Nigeria: Politiker gibt Diskriminierung von Christen zu

Beisetzung des entführten und anschließend ermordeten Priesterseminaristen Michael Nnadi aus Kaduna (Nigeria) im Jahr 2020
Kirche in Not

Kirchenvertreter in Nigeria zeigen sich bestürzt über ein Video, in dem der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Kaduna, Nasir El-Rufai, die systematische Benachteiligung von Christen zugibt.

Der Politiker regierte den zentralnigerianischen Bundesstaat Kaduna von 2015 bis 2023. Er gehört der Partei All Progressive Congress (APC) an — der politischen Heimat des neuen Präsidenten Bola Tinubu und seines Vorgängers Muhammadu Buhari.

Gleichbehandlung trotz Benachteiligung?

In einer Rede vor muslimischen Geistlichen erklärte El-Rufai, warum er keine Christen in die lokale Regierung aufgenommen habe: "Diejenigen, die keine Muslime sind, wählen unsere Partei nicht - zumindest die meisten von ihnen. Warum sollte ich ihnen also den Posten des Vizegouverneurs geben?" Im Süden des Bundesstaates Kaduna sind die Christen in der Mehrheit, im Norden die Muslime. In Nigeria liegt das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen bei etwa 50:50.

Der ehemalige Gouverneur sagt, seine Regierung habe die Christen "immer fair behandelt". Gleichzeitig betonte er jedoch, dass er mehrheitlich von Muslimen bewohnte Gebiete bevorzugt habe: "Was ich Jaba [einem mehrheitlich christlichen Gebiet; Anm. d. Red.] gebe, ist nur ein Teil dessen, was ich Kubau [wo Muslime die Mehrheit haben] gebe, weil Jaba nicht für uns gestimmt hat. Abschließend forderte El-Rufai seine Zuhörer auf, dafür zu sorgen, dass Muslime auch in Zukunft die Kommunalpolitik dominieren.

"Hasserfüllte Erklärung"

In einem Brief an den seit Ende Mai amtierenden Gouverneur von Kaduna, Uba Sani, der dem weltweiten katholischen Hilfswerk Kirche in Not (Aid to the Church in Need, ACN) vorliegt, bezeichnete eine Gruppe katholischer Priester die Äußerungen seines Vorgängers als eine spalterische, hasserfüllte Deklaration der politischen Vorherrschaft des Islam in Nigeria, die jedes staatsmännische Denken vermissen lässt". Die christlichen Gemeinden hätten in den vergangenen Jahren "unter den Schrecken einer ineffizienten Regierungsführung gelitten", schreiben die Seelsorger.

Nach Recherchen von ACN wurden allein im Bundesstaat Kaduna seit Anfang 2022 mindestens elf Priester entführt. Zwei von ihnen wurden ermordet, von zwei weiteren fehlt jede Spur. Die Priester kritisieren auch die Untätigkeit von Polizei und Behörden, Christen und kirchliche Einrichtungen vor islamistischen Gruppen und kriminellen Banden zu schützen: "Die einzige Antwort der Regierung waren absurde Anschuldigungen, sie hätten ihre Mörder provoziert und die Gräueltaten seien gerechtfertigte Rachemorde".

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"Religion darf niemals zur Verschleierung von Versagen missbraucht werden", so die Geistlichen.

Trotz dieser scharfen Kritik betonten die Priester aus dem Bundesstaat Kaduna ihren Willen zur Zusammenarbeit mit der Regierung: "Die Religion sollte den Platz einnehmen, der ihr laut Verfassung zusteht, und darf niemals zur Verschleierung von Inkompetenz und Versagen missbraucht werden. Der Friede und der Fortschritt unseres Staates dürfen niemals politischen Zwecken geopfert werden".

Nach dem am 22. Juni veröffentlichten Bericht "Religionsfreiheit weltweit 2023" von Kirche in Not gehört Nigeria zu den Ländern, in denen die religiöse Verfolgung am stärksten ist. Opfer der Gewalt sind vor allem Christen, aber auch Muslime und Anhänger traditioneller Glaubensrichtungen. Geistliche und Gläubige leiden unter den Verbrechen in- und ausländischer Dschihadisten und krimineller Banden.

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