Papst Franziskus würdigt Bedeutung der Stille bei ökumenischer Gebetsvigil vor Weltsynode

Papst Franziskus bei einer Gebetsvigil am 30. September 2023
Vatican Media

Papst Franziskus hat den Teilnehmern an einer ökumenischen Gebetsvigil wenige Tage vor der Eröffnung der Weltsynode zur Synodalität gesagt, die Stille sei für Christen wesentlich.

„In einer Welt voller Lärm sind wir nicht mehr an die Stille gewöhnt, ja wir kämpfen manchmal damit, denn die Stille zwingt uns, Gott und uns selbst zu begegnen. Doch sie ist die Grundlage des Wortes und des Lebens“, sagte der Papst am Samstag auf dem Petersplatz.

Vor Tausenden von jungen Menschen und christlichen Führungspersönlichkeiten aus aller Welt betonte Franziskus die Bedeutung des stillen Gebets.

„Die Stille ist für das Leben des Gläubigen wesentlich“, sagte er. „Sie steht in der Tat am Anfang und am Ende des irdischen Lebens von Christus. Das Wort, das Wort des Vaters, wurde in der Krippe und am Kreuz, in der Geburtsnacht und in der Nacht seines Leidens zur Stille.“

Papst Franziskus sprach am Ende einer zweistündigen Gebetsvigil kurz vor Eröffnung der Weltsynode am 4. Oktober. Die erste von zwei Sitzungen der Synode findet im Oktober im Vatikan statt.

Der von der ökumenischen Gemeinschaft Taizé organisierte Gebetsgottesdienst mit dem Titel „Miteinander“ umfasste acht Minuten der Stille für das persönliche Gebet.

„Wie die große Menschenmenge im Buch der Offenbarung haben wir in der Stille gebetet und auf eine ‚große Stille‘ gehört“, sagte Franziskus. „Die Stille ist in der Tat wichtig und mächtig: Sie kann unsagbaren Schmerz angesichts des Unglücks ausdrücken, aber auch, in Momenten der Freude, eine Fröhlichkeit, die über Worte hinausgeht.“

Drei weitere Religionsführer nahmen gemeinsam mit anderen katholischen und christlichen Würdenträgern an der Gebetsvigil teil: Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel, der Primas der Anglikaner, Justin Welby von Canterbury, und der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. Die drei trafen am Morgen des 30. September auch zu Einzelgesprächen mit Papst Franziskus zusammen.

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Der zweistündige Gottesdienst umfasste das Singen von Taizé-Hymnen und anderen Liedern, Schriftlesungen, Zeugnisse junger Christen aus aller Welt, eine Nachstellung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter und ein Gebet mit dem Titel „Der Weg Gottes, des Schöpfers“, in dem es um das Geschenk der Schöpfung Gottes ging, von dem in der Bibel die Rede ist.

Es gab auch Fürbitten, die von führenden Vertretern christlicher Konfessionen eingeleitet und von den geschwisterlichen Delegierten der Synode verlesen wurden. Geschwisterliche Delegierte sind Synodenteilnehmer anderer christlicher Konfessionen. Anders als die meisten Delegierten sind sie nicht stimmberechtigt.

Nach der Gebetsvigil am Abend des 30. September werden die Delegierten bis zum Abend des 3. Oktober an geistlichen Exerzitien in Sacrofano nördlich von Rom teilnehmen.

In seinen Überlegungen sprach Papst Franziskus auch über die Bedeutung der Stille für die Weltsynode zur Synodalität.

„Die Stille in der kirchlichen Gemeinschaft ermöglicht eine geschwisterliche Kommunikation, in welcher der Heilige Geist die Standpunkte zusammenführt“, sagte er. „Darüber hinaus ermöglicht die Stille eine echte Unterscheidung durch aufmerksames Hören auf die ‚Seufzer des Geistes, die zu tief sind, um sie in Worte zu fassen‘, die – oft verborgen – im Volk Gottes widerhallen.“

Er fügte hinzu, Stille sei auch für den Weg der christlichen Einheit wesentlich.

„In der Tat ist [die Stille] grundlegend für das Gebet, und die Ökumene beginnt mit dem Gebet und ist ohne dieses unfruchtbar. Jesus selbst hat gebetet, dass seine Jünger ‚alle eins sein mögen‘“, sagte er.

Papst Franziskus betonte, die Stille sei auch ein wichtiger Aspekt der Evangelisierung, denn „die Wahrheit braucht keine lauten Schreie, um die Herzen der Menschen zu erreichen“.

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„Gott mag keine Erklärungen und kein Geschrei, kein Geschwätz und keinen Lärm: Er zieht es vielmehr vor, wie bei Elias mit ‚leiser Stimme‘ zu sprechen, mit einem ‚Faden von klingender Stille‘“, sagte er.

„Auch wir müssen uns also wie Abraham, wie Elias, wie Maria von so viel Lärm befreien, um seine Stimme zu hören. Denn nur in unserem Schweigen erklingt sein Wort“, so der Papst.

Während der Gebetsvigil waren auf der Terrasse vor dem Petersdom Kopien der Marienikone „Salus Populi Romani“ und des Kreuzes von San Damiano zu sehen, vor dem der heilige Franz von Assisi den Auftrag des Herrn zum Wiederaufbau der Kirche erhielt.

Nach dem offiziellen Ende des Gottesdienstes waren die Menschen eingeladen, sich dem Kreuz und der Ikone zu nähern, um einen Moment des persönlichen Gebets und der Betrachtung zu verbringen, während das Lied „Jesus, Remember Me“ gespielt wurde.

Zuvor hatten Hunderte christlicher junger Erwachsener aus ganz Europa an Workshops und einem von der Diözese Rom organisierten Lobpreis- und Anbetungsgottesdienst in der Lateranbasilika teilgenommen, bevor sie für die ökumenische Gebetsvigil die wenigen Kilometer zum Petersdom gingen.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.