Wie Kirche Integration leistet: Eine Willkommensklasse für Asylbewerberkinder

Bistum Eichstätt organisiert Unterricht in Maria-Ward-Schule – Lehrer ist christlicher Flüchtling aus Syrien

Bildhinweis: Die Willkommensklasse betreut der syrische Flüchtling Dorey Mamou, der in seiner Heimat als Englischlehrer gearbeitet hat.
PDE/Anika Taiber

Eine tiefe, gesellschaftliche Krise und breite Debatte über die Zukunft des Landes haben die Silvester-Verbrechen ausgelöst, die offenbar von hunderten Asylbewerbern und anderen "arabisch und nordafrikanisch" aussehenden Männern an einer noch unbekannten Zahl an Frauen und Mädchen verübt wurden – meist ohne strafrechtliceh Konsequenzen. Die Kirche – zumindest die Deutsche Bischofskonferenz – hat sich in diese Debatte Tage später zögerlich eingebracht. Dabei gibt es zahlreiche positive Beispiele, wie vor Ort Integration durch die katholische Kirche vorangetrieben wird. 

Das Bistum Eichstätt etwa bietet Asylbewerberkindern aus der Eichstätter Erstaufnahmeeinrichtung seit dieser Woche Schulunterricht an. Eine sogenannte "Willkommensklasse" begann – mit dem Ende der bayerischen Winterferien – an der Maria-Ward-Realschule im Kloster Rebdorf.

Derzeit gut 20 Kinder und Jugendliche besuchen täglich für jeweils vier Schulstunden die Klasse. "Da in der Erstaufnahme der Asylstatus noch ungeklärt ist, sind die Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht schulpflichtig und haben keinen Zugang zum Regelschulsystem", sagte Peter Nothaft, Leiter der Schulabteilung im Bistum Eichstätt und Mit-Initiator der Willkommensklasse. "Hier wollen wir gegensteuern."

Barbara Staudigl, Direktorin der Maria-Ward-Realschule im Kloster Rebdorf, stimmte zu: "Wir wollen diese Zeit nicht brachliegen lassen. Gerade für den Zugang zur neuen Sprache ist jeder Tag kostbar." Die Asylbewerberskinder sollten in der Willkommensklasse vor allem mit dem Schulsystem und den Unterrichtsformen in Deutschland vertraut gemacht werden. Derzeit sind die Schüler zwischen 8 und 16 Jahre alt und kommen größtenteils aus Syrien, Afghanistan und Eritrea.

Neben dem Klassenlehrer – einem christlichen Flüchtling aus Syrien, der in seiner Heimat Englischlehrer war – betreuen Lehrer aus dem Maria-Ward-Kollegium die Willkommensklasse freiwillig in ihrer Freizeit. In den Pausen kümmern sich Jugendliche aus den regulären Klassen um ihre neuen Mitschüler.

Da über die Asylanträge der Familien noch entschieden wird, rechnet Nothaft mit einem ständigen Kommen und Gehen in der Willkommensklasse. Die Anzahl der Schüler und die Altersspanne würden sich laufend verändern. "Dennoch ist es uns ein Anliegen, dass die Kinder ihre Zeit sinnvoll nutzen", erklärt der Leiter der Schulabteilung. "So wollen wir einen ersten Beitrag zur Integration leisten." Ziel sei auch das gegenseitige Lernen, ergänzt Staudigl: "Unsere Schülerinnen und Schüler sollen von den Biografien lernen, von anderen Kulturen und Werten. Und neu wertschätzen, was es heißt, eine Heimat zu haben."

Die Asylbewerber-Kinder wiederum lernen hoffentlich neben der Sprache und dem Schulsystem auch christliche Werte und das darauf basierende Verständnis von der Würde des Menschen besser kennen.

Die Maria-Ward-Realschule im Kloster Rebdorf ist eine staatlich-anerkannte Schule in kirchlicher Trägerschaft. Derzeit besuchen mehr als 800 Schülerinnen und Schüler den Unterricht. Bis Sommer 2014 war die Realschule in der Eichstätter Innenstadt untergebracht – in diesem Gebäude befindet sich seit Herbst 2014 die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber.

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