Kardinal Philippe Barbarin kündigt nach Schuldspruch Rücktritt an (mit VIDEO)

Vatikan lehnt Vorladung von Kardinal Ferrer ab, dem Präfekt der Glaubenskongregation, beruft sich auf diplomatische Immunität

Kardinal Philippe Barbarin vor Gericht
Jeff Pachoud/AFP/Getty Images

Nach seiner Verurteilung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung wegen der Vertuschung sexuellen Missbrauchs hat Kardinal Philippe Barbarin angekündigt, seinen Rücktritt einzureichen.

Dem 68-jährigen Erzbischof von Lyon wird zur Last gelegt, einen Priester nicht den Behörden gemeldet zu haben, der jahrelang Minderjährige missbraucht haben soll.

Richterin Brigitte Vernay erklärte mehreren Medienberichten zufolge Barbarin am 7. März für schuldig, den Fall eines Minderjährigen, der seit 2014 missbraucht wurde, verschwiegen zu haben.

Barbarin war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend.

Neben dem Kardinal standen fünf weitere Geistliche vor Gericht. Sie wurden freigesprochen.

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Es wird erwartet, dass Barbarin gegen das Urteil Berufung einlegen wird. Der Anwalt des Erzbischofs, Jean-Felix Luciani, sagte am heutigen Donnerstag, dass "dies eine Entscheidung ist, die auf juristischer Ebene nicht fair ist".

"Wir hoffen, dass im nächsten Schritt der Gerechtigkeit Genüge getan wird."

Der Prozess gegen Barbarin begann im Januar. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, zwischen Juli 2014 und Juni 2015 nicht den Missbrauch gemeldet zu haben, den Pater Bernard Preynat begangen haben soll.

Der Priester wird beschuldigt, seiten 1980er Jahren immer wieder Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Viele der Straftaten sind heute verjährt.

Im Jahr 2017 sagte der Kardinal gegenüber "Le Monde", dass er die Anschuldigungen gegen Preynat nicht verschwiegen habe, sein Umgang mit den Anschuldigungen jedoch "unzureichend" gewesen sei. Weiter sagte Barbarin der Zeitung damals, er habe eine Ermittlung gegen Preynat eingeleitet, nachdem er von den Vorwürfen Kenntnis erlangt habe.

Die mutmaßlichen Verbrechen Preynats kamen im Jahr 2015 an die Öffentlichkeit.

Preynat wurde Anfang der 1990er Jahre aus der Leitung von Pfadfindergruppen entfern, blieb aber im priesterlichen Dienst, bis er 2015 von Kardinal Barbarin entfernt wurde.

Der Priester hat nach Angaben der Zeitung "The Guardian" den Missbrauch von Minderjährigen zugegeben und wird noch in diesem Jahr vor Gericht dafür verantwortlich stehen.

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Auch Kardinal Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, sollte in dem Verfahren aussagen.

Im Oktober berief sich der Vatikan jedoch auf diplomatische Immunität Ladarias und weigerte sich, einer französischen Vorladung Folge zu leisten. Als Minister des Staates der Vatikanstadt sei er davor geschützt, so der Vatikan.

Die Vorladung soll auch einen Brief Ladarias an Barbarin betreffen, in dem der Kurienkardinal dem französischen Bischof empfiehlt, Disziplinarmaßnahmen gegen Preynat zu ergreifen, und "gleichzeitig öffentliche Skandale vermeiden".

Das Urteil Barbarins ist der jüngste Skandal der weltweiten Kirchenkrise. Auslöser der Krise sind zahlreiche Fälle von Missbrauch, sexuellem Fehlverhalten und dessen systematische Vertuschung durch Bischöfe und Kardinäle in den USAChileHondurasAustralien, in Irland, aber auch Deutschland und den Niederlanden.

LETZTES UPDATE am 7. März 2019 um 13:51 Uhr

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