Französischer Premier: Habe zu sexuellem Missbrauch an katholischer Schule nicht gelogen

François Bayrou
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Der französische Premierminister François Bayrou hat betont, er habe nicht gelogen, um eine katholische Schule angesichts eines Skandals um sexuellen Missbrauch zu verteidigen, wie Politico mit Blick auf entsprechende Vorwürfe berichtete.

Die investigative Online-Plattform Mediapart hatte Anfang Februar berichtet: „Gegen Priester und Aufsichtspersonen des Internats Notre-Dame-de-Bétharram in der Nähe von Pau liegen rund 100 Beschwerden vor. Trotz des Ausmaßes des Skandals schwört François Bayrou, der seine Kinder dort eingeschult hatte, dass er nichts davon wusste. Mehrere Dokumente und Zeugenaussagen, die von Mediapart gesammelt wurden, beweisen das Gegenteil.“

Am Dienstag sagte Bayrou im französischen Parlament: „Ich versichere Ihnen, dass ich nie über irgendwelche Vorfälle von Gewalt, geschweige denn sexueller Gewalt, informiert worden bin.“ Daher werde er „selbstverständlich“ eine Verleumdungsklage einreichen.

Laut Politico hatte Bayrou in der Vergangenheit bereits zugegeben, er habe „Gerüchte“ über „Ohrfeigen“ gehört, nicht aber über sexuellen Missbrauch. Schon 1998, so Politico, „wurde gegen den ehemaligen Direktor der Schule, einen Priester, ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen der angeblichen Vergewaltigung einer Schülerin eingeleitet“. Später sei es dann zu einer zweiten Klage gekommen. Inzwischen hätten sich zahlreiche weitere Personen gemeldet.

Zuletzt wurde Frankreich erschüttert von Missbrauchsvorwürfen gegen den als Armenpriester bekannten Abbé Pierre. Dieser hatte 1949 die Emmaus-Bewegung in Paris gegründet. Vor den Anschuldigungen, wonach er eine Reihe von Personen sexuell missbraucht habe, galt er als eine der beliebtesten und bekanntesten Persönlichkeiten in der Kirche von Frankreich. Er war vor allem dafür bekannt, dass er sich für die Obdachlosen in Frankreich einsetzte und in den 1950er Jahren das Gesetz „Trève Hivernale“ (Winterruhe) einführte, das noch heute Mieter in den Wintermonaten vor Zwangsräumungen schützt.

Die Anschuldigungen gegen den Priester wurden erstmals im Jahr 2023 bekannt, als Emmaus Frankreich die Aussage einer Frau erhielt, die Abbé Pierre des sexuellen Missbrauchs beschuldigte. Weitere Zeugenaussagen wurden im Juli 2024 in einem unabhängigen Bericht veröffentlicht, der von Emmaus in Auftrag gegeben wurde. Die dokumentierten Anschuldigungen erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte, von den 1950er bis in die 2000er Jahre, und zu den Opfern gehören Emmaus-Mitarbeiter, Freiwillige und junge Frauen aus dem Umfeld von Abbé Pierre.

Die französischen Bischöfe hatten im September 2023 die Akten über Abbé Pierre freigegeben. Diese Dokumente wären normalerweise bis 2082 im Nationalen Archivzentrum der Kirche von Frankreich versiegelt geblieben. Aus juristischer Sicht des französischen Staates kann in der Sache indes nichts getan werden.

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