Die Deutschen beim Konklave: Kardinal Reinhard Marx

Kardinal Reinhard Marx
Deutsche Bischofskonferenz / Marko Orlovic

Nach dem Tod von Papst Franziskus sind mehrere deutsche Kardinäle im Konklave zur Wahl des neuen Papstes stimmberechtigt, darunter der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. In seiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatte Marx den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland 2019 federführend auf den Weg gebracht.

Besonders in Sachen Homosexualität hat sich Marx, der sich „vom Empfinden her eher als Konservativer“ betrachtet, kritisch gegenüber der Lehre der Kirche positioniert. 2021 sprach der Kardinal sich für die Segnung homosexueller Verbindungen aus, nachdem die Glaubenskongregation derartigen Zeremonien kurz zuvor eine deutliche Absage erteilt hatte. Im März 2022 stand Marx einem sogenannten „Queer-Gottesdienst“ in München vor.

Auch zur priesterlichen Ehelosigkeit, wie sie außerhalb der Ostkirchen seit Jahrhunderten üblich ist und letztlich bis auf Christus und die Apostel zurückgeht, hat Marx eine klare Meinung. „Es wäre besser für alle, die Möglichkeit für zölibatäre und verheiratete Priester zu schaffen“, so Marx im Februar 2022. „Und einige werden sagen: Wenn wir den Pflichtzölibat nicht mehr haben, werden ja jetzt alle heiraten! Meine Antwort lautet: Und wenn schon! Wenn alle heiraten, wäre das doch erst recht ein Zeichen dafür, dass es so nicht gut funktioniert.“

Marx hatte 2021 dem Papst seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising angeboten, um sich „verstärkt der Seelsorge“ zu widmen und sich „für eine geistliche Erneuerung der Kirche“ einzusetzen.

In seinem Schreiben erklärte er damals, er wolle damit Mitverantwortung für die „Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche“ übernehmen. Die Untersuchungen und Gutachten der vergangenen Jahre hätten ihm gezeigt, dass es nicht nur persönliches und administratives Versagen, sondern auch institutionelles und systemisches Versagen gegeben habe. Marx betonte, dass manche in der Kirche die Mitverantwortung und Mitschuld der Institution nicht wahrhaben wollten und deshalb Reformdialoge ablehnten.

Papst Franziskus lehnte das Rücktrittsgesuch kurze Zeit später indes ab. „Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising“, schrieb der nun verstorbene Pontifex in einem Brief an Marx.

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Im gesellschaftlichen Diskurs hatte sich Marx 2021 für eine staatliche Impfpflicht gegen Covid-19 ausgesprochen, wie CNA Deutsch berichtete. Er begründete dies damit, dass die Freiwilligkeit nicht ausgereicht habe, genügend Menschen zu impfen. Gleichzeitig kritisierte er die Aggressivität von Impfgegnern und forderte Solidarität in der Gesellschaft. Zur Frage der Gewissensfreiheit, auf die sich der Vatikan mit Blick auf die Impfpflicht berief, äußerte sich Marx nicht.

Anfang April 2025 verglich Marx die politische Situation unter US-Präsident Donald Trump mit einer Schlüsselszene aus dem Mafiafilm „Der Pate“, wie CNA Deutsch berichtete. Beim „Sonntags-Stammtisch“ im Bayerischen Fernsehen beschrieb Marx, wie Trump eine „spezielle Form der Machtübernahme“ betreibe, die an die Machtdynamik zwischen Don Vito Corleone und einem hilfesuchenden Kleinunternehmer erinnere.

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Biografische Details zu Reinhard Marx

Marx wurde 1953 in Westfalen geboren und zog im Rahmen seiner kirchlichen Laufbahn immer weiter nach Süden. 1979 zum Priester für das Erzbistum Paderborn geweiht und 1996 zum Weihbischof ernannt, berief ihn Papst Johannes Paul II. Ende 2001 nach Trier. Dort wirkte er fast sechs Jahre lang als Bischof, bevor Papst Benedikt XVI. ihn 2007 zum Erzbischof von München und Freising machte und drei Jahre später zum Kardinal.

Zeitweise konnte man Marx als den einflussreichsten Kardinal Europas bezeichnen: Von 2014 bis 2018 war er neben seiner Arbeit im renommierten Erzbistum München und Freising zugleich Mitglied des exklusiven Kardinalsrates von Papst Franziskus, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE).