit 2011 Rektor des Institut Catholique de Paris, wurde am 22. Februar von Kardinal Giuseppe Versaldi und Erzbischof Vincenzo Zani, dem Präfekten bzw. Sekretär der Kongregation für das katholische Bildungswesen, als neuer Präsident des Instituts bestätigt. Er wird sein Mandat offiziell im September antreten.
Der 61-jährige französische Theologe tritt die Nachfolge von Msgr. Pierangelo Sequeri, 76, an, der das Ende seiner fünfjährigen Amtszeit erreicht hat – und ein keine leichte Aufgabe hinterlässt.
Unter Sequeri wurde das Institut zwar zu einem päpstlichen theologischen Institut aufgewertet, stand aber im Mittelpunkt von heftigen Kontroversen und Turbulenzen, nachdem dessen Lehrplan umgebaut und Theologen entlassen wurden, die treu zur Lehre des heiligen Johannes Paul II. standen.
Das Institut wurde 1981 als Zentrum für das Studium der christlichen Anthropologie und Theologie gegründet, im Licht der philosophischen Ideen, die in dem Werk "Liebe und Verantwortung" des polnischen Papstes und seinem als "Theologie des Leibes" bekannten Lehrzyklus zum Ausdruck kamen.
Papst Franziskus hatte das Institut im Jahr 2017 durch das Motu Proprio "Summa Familiae Curia" aufgelöst und durch ein fast gleichnamiges Institut ersetzen lassen.
Als "Magna Charta" des neuen Instituts bezeichnete de von Franziskus eingesetzte neue Großkanzler, Erzbischof Vincenzo Paglia damals das Nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia.
In seinem Artikel argumentierte Collin, dass Bordeynes Ernennung den "Paradigmenwechsel" bestätigte, weil die Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI. aus dem Jahr 1968 nicht mehr als "Prüfstein" für das Institut diene.
Collin zitierte einen Aufsatz von Bordeyne aus dem Jahr 2015, in dem er argumentierte, dass "es vernünftig wäre, die Entscheidung über Verhütung der Weisheit der Paare zu überlassen."
"Aus dieser Perspektive könnte die Kirche eine Pluralität von Wegen zulassen, um auf den allgemeinen Ruf zu antworten, die Offenheit der Sexualität für die Transzendenz und das Geschenk des Lebens zu erhalten", schrieb Bordeyne.
Er fuhr fort: "Der Weg der natürlichen Methoden, der Enthaltsamkeit und Keuschheit beinhaltet, könnte als evangelischer Ratschlag empfohlen werden, der von christlichen Paaren praktiziert wird oder nicht, und der Selbstbeherrschung in periodischer Enthaltsamkeit erfordert. Der andere Weg, dessen moralische Legitimität anerkannt werden könnte, wobei die Wahl der Weisheit der Eheleute anvertraut wird, würde darin bestehen, nicht-abtreibende Methoden der Empfängnisverhütung anzuwenden."
Als Präsident steht Bordeyne vor der unmittelbaren Herausforderung, die im apostolischen Schreiben von Papst Franziskus vom 8. September 2017 skizzierte Erneuerung des Instituts zu vollenden. Er muss auch versuchen, einen Rückgang der Studentenzahlen umzukehren.
Das Institut war Berichten zufolge gezwungen, einige Kurse zu streichen, weil sie nicht die Mindestanzahl von Studenten anzogen. Andere sollen sogar 90% der Studenten verloren haben.
Bordeyne hat sich auf Moraltheologie, Ökumene und die Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils spezialisiert. Er ist Mitherausgeber und Redakteur des Bulletin of Moral Theology of Research in Religious Sciences und Gründer der Sammlung "Theologie an der Universität."
Der Geistliche nahm als "Experte" an der Familiensynode 2015 in Rom teil. 2017 veröffentlichte er das Buch "Divorcés remariés: ce qui change avec François" ("Geschiedene und Wiederverheiratete, was sich mit Papst Franziskus ändert").
Im Jahr 2018 veröffentlichte er "Portare la legge a compimento. Amoris Laetitia nelle situazioni matrimoniali fragili" ("Das Gesetz zur Geltung bringen. Amoris Laetitia in fragilen Ehesituationen") im Verlagshaus des Vatikans.
Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Internationalen Akademie für Ehespiritualität (INTAMS). Die Organisation widmete eine Ausgabe 2019 ihrer Zeitschrift "Marriage, Families & Spirituality" der Auseinandersetzung mit homosexuellen Paaren.
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Das Heft befürwortete die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare und stellte die Frage, ob die Ablehnung homosexueller Beziehungen durch die Kirche auch auf "langfristige Liebesbeziehungen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts" angewendet werden könne.
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