Papst Franziskus schreibt an US-Bischöfe: Würde von Migranten steht an erster Stelle

Papst Franziskus
Daniel Ibáñez / EWTN News

Papst Franziskus hat sich am Dienstag an die Bischöfe der Vereinigten Staaten gewandt und die Katholiken aufgefordert, die Gerechtigkeit von Gesetzen und politischen Maßnahmen im Lichte der Würde und der Rechte der Menschen zu prüfen, wenn es um die anhaltende Massenabschiebung von unerlaubten Einwanderern geht.

In seinem Brief betonte der Papst, er unterstütze zwar das Recht einer Nation, sich gegen Menschen zu verteidigen, die gewalttätige oder schwere Verbrechen begangen haben, aber ein „recht gebildetes Gewissen“ sei nicht damit einverstanden, den illegalen Status von Migranten mit Verbrechen in Verbindung zu bringen.

„Der Akt der Abschiebung von Menschen, die in vielen Fällen ihr eigenes Land aus Gründen extremer Armut, Unsicherheit, Ausbeutung, Verfolgung oder schwerwiegender Umweltzerstörung verlassen haben, verletzt die Würde vieler Männer und Frauen und ganzer Familien und versetzt sie in einen Zustand besonderer Verletzlichkeit und Schutzlosigkeit“, erklärte er.

„Alle Christgläubigen und Menschen guten Willens“, so der Pontifex weiter, „sind aufgerufen, die Legitimität von Normen und öffentlichen Maßnahmen im Lichte der Würde der Person und ihrer Grundrechte zu prüfen und nicht umgekehrt“.

Respekt vor der Würde aller

Papst Franziskus verfasste den Brief an die US-Bischöfe inmitten der Änderungen der US-Einwanderungspolitik unter der Regierung von Präsident Donald Trump, einschließlich der verstärkten Abschiebung von Migranten, die von zahlreichen Bischöfen kritisiert wurde.

Der Papst würdigte in seinem Schreiben die „wertvollen Bemühungen“ der US-Bischöfe in ihrer Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen und beschwor den Lohn Gottes für „den Schutz und die Verteidigung derer, die als weniger wertvoll, weniger wichtig oder weniger menschlich angesehen werden“.

Er bat die Muttergottes von Guadalupe, all jene zu beschützen, die aufgrund von Einwanderung und Abschiebung in Angst oder Schmerz leben, und betete für eine Gesellschaft, die „brüderlicher, inklusiver und respektvoller gegenüber der Würde aller“ ist. Gleichzeitig ermahnte er Katholiken und andere Menschen guten Willens, „nicht den Erzählungen nachzugeben, die unsere Brüder und Schwestern unter den Migranten und Flüchtlingen diskriminieren und ihnen unnötiges Leid zufügen“.

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Franziskus betonte, dass Einwanderungsgesetze der menschenwürdigen Behandlung von Menschen, insbesondere der Schwächsten, untergeordnet werden sollten.

„Dies ist kein unwichtiges Thema: Ein echter Rechtsstaat zeigt sich gerade in der würdigen Behandlung, die alle Menschen verdienen, besonders die Ärmsten und die am meisten Ausgegrenzten“, betonte er. „Das wahre Gemeinwohl wird gefördert, wenn die Gesellschaft und die Regierung mit Kreativität und strikter Achtung der Rechte aller – wie ich bei zahlreichen Gelegenheiten bekräftigt habe – die Schwächsten, Ungeschützten und Verletzlichen aufnimmt, schützt, fördert und integriert.“

Er führte aus, die gerechte Behandlung von Einwanderern stehe der Entwicklung von Maßnahmen zur Regelung einer geordneten und legalen Migration nicht entgegen, aber „was auf der Grundlage von Gewalt und nicht auf der Wahrheit über die gleiche Würde jedes Menschen aufgebaut ist, beginnt schlecht und wird schlecht enden“.

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Begriff „ordo amoris“

In seinem Brief ging Papst Franziskus auch auf das katholische Konzept des „ordo amoris“ – der „recht geordneten Liebe“ – ein, das kürzlich von US-Vizepräsident J. D. Vance in der laufenden Debatte über die Einwanderungspolitik angeführt wurde.

„Christliche Liebe“, schrieb der Papst, „ist keine konzentrische Ausdehnung von Interessen, die sich nach und nach auf andere Personen und Gruppen erstrecken. Mit anderen Worten: Die menschliche Person ist nicht ein bloßes Individuum, relativ expansiv, mit einigen philanthropischen Gefühlen!“

„Die menschliche Person ist ein Subjekt mit Würde, das durch die konstitutive Beziehung zu allen, besonders zu den Ärmsten, allmählich in seiner Identität und Berufung reifen kann“, fuhr er fort.

„Der wahre ordo amoris, den es zu fördern gilt“, schrieb der Pontifex, „ist der, den wir entdecken, indem wir immer wieder das Gleichnis vom ‚barmherzigen Samariter‘ betrachten, das heißt, indem wir über die Liebe nachdenken, die eine Geschwisterlichkeit aufbaut, die ausnahmslos allen offensteht“.

Jesus, der Flüchtling

„Als der Sohn Gottes Mensch wurde, entschied er sich auch, das Drama der Immigration zu leben“, schrieb der Papst.

Franziskus wies auf die Soziallehre der Kirche hin, wonach selbst Jesus Christus die Schwierigkeit hatte, sein eigenes Land zu verlassen, weil er sein Leben riskierte, und Zuflucht in einer fremden Gesellschaft und Kultur suchte.

Franziskus nannte es die „Magna Carta“ des kirchlichen Denkens über Migration und zitierte eine Passage aus der Apostolischen Konstitution von Papst Pius XII. über die Betreuung von Migranten, Exsul Familia, in der es heißt: „Die Familie von Nazareth im Exil, Jesus, Maria und Josef, die nach Ägypten ausgewandert und dorthin geflüchtet sind, um dem Zorn eines gottlosen Königs zu entgehen, sind das Vorbild, das Beispiel und der Trost für die Auswanderer und Pilger aller Zeiten und Länder, für alle Flüchtlinge in allen Lebenslagen, die, von Verfolgung oder Not bedrängt, gezwungen sind, ihre Heimat, ihre geliebte Familie und ihre lieben Freunde in der Fremde zu verlassen.“

„Ebenso“, so Papst Franziskus, „erzieht uns Jesus Christus, der alle mit einer universalen Liebe liebt, zur ständigen Anerkennung der Würde jedes Menschen, ohne Ausnahme“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.