Pakistan: Schutz für Christen gefordert angesichts Zwangsübertritten zum Islam

Junge Frauen lernen das Handwerk des Webens in einem von den Vereinten Nationen geförderten Projekt in Karatschi.
John Isaac / UN Photo via Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Angesichts der jüngsten Gewaltakte gegen junge christliche Frauen und weitere Misshandlungen von Angehörigen religiöser Minderheiten in Pakistan haben Menschenrechtler und Katholiken vor Ort einen besseren Schutz vor Christianophobie und Zwangsbekehrung zum Islam gefordert.

Der Vorsitzende des Zentrums für Soziale Gerechtigkeit (CSJ) in Pakistan, Peter Jacob, sagte gegenüber "Fides":

"Die bürgerliche Gesellschaft darf nicht übersehen, dass die Regierenden allen Bürgern gleichberechtigten Zugang zu allen Freiheiten und zur Justiz garantieren müssen. Heute ist es unerlässlich, dass ein ad hoc-Gesetz zum Schutz der religiösen Minderheiten in Pakistan eingeführt wird, insbesondere um dem Phänomen der Zwangskonversion zum Islam entgegen zu treten".

Der jüngste Fall ereignete sich Berichten zufolge vor einigen Tagen: Die junge Christin und Krankenschwester Saima Sardar wurde von einem Mann getötet, weil sie es ablehnte, ihn zu heiraten und zum Islam überzutreten.

Ihr Schicksal ist kein Einzelfall: Einem Bericht der "Bewegung für Solidarität und Frieden" zufolge trifft das Phänomen der Zwangskonversion jedes Jahr über eintausend Mädchen - meist Hindi, Christen und Sikhs. Die Tendenz ist zudem steigend, so Beobachter: Eine Folge des Einflusses radikaler Extremisten wie der Taliban.

Gleichzeitig wächst die öffentliche Empörung über Zwangsbekehrungen - auch unter vielen Muslimen, die der Ansicht sind, dass Islamisches Recht solche explizit verbiete.

Politiker zum Handeln aufgefordert

Nach Angaben des Menschenrechtsrats von Pakistan hat die Zahl der Zwangsbekehrungen jedoch zugenommen, wie der Hochkommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen berichtete.

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Der Rechtsanwalt Ali Palh, ein bekannter Verteidiger der Menschenrechte, erklärt gegenüber "Fides" seine Besorgnis über den unkontrollierten Anstieg von Zwangskonversionen. Er fordert, gemeinsam mit hinduistischen Aktivisten, die Politik zum Handeln auf.

Tatsächlich werde der Gesetzgeber bislang nicht aktiv, moniert Peter Jacob gegenüber "Fides", sei es nun aus "Gleichgültigkeit", Absicht - oder schlichter Inkompetenz:

"Die Minderheitenkommission in der Provinz des Sindh tut noch nichts, und die Landesregierung und andere Provinzregierungen haben das Gesetz zur Einsetzung entsprechender Kommissionen für die Rechte der Minderheiten noch nicht verabschiedet und damit die Auflage des Obersten Gerichtshof vom 19.Juni 2014 missachtet."

Der Katholik fordert daher die Landesregierung auf, ein Anti-Konversionsgesetz zu verabschieden, "damit das traurige Phänomen der Entführungen und Zwangsübertritte zum Islam von hinduistischen und christlichen Mädchen ein Ende findet."

Etwa eine Million Katholiken

Offiziellen Schätzungen zufolge leben zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Christen in Pakistan, von denen etwa die Hälfte katholischen Glaubens ist. Christen machen somit keine zwei Prozent der Gesamtbevölkerung von über 207 Millionen Pakistanis aus, von denen über 95 Prozent Muslime sind.

Nach Einschätzung von Experten ist die Christenverfolgung und Christianophobie in Pakistan in den letzten Jahren eskaliert. Immer wieder kam es zu Gewalttaten, darunter Anschlägen und Massaker. Treibende Kräfte sind neben islamistischem Druck auch ethnische Spannungen, Kriminalität und Korruption sowie staatliche Paranoia, so das Hilfswerk "Open Doors", auf dessen Weltverfolgungsindex das Land aktuell den 5. Rang belegt.

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