München - Dienstag, 29. Oktober 2019, 14:06 Uhr.
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx hat davor gewarnt, die am vergangenen Sonntag im Vatikan abgeschlossene Amazonas-Synode für eigene Interessen zu instrumentalisieren. Dies berichtet die Pressestelle des Erzbistums München und Freising am heutigen Dienstag.
"Da geht es endlich einmal um die Rettung, um das Überleben der Welt, und in unseren Zeitungen steht nur: 'Wann wird endlich der Zölibat abgeschafft?'", betonte Marx mit Blick auf die drängenden ökologischen Probleme in der Amazonas-Region, die bei der Sonderversammlung auch im Zusammenhang globaler Verantwortung für die Schöpfung diskutiert worden waren. Er sei "ein wenig unglücklich" über die Diskussion und Resonanz auf die Synode hier in Deutschland gewesen, stellte der Erzbischof von München und Freising bei einem Podium mit dem Titel "Amazonien-Synode aus erster Hand" am Montagabend, 28. Oktober, in München in der Katholischen Akademie in Bayern fest.
"Es ging auch auf der Synode nicht um die Abschaffung des Zölibats, das wird nicht geschehen."
Vielmehr sei bei der Synode eine "pastorale Umkehr" gefordert worden. Die Kirche dürfe nicht "nach Methoden suchen, wie wir an die Leute rankommen, um ihnen zu sagen, was uns wichtig ist". Sie müsse danach fragen, was die Menschen brauchten. Dass etwa in manchen Regionen Amazoniens die Gläubigen nur einmal jährlich die Eucharistie feiern könnten, bezeichnete Marx als "Skandal": "Die Menschen haben ein Recht darauf, dass das häufiger passiert, dass ein Priester bei ihnen ist." In diesem Zusammenhang sei es richtig, darüber nachzudenken, ob es so extreme Situationen gebe, "in denen die Eucharistie so wichtig ist, dass es notwendig ist, bewährte verheiratete Männer zur Feier der Eucharistie zuzulassen". Um diesem Vorschlag der Synode zu folgen, "muss nicht ein einziger Punkt im Kirchenrecht geändert werden". Der Papst dispensiere jetzt schon vom Zölibatsgesetz, erinnerte Marx zum Beispiel mit Verweis auf konvertierte evangelische Priester. Der Kardinal mahnte, diese Überlegungen, die mit Blick auf die konkrete Situation in Amazonien angestellt wurden, nicht einfach auf die deutsche Kirche zu übertragen. Die Fragen müssten mit Blick auf die Pastoral hierzulande lauten: "Was heißt Gemeinde, was heißt Präsenz, wann und wie ist die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des Lebens in unseren Pfarrei?" Dies werde auch ein Thema des "Synodalen Wegs" in Deutschland sein.
Zur ebenso bei der Synode diskutierten Frage nach der Beteiligung von Frauen forderte der Erzbischof "eine Entklerikalisierung in dem Sinne, dass klar ist, nicht die Priester allein sind die wahren Herren der Kirche. Wir brauchen eine Partizipation, die nicht nur dekorativ ist, sondern deutlich macht: Das ganze Volk Gottes nimmt Teil an der Leitung der Kirche". Dafür setze er sich heute schon in seinem Zuständigkeitsbereich ein, versicherte der Kardinal:
"Ich werde dafür kämpfen, dass klar wird: Wir sind keine männerdominierte Kirche, sondern werden eine Kirche sein, in der Männer und Frauen an der Regierung teilhaben."
Auch wenn die Kirche nicht immer danach gelebt habe, sei es "die große Botschaft des christlichen Glaubens. Keine andere Weltanschauung oder Religion hat es in dieser Weise vorangebracht, dass Männer und Frauen auf einer Stufe stehen".
Die "Sorge um das eine Haus der Erde", wie sie Papst Franziskus bereits in seiner Enzyklika "Laudato si" benannt hat und die bei der Synode im Mittelpunkt gestanden sei, ist laut Marx insbesondere auch ein Auftrag an die Industrienationen, "die den Planeten seit 200 Jahren für sich gebrauchen und ausbeuten". Die aktuellen Demonstrationen der Jugend zeigten zwar, "dass die Bewusstseinsbildung schon etwas vorangeschritten ist", aber noch blieben entsprechende Handlungen aus. Hierzu müsse die Kirche universal tätig werden. "Wir müssen auch unsere Politiker in die Pflicht nehmen, damit Beziehungen zwischen den Ländern sich verändern. Wir brauchen Beziehungen mit einem ganzheitlichen Blick auf das eine Haus."
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