Erzbischöfe Bentz und Heße sehen „historische Zäsur“ in Syrien

Christen in Syrien beten vor der Ikone "Unsere Liebe Frau von den Schmerzen, Trösterin der Syrer"
Kirche in Not

Die beiden Erzbischöfe Udo Bentz von Paderborn und Stefan Heße von Hamburg haben den Machtwechsel in Syrien mit dem Sturz des Assad-Regimes als „historische Zäsur“ charakterisiert. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Bentz der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, während Heße als Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen zuständig ist.

„Für die Menschen in Syrien und für syrische Geflüchtete weltweit verbindet sich mit dem Ende der grausamen Diktatur die Hoffnung auf Freiheit und Frieden in ihrem Land“, so Bentz und Heße am Freitag. „Nach Jahrzehnten der Tyrannei ist ein Aufatmen zu spüren. In die Erleichterung mischen sich aber auch große Sorgen. Besonders die religiösen und ethnischen Minderheiten in Syrien wie Christen, Drusen und Kurden bangen um ihre Zukunft.“

Bentz erinnerte daran, dass das Christentum seit „den Anfängen unseres Glaubens“ auch „in Syrien beheimatet“ sei. Die Christen seien „integraler Teil der syrischen Gesellschaft und Kultur“. Waren vor Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 noch etwa 1,5 Millionen Christen in Syrien, so ist diese Zahl inzwischen auf rund 300.000 geschrumpft.

„Als katholische Kirche in Deutschland stehen wir an der Seite unserer christlichen Schwestern und Brüder in Syrien“, unterstrich Bentz. „Wir teilen ihre Hoffnung auf einen Neuanfang, aber auch ihre Ängste und Sorgen.“

Es sei in der jetzigen Situation „unerlässlich, dass alle Akteure auch in der jetzigen Übergangszeit verantwortungsvoll handeln und die Chance auf einen nachhaltigen Frieden und stabile politische Verhältnisse ergreifen. Gemeinsam mit anderen Syrern wünschen sich syrische Christen eine Gesellschaft, in der alle Menschen – unabhängig von Religion, Ethnie oder politischer Überzeugung – in Würde und Sicherheit leben können.“

Unterdessen mahnte Heße mit Blick auf die etwa eine Million Syrer, denen der deutsche Staat Asyl gewährt hat: „Wer aktuell die Erwartung nach schnellen Rückführungen schürt, blendet die Realität aus.“

„So sehr wir alle uns ein Syrien wünschen, in dem Frieden herrscht und die Menschenrechte gewahrt werden: Aktuell ist überhaupt nicht absehbar, wie sich die Lage in Syrien entwickelt“, führte der Hamburger Erzbischof aus. „Ob wirklich Frieden einkehrt und das Land sich stabilisieren kann, lässt sich derzeit nicht sagen. Die Rückkehr syrischer Flüchtlinge gegenwärtig zum großen Debattenthema zu machen, ist daher völlig unangemessen.“

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