Kardinal Müller will sich bei Weltsynode im Oktober „für theologische Klarheit“ einsetzen

Kardinal Gerhard Müller
screenshot / YouTube / Christendom College

Vor der im Oktober beginnenden Versammlung der Weltsynode zur Synodalität hat Kardinal Gerhard Müller betont, er setze sich „für theologische Klarheit ein, damit eine um Christus versammelte Kirche nicht zu einem politischen Tanz um das goldene Kalb des agnostischen Zeitgeistes wird“. Müller ist der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation und war zuvor Bischof von Regensburg sowie Professor für Dogmatik.

„Eine Kirche, die nicht an Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, glaubt, ist nicht mehr die Kirche Jesu Christi“, unterstrich Müller im Gespräch mit InfoVaticana am Dienstag. „Jeder Teilnehmer sollte zunächst das erste Kapitel von ‚Lumen Gentium‘ studieren, in dem es um das Geheimnis der Kirche im Heilsplan des dreieinigen Gottes geht. Die Kirche ist nicht der Spielplatz der Ideologen des ‚gottlosen Humanismus‘ oder der Strategen der verhinderten Parteitage.“

„Der universale Heilswille Gottes, der sich in Christus, dem einzigen Mittler zwischen Gott und Mensch, historisch und eschatologisch verwirklicht hat, ist das Zukunftsprogramm seiner Kirche und nicht der große Reset der atheistisch-globalistischen ‚Elite‘ von Milliardärsbankern, die ihre rücksichtslose persönliche Bereicherung hinter der Maske der Philanthropie verstecken“, sagte Müller.

Dass die Sitzungen der Weltsynode unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollen, sieht er kritisch: „Ich weiß nicht, welche Absicht hinter dieser Maßnahme steckt, aber 450 Teilnehmer werden die Dinge sicherlich nicht unter Verschluss halten. Viele werden Journalisten zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen oder umgekehrt. Dies ist die große Stunde der Manipulation, der Propaganda für eine Agenda, die der Kirche mehr schadet als nützt.“

„Die Menschen verwechseln – was angesichts der fehlenden theologischen Grundausbildung selbst unter Bischöfen nicht verwunderlich ist – den Inhalt des Glaubens und seine unübertreffliche Fülle in Christus mit der fortschreitenden theologischen Reflexion und dem Wachstum des kirchlichen Glaubensbewusstseins durch die kirchliche Tradition“, beklagte der Kardinal. „Die Unfehlbarkeit des Lehramtes erstreckt sich nur auf die Bewahrung und treue Auslegung des Glaubensgeheimnisses, das der Kirche ein für allemal anvertraut wurde […].“

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Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation äußerte sich auch zu den in der Medienöffentlichkeit sowie von verschiedenen Persönlichkeiten immer wieder angesprochenen Themen wie dem Zölibat.

Die priesterliche Ehelosigkeit optional zu machen sei aus dogmatischer Sicht zwar möglich, räumte Müller ein. Aber „den lärmenden Agitatoren geht es selten um die Heilsanliegen priesterloser Gemeinschaften, sondern vielmehr darum, diesen evangelischen Rat anzugreifen, den sie in einem sexuell aufgeklärten Zeitalter für anachronistisch oder gar unmenschlich halten“.

Mit Blick auf dogmatische Änderungen gelte: „Die formale Autorität des Papstes ist nicht zu trennen von der inhaltlichen Verbindung mit der Heiligen Schrift, der apostolischen Tradition und den dogmatischen Entscheidungen des Lehramtes, die ihm vorausgegangen sind. Andernfalls würde er sich, wie Luther das Papsttum missverstanden hat, an die Stelle Gottes setzen, der der alleinige Urheber seiner geoffenbarten Wahrheit ist – statt einfach in der Autorität Christi den geoffenbarten Glauben unverkürzt und unverfälscht zu bezeugen und der Kirche authentisch zu präsentieren.“

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„In einer solchen extremen Situation, aus der Gott uns retten kann, hätte jeder kirchliche Beamte seine Autorität verloren, und kein Katholik ist mehr verpflichtet, einem häretischen oder schismatischen Bischof religiösen Gehorsam zu leisten“, betonte Müller.

Rückblickend auf den Weltjugendtag in Portugal sagte der Kardinal: „Viele junge Menschen kehrten enttäuscht aus Lissabon zurück, weil nicht mehr das Heil in Christus, sondern eine weltliche Heilslehre im Mittelpunkt stand. Offenbar gibt es sogar Bischöfe, die nicht mehr an Gott als Ursprung und Ende des Menschen und Erlöser der Welt glauben, sondern in pan-naturalistischer oder pantheistischer Weise die sogenannte ‚Mutter Erde‘ als Anfang der Existenz und Klimaneutralität als Ziel des Planeten Erde betrachten.“