Missbrauchsstudie für Bistum Würzburg veröffentlicht: 43 geistliche Täter seit 1945

Blick auf Würzburg
Daniel Seßler / Unsplash

Eine am Dienstag veröffentlichte Missbrauchsstudie für das Bistum Würzburg spricht von 43 geistlichen Tätern bzw. insgesamt 51 Personen, die seit 1945 Missbrauch begangen haben.

„Im Untersuchungszeitraum zwischen 1945 und 2019 können den 51 Personen 449 Missbrauchstaten vorgeworfen werden“, so die von Hendrik Schneider, einem Rechtsanwalt, angefertigte etwa 800-seitige Studie. „Teilweise handelt es sich um Tatserien zum Nachteil eines oder mehrerer Betroffener, bei denen lediglich die Dauer der Viktimisierung und Angaben zur Häufigkeit pro Woche oder Monat bekannt waren. Bei Hochrechnung anhand dieser Angaben ergeben sich 3.053 Taten, die den 51 Personen zur Last gelegt werden können.“

Zu den weiteren statistischen Informationen der Studie gehörte: „Die Taten der 51 Täter wurden dem Bistum durchschnittlich 25,7 Jahre nach Tatbegehung bekannt. Für 12 Täter und damit mindestens 74 und höchstens 87 Taten ist dokumentiert, dass die Taten unmittelbar oder innerhalb eines Jahres bekannt wurden.“

„Bei 34 Tätern (67 %) wurde eine Strafanzeige gestellt, wobei das Bistum bei 15 Tätern (44 %) als Strafanzeigensteller auftrat“, hieß es außerdem. „Bei 13 Tätern trat ausschließlich das Bistum als Strafanzeigensteller auf, keine dieser Strafanzeigen datiert älter als 2017.“ Erst seit wenigen Jahren „werden Verdachtsfälle nunmehr ohne Ausnahme den Ermittlungsbehörden zur weiteren Bearbeitung vorgelegt“.

Über den Umgang des Bistums Würzburg mit Missbrauchsvorwürfen berichtete die Studie: „In 18 der 51 Fälle mit hinreichendem Tatverdacht wurden Hinweise identifiziert, die ein Einwirken durch Täter oder Bistumsangehörige dokumentieren (35 %). Die jeweils beschriebene Vorgehensweise legt nahe, dass die Handlungen das Ziel verfolgten, den Betroffenen oder die Betroffene davon abzuhalten, das Erlebte Dritten zu berichten und somit ein Aufdecken der Taten zu verhindern. In 6 Fällen finden sich zudem Hinweise auf ein Einwirken durch Gemeindemitglieder oder Familienmitglieder des oder der Betroffenen. Berücksichtigt man auch diese Fälle in der Gesamtauswertung, so finden sich in 22 der 51 Fälle (43%) Hinweise auf ein Einwirken auf den Betroffenen oder die Betroffene.“

„Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass systematischer Täterschutz Gegenstand einer kohärenten, fallunabhängigen Strategie der Bistumsleitung oder der mit Aufklärung von Missbrauchssachverhalten befassten Verantwortungsträger war“, stellte die Studie klar. „Es wurden jedoch fallbezogen Indizien festgestellt, die für den systematischen Schutz einzelner tatverdächtiger Kleriker sprechen.“

Bischof Franz Jung wird sich erst nach Lektüre der Missbrauchsstudie umfassend äußern. Am Dienstag meldete er sich nur kurz zu Wort und sagte: „Mit dem Gutachten, das mir die UKAM übergeben hat, halte ich die Dokumentation des Leids der Betroffenen und unseres Versagens als Kirche in den Händen.“

„In persönlichen Gesprächen haben mir Betroffene mit ihren Lebensgeschichten immer wieder verdeutlicht, wie sehr Kirche und ihre Verantwortungsträger versagt und die befreiende Botschaft des Evangeliums pervertiert haben“, erinnerte Jung. „Der sexuelle Missbrauch ist deshalb eine bleibende Wunde, die nicht heilt, weil Menschen weiterhin unter dem leiden, was ihnen im Raum der Kirche angetan wurde.“

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