Redaktion - Freitag, 1. August 2025, 9:00 Uhr.
Thomas Söding, der Neutestamentler und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), hat gesagt, die Kirche habe „weltweit ein Problem mit mangelnden Frauenrechten“. Er sprach am Donnerstag mit dem Kölner Domradio über die Weltsynode zur Synodalität von Papst Franziskus, an der er als Experte teilnahm.
In den letzten 20 oder 30 Jahren habe sich „enorm viel an Kompetenz und Anspruch entwickelt, nicht zuletzt auch, weltweit gesehen, durch die Orden“, sagte Söding mit Blick auf die Rolle der Frau in der Kirche. „Diese Entwicklung wird durch die gegenwärtige Verfassung der katholischen Kirche nicht hinreichend abgebildet. Das Problem ist identifiziert worden; Respekt, dass das auf der Synode so deutlich geworden ist. Auch wenn hierzulande den meisten die Lösungsansätze bei weitem nicht ausreichen.“
Angesprochen auf „Hauptfortschritte“ durch die Weltsynode nannte Söding neben diesem Thema auch, „dass die katholische Kirche sich ehrlich gemacht hat“. Er lobte das Synodensekretariat dafür, „dass sie es im Vorfeld geschafft hatten, diese weltweite Befragung der Gläubigen mit zehn Fragen durchzuführen. Die Fragen waren zwar so verklausuliert formuliert, dass man sie drei Mal lesen musste, um sie genau zu verstehen, aber die Antworten haben deutlich gemacht: Die katholische Kirche hat weltweit ein Problem mit dem sogenannten ‚Klerikalismus‘, das heißt mit einem übersteigerten Priesterbild“.
An der Befragung nahm nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Katholiken – und selbst der praktizierenden Katholiken – teil. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) teilte etwa mit: „Die Anzahl der Gläubigen, die sich in den Diözesen an der Befragung zur Weltbischofssynode beteiligt haben, liegt im untersten einstelligen Prozentbereich.“ Ähnliche Zahlen trug das Portal The Pillar aus aller Welt zusammen.
„Die katholische Kirche braucht Priester“, räumte Söding ein, aber „diese ‚heiligen‘ Männer aufs Podest zu stellen, ist offensichtlich weltweit ein Problem, und dass darüber offen gesprochen werden konnte, fand ich sehr aufschlussreich“.
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Schließlich sagte der ZdK-Vize: „Der schwierigste Punkt für viele war die Frage, wie Menschen ihre Sexualität leben – weltweit, nicht nur im Norden oder im Westen. Dass das eben vielfach nicht in Übereinstimmung mit dem steht, was der Katechismus schreibt, aber auf Überzeugung beruht. Diese Menschen fühlen sich der Kirche zugehörig, die Kirche will eine inklusive Kirche sein. Da entsteht eine große Spannung und dass diese Spannung aufgedeckt worden ist und dass sie in einen Prozess hineingeführt hat, der jetzt auch zu einem Ergebnis führen kann, das ist gut.“
Synodalität „als Idee, als Konzept, als geistliche Bewegung“ sei „eine Antwort auf eine tiefe Krise der katholischen Kirche. Diese tiefe Krise besteht darin, dass die katholische Kirche wichtige Verschiebungen, die es im Kirchenvolk gegeben hat, bislang nicht hinreichend aufgenommen hat.“
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe sich das Kirchenrecht „sehr stark auf die Autorität von Bischöfen konzentriert und hat nicht in gleicher Weise […] die Rechte des Kirchenvolkes thematisiert“, fuhr Söding fort. „Das wird jetzt nachgeholt. Das ist ein Druck, der der Realität geschuldet ist.“
In Deutschland ist Söding einer der prominentesten Vertreter des Synodalen Wegs mit seinen teils drastischen Reformbestrebungen, etwa mit Blick auf die Sexualmoral der Kirche oder die Frauenordination. „Wir denken nicht, dass wir in Deutschland das beste Modell für die ganze Welt haben“, betonte er. „Aber wir reagieren verantwortlich auf unsere Situation und konkretisieren das Grundprinzip katholischer Synodalität.“





