Finanzskandal im Vatikan: Papst Franziskus ernennt Nachfolger von René Brülhart

Blick auf den Petersdom aus dem Vatikan
CNA / Petrik Bohumil

Nach dem plötzlichen Abgang des Chefs der Finanzaufsicht des Vatikans (AIF), René Brülhart, hat der Papst am heutigen Mittwoch dessen Nachfolger bekanntgegeben.

Der Italiener Carmelo Barbagallo (63) tritt in die Fußstapfen des 47 Jahre alten Schweizers. Barbagallo ist ein ehemaliger Mitarbeiter der italienischen Nationalbank und war zuletzt als Berater tätig, teilte der Vatikan mit.

Den überraschenden Abgang Brülharts hatte der Vatikan über seine Pressestelle als "auslaufendes Mandat" bezeichnen lassen. Dem widersprach jedoch der Schweizer, ein anerkannter Experte für die Bekämpfung von Geldwäschere,i mit klaren Worten. Seine Rolle habe gar keine Amtszeit gehabt, so Brülhart gegenüber der Agentur "Reuters". Tatsächlich habe er gekündigt.

Der Vatikan ist um Schadensbekämpfung bemüht, angsuchts eines weitläufigen Finanzskandals, in dem es unter anderem um den Umgang mit Spendengeldern geht, den merkwürdigen Bau einer Luxus-Immobilie in London und ein bankrottes Krankenhaus.

Gleichzeitig sind fünf Mitarbeiter der Finanzaufsicht suspendiert worden, nachdem ausgerechnet die Vatikanbank gegen diese Vorwürfe erhob, was dazu führte, dass Ermittler im Oktober Büros im Staatssekretariat und bei der AIF durchsuchten. Und deren Direktor, Brülhart, seinen Posten verließ – ob nun freiwillig oder nicht.

Die Skandale sind für Kritiker auch ein Hinweis auf eine ins Straucheln geratenen Kurienreform.

Papst Franziskus hat gestern – auf dem Rückflug aus Japan – eingeräumt, dass es Korruption gebe. Doch mache die von Papst Benedikt XVI. auf den Weg gebrachte Reform des Finanzwesens "Fortschritte", so der Pontifex am 26. November gegenüber Journalisten.

Wie ausgerechnet die von der – ja eigentlich zu kontrollierenden – Vatikanbank angestifteten Ermittlungen der Kontrollinstanz AIF ein "Fortschritt" sein soll, oder gar das erschütterte Vertrauen vieler katholischer Spender wiederherstellen kann, erklärte der Papst nicht.

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Dem Vatikan drohe die "Ächtung als Finanzplatz", resümierte diese Woche die "Neue Zürcher Zeitung" trocken. Was sich viele Katholiken denken, wenn sogar  der Peterspfennig offenbar in dubiose Immobiliendeals fließen kann, dürfte noch deutlicher ausfallen.

Vergangene Woche wurde zudem bekannt, dass die Egmont Group, in der 160 Finanzinstitute ein Kommunikationssystem betreiben, den Vatikan ausgeschlossen hat. Lag das auch daran, dass die eigentlich zu kontrollierende Bank Zugriff auf Kontrolldaten bekam? 

Die Finanzaufsichtsbehörde AIF war im Jahr 2010 von Papst Benedikt XVI. gegründet worden, um Finanztransaktionen zu überwachen, Geldwäsche sowie Steuerhinterziehung und weitere Korruption zu verhindern. Die AIF sollte zudem sicherstellen, dass sich der Vatikan in seinen Bankgeschäften an die internationalen Finanzstandards hält.

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