Redaktion - Mittwoch, 17. April 2024, 16:30 Uhr.
Die Mosaiken des des schweren sexuellen Missbrauchs beschuldigten Marko Rupnik müssen verschwinden – auch wenn der Ex-Jesuit bislang von keinem Gericht verurteilt worden ist: Warum diese Forderung zahlreicher Gläubiger richtig und wichtig ist, kommentiert ein Leitartikel der Zeitung „National Catholic Register“ inmitten der Debatten um den Umgang der Kirche mit dem kontroversen Künstler und seinem problematischen Vermächtnis von Mosaiken.
In Lourdes, dem bekannten Wallfahrtsort, der regelmäßig von kranken und frommen Pilgern besucht wird, sind die Mosaiken vielen Menschen ein Dorn im Auge: Diese Kunstwerke immer noch zu sehen, vor allem die typischen Rupnik-Darstellungen biblischer Figuren mit übergroßen, dunklen Augen, haben sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
So berichtetr Bischof Jean-Marc Micas von Tarbes und Lourdes, von zahlreichen Briefen, die ihn aus aller Welt erreichen und ein breites Spektrum an Meinungen widerspiegeln. Eine Sonderkommission wurde bereits im letzten Jahr eingesetzt, um den Umgang mit den als problematisch betrachteten Arbeiten zu überprüfen.
Es steht noch kein endgültiges Urteil über die persönliche Schuld des bereits einmal exkommunizierten und aus seinem Orden entfernten Mannes aus, jedoch werden die künstlerische Integrität und die symbolische Bedeutung seiner Werke bereits jetzt in Frage gestellt. Die Mosaikfiguren, deren nun scheinbar leeren und dunklen Blicke einst dazu gedacht waren, die Betrachter geistig zu erheben, rufen nun Bedenken hervor, die das spirituelle Wohl der Gläubigen beeinträchtigen könnten, so der Leitartikel.
Die Debatte erstrecke sich über logistische und finanzielle Überlegungen hinaus und berühre grundlegende Fragen der Moral und Gerechtigkeit, insbesondere im Licht der schweren Vorwürfe gegen Rupnik. Dieser steht öffentlich und mehrfach beschuldigt, viele junge Ordensschwestern auf sexueller, spiritueller und psychologischer Ebene manipuliert und missbraucht zu haben.
Die Diskussion um die Entfernung der Kunstwerke spiegelt eine tiefgreifende Auseinandersetzung wider, erklärt der Kommentar. Vielmehr stehe die Frage im Raum, ob Kunstwerke unabhängig von rechtlichen Urteilen im öffentlichen Raum verbleiben sollten, wenn sie inzwischen andere, problematische Assoziationen wecken.
Die Entscheidung, wie mit den Rupnik-Mosaiken umgegangen werden soll, stellt eine komplexe Herausforderung dar, die nicht nur finanzielle Mittel und planerisches Geschick erfordert, sondern auch eine sorgfältige Bewertung der Werte, die diese Werke repräsentieren sollen. Die Kirche steht vor der Entscheidung, ob diese Mosaike weiterhin ihre beabsichtigte spirituelle Wirkung entfalten können oder ob sie, belastet durch die schweren Anschuldigungen, nun mehr Schaden als Nutzen bringen.
Die Botschaft einer neuen, weißen Wand in Lourdes könnte eine symbolische Erneuerung sein, ein Zeichen der Hoffnung und des Heilungsversprechens, wie es in der Offenbarung geschrieben steht, schließt der Kommentar: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Seht, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21,4-5).