Kardinal Müller: Es gibt „eine gewisse Spaltung über die Lehre der Kirche“

Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

„Das Problem ist, dass wir eine gewisse Spaltung über die Lehre der Kirche haben“, sagte Kardinal Gerhard Ludwig Müller in einem Interview mit dem amerikanischen Portal LifeSiteNews. Auf der einen Seite stünden die „sogenannten pastoralen Bemühungen“, auf der anderen Seite die katholische Lehre selbst.

„Wir können Jesus nicht in einen guten Lehrer des Evangeliums und Jesus Christus als Hirten aufteilen“, erklärte der einstige Präfekt der Glaubenskongregation weiter. Dann hätte man wieder einen „gewissen Nestorianismus, der zu sehr zwischen der göttlichen Natur und der menschlichen Natur Jesu Christi unterscheidet“.

Im Jahre 431 wurde die Lehre des Nestorianismus auf dem Konzil von Ephesus verurteilt und Nestorius, der Begründer dieser Irrlehre, abgesetzt. Das Konzil von Chalcedon (451) bestätigte die Verwerfung und legte die korrekte Christologie der zwei Naturen in einer Person fest.

„Sie sind vielmehr in der Person Jesu Christi vereint, der derselbe gute Hirte ist, der das Evangelium als das Reich Gottes verkündet hat, der Hohepriester ist“, betonte Müller weiter. Der beste Seelsorger sei derjenige, der „eine Grundlage in der Dogmatik hat“. Die Kirche sei nicht in der Welt, um die „Sünde oder ein Leben fern von Jesus Christus zu rechtfertigen“.

Im Gegenteil: Die Wahrheit wäre heilsam für den Menschen, bringe aber „Anstrengungen mit sich, das eigene Leben zu ändern“. Als Beispiel brachte der Kardinal einen Mann, der an Alkoholismus leidet. Nur wenn man diesem mehr Flaschen Wein und Bier bringe, sei man sein Freund. Ähnlich verhalte es sich in „unserer sexualisierten Welt“.

Angesprochen auf die Weltsynode und die Frage nach der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, sagte Müller: „Ich war [in der Synode] anwesend und all diese Diskussionen kommen von einem bestimmten ‚Flügel‘ mit einem falschen Ansatz. Ihnen ging es nicht darum, dem Volk Gottes als Priester oder Diakon zu dienen, sondern ihr tiefster Wunsch war es, Macht über die anderen zu haben und ein höheres Ansehen in der Gesellschaft zu erlangen.“ Dies sei lediglich ein rein „soziologischer, psychologischer Ansatz“ und nicht basierend auf dem, „was das Sakrament der Heiligen Weihe ist“.

Mit Blick auf den kritischen Gesundheitszustand von Papst Franziskus und ein mögliches Konklave appellierte Müller: „Ich hoffe, dass es im Kardinalskollegium eine tiefere Reflexion über den Zustand und die Situation des Glaubens und der Kirche in dieser nachchristlichen oder antichristlichen Welt, der westlichen Welt, gibt.“

Dies sei wichtig, auch unter Berücksichtigung der „Herausforderungen durch den Islam oder den weltweit wachsenden Marxismus in verschiedenen Formen“. Als Beispiel nannte er hier die Klimabewegung und Gender-Ideologie sowie den Transhumanismus.

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