Papst Franziskus beklagt Abtreibungen von ungeborenen Kindern mit Behinderung

Papst Franziskus am 11. April 2024 vor Mitgliedern der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften
Vatican Media

Papst Franziskus hat am Donnerstag in einer Rede auf einer Vatikan-Konferenz zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen beklagt, dass „ungeborene Menschen mit Behinderungen abgetrieben werden“.

Der Papst warnte, die „Wegwerfkultur“ verwandle sich in eine „Kultur des Todes“, wenn Menschen „sich anmaßen, auf der Grundlage utilitaristischer und funktionaler Kriterien bestimmen zu können, wann ein Leben Wert hat und es wert ist, gelebt zu werden“.

Er wies darauf hin, dass man dies heute vor allem an den beiden äußeren Enden des Lebensspektrums sehe – „ungeborene Menschen mit Behinderungen werden abgetrieben und alten Menschen, die kurz vor dem Ende stehen, wird durch Euthanasie ein ‚leichter Tod‘ gewährt“.

„Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde und auf eine ganzheitliche Entwicklung. Auch wenn er unproduktiv ist, mit Einschränkungen geboren wurde oder diese entwickelt, schmälert dies nicht seine große Würde als Mensch – eine Würde, die nicht auf den Umständen, sondern auf dem inneren Wert seines Wesens beruht“, sagte Papst Franziskus am 11. April im Vatikan.

Der Papst richtete seine Botschaft an die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, die sich aus Akademikern und Fachleuten aus den Bereichen Recht, Politikwissenschaft, Wirtschaft und Soziologie zusammensetzt.

Die Akademie traf sich in dieser Woche im Vatikan zu einer Vollversammlung zum Thema Inklusion von Behinderten.

„Die Vollversammlung will die Herausforderung annehmen und ihren eigenen Beitrag leisten, indem sie ermittelt, was […] die Barrieren sind, welche die Behinderung einer Gesellschaft verstärken und Menschen mit Behinderungen daran hindern, voll am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, hieß es im Programm der Vollversammlung.

Die dreitägige Veranstaltung umfasste Diskussionen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, politische Maßnahmen für eine stärkere wirtschaftliche Eingliederung sowie philosophische Perspektiven über Behinderung und die menschliche Existenz.

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In seiner Rede vor der päpstlichen Akademie betonte Papst Franziskus, dass „Verletzlichkeit und Schwäche Teil des menschlichen Daseins sind und nicht etwas, das nur Menschen mit Behinderungen zukommt“.

Er sagte, „der Kampf gegen die Wegwerfkultur“ erfordere „die Förderung einer Kultur der Inklusion“, indem „die Bindungen der Zugehörigkeit innerhalb der Gesellschaft geschmiedet und gefestigt werden“.

Der Papst fügte hinzu, dass „die Bindungen der Zugehörigkeit noch stärker werden, wenn Menschen mit Behinderungen nicht nur passive Empfänger sind, sondern als Akteure des Wandels aktiv am Leben der Gesellschaft teilnehmen“.

Nach Angaben der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften existiert keine genaue Statistik über die Anzahl der Menschen mit Behinderungen weltweit, aber internationale Organisationen schätzen, dass 16 Prozent der Weltbevölkerung von erheblichen Behinderungen betroffen sind.

„Leider werden in verschiedenen Teilen der Welt immer noch viele Menschen und Familien aufgrund von Behinderungen isoliert und an den Rand des gesellschaftlichen Lebens gedrängt“, sagte Papst Franziskus. „Und dies nicht nur in den ärmeren Ländern, wo die Mehrheit der Behinderten lebt und wo ihr Zustand sie oft zu extremer Armut verurteilt, sondern auch in Situationen größeren Wohlstands, wo manchmal Behinderungen als ‚persönliche Tragödie‘ und die Behinderten als ‚versteckte Exilanten‘ betrachtet werden, die als Fremde in der Gesellschaft behandelt werden.“

In ihrem Leitfaden für die Vollversammlung würdigte die Päpstliche Akademie die starke Solidarität, die in Familienverbänden zu finden sei, die Familien, die behinderte Menschen betreuen, unterstützen und begleiten, und stellte fest, dass diese Solidarität eine gesellschaftliche Bedeutung habe.

Papst Franziskus betonte, „die Fürsorge und Sorge der Kirche für Menschen mit einer oder mehreren Behinderungen“ spiegele „konkret die vielen Begegnungen Jesu mit solchen Menschen wider“, „wie sie in den Evangelien beschrieben werden“.

„Jesus geht nicht nur auf Menschen mit Behinderungen zu, er verändert auch die Bedeutung ihrer Erfahrungen“, sagte er. „In der Tat zeigte er einen neuen Ansatz für die Situation von Menschen mit Behinderungen, sowohl in der Gesellschaft als auch vor Gott.“

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„In den Augen Jesu ist jeder menschliche Zustand, einschließlich derer, die von schwerwiegenden Einschränkungen geprägt sind, eine Einladung zu einer einzigartigen Beziehung zu Gott, die es den Menschen ermöglicht, sich zu entfalten“, so der Papst.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.