Missbrauchsvorwürfe gegen Jesuiten in Spanien: Orden heuert Anwalt an

Barcelona (Archivbild)
Camille Minouflet / Unsplash (CC0)

Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen sexueller Gewalt hat der Jesuitenorden in Spanien nach eigenen Angaben eine Anwaltskanzlei und eine Mediations-Firma beauftragt, um bei der Aufklärung mutmaßlicher Verbrechen und Begleitung der Opfer zu helfen.

Im Raum stehen mutmaßlichen Missbrauchsfälle an Schulen in Katalonien.

Ein Beauftragter der Jesuiten in Katalonien, Enric Puiggròs, hat bekannt gegeben, dass der Orden eine Reihe von Maßnahmen im Umgang mit den mutmaßlichen Fällen von sexuellem Missbrauch an Schulen ergriffen habe.

Die Anwaltskanzlei Roca Junyent sei beauftragt worden, die Vorwürfe aufzuklären, festzustellen, wie damit umgegangen wurde und die Verantwortlichen zu ermitteln.

Seit Jahren Vorwürfe gegen Jesuiten

Der einst vom heiligen Ignatius von Loyola gegründete Orden, zu dem auch Papst Franziskus gehört, sieht sich bereits seit 2018 mit vielen Missbrauchsvorwürfen in Katalonien konfrontiert.

"Das Auftauchen neuer Anzeigen und die Tatsache, dass sich nicht alle Opfer an die Institution wenden, zeigen, dass die ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, weshalb nun diese neuen externen Maßnahmen ergriffen werden", erklärte der Orden.

Die Jesuiten wiesen auf die Arbeit hin, die seit Jahren in den Schulen ihres Netzwerks in Katalonien "in Übereinstimmung mit den Aktionsprotokollen" der Regionalregierung geleistet werde.

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All diese Aktivitäten sollen Teil des Programms "Sichere Umgebung" sein, "bei dem wir von der Stiftung Vicki Bernadet unterstützt und beraten werden", so die Jesuiten in einer Erklärung.

"Licht ins Dunkel bringen"

In der vergangenen Woche hat die spanische Bischofskonferenz den Bericht "Licht ins Dunkel bringen" vorgestellt. 

Der Report spricht von offenbar 728 kirchlichen Missbrauchstätern — und 927 Opfern sexueller Gewalt in Spanien zwischen 1945 und 2022. 

Die Opfer waren zumeist Jungen (82 Prozent), und die Verbrechen wurden hauptsächlich in den 1960er bis 1980er Jahren verübt.

Die Opfer waren alle entweder Minderjährige oder Schutzbedürftige. Viele der Täter sind mittlerweile verstorben.

"Wir sind uns des verursachten Schadens bewusst", sagte Jose Gabriel Vera, der Sprecher der spanischen Bischofskonferenz. "Wir wollen allen Opfern helfen und sie bei ihrer Heilung begleiten."

Das Thema geriet in Spanien 2021 ins Rampenlicht, nachdem die Zeitung El Pais über 1.200 angebliche Fälle berichtet hatte. Die gleiche Zeitung deckte auch den Missbrauch durch Jesuiten in Bolivien auf.

Vorwürfe nicht nur in Spanien

Der Jesuitenorden wird seit Monaten von immer neuen Enthüllungen schwerster Vorwürfe sexueller Gewalt und systematischer Vertuschung erschüttert — darunter der notorische Fall von Pater Marko Rupnik SJ sowie "Padre Pica" und zahlreiche weitere Jesuiten in Bolivien. 

Im Raum steht — neben der Frage, was Papst Franziskus tut, der selber Jesuit ist — auch die Frage, wann und wie der Umgang des Ordens mit Missbrauchsfällen letztlich kontrolliert und transparent gemacht wird. 

Für die seelsorgerische Betreuung und Begleitung der mutmaßlichen Opfer in Katalonien haben die Jesuiten nach eigenen Angaben eine auf Mediation spezialisierte Organisation beauftragt.

In einer Erklärung der Jesuiten heißt es: "Mit dieser Initiative wollen wir all jenen Opfern entgegenkommen, für die es schwierig ist, sich an die Institution zu wenden, in der sie diese Übergriffe erlitten haben".

Die Gesellschaft Jesu habe sich auch dem Ombudsmann für Beschwerden in der Region zur Verfügung gestellt, um "diesen Prozess und die geplanten Maßnahmen zu prüfen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten".

Übersetzt, ergänzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur, ACI Prensa.